Neustadt Schwungvoll die Schwerkraft nutzen

Stahlkugel muss ohne „Ausreißer“ ins Ziel: Linette Rauch vom Neustadter KRG kam mit ihrem „Fairytale Express“ auf den siebten Pl
Stahlkugel muss ohne »Ausreißer« ins Ziel: Linette Rauch vom Neustadter KRG kam mit ihrem »Fairytale Express« auf den siebten Platz.

„Wer von euch fährt nachher noch richtig Achterbahn?“: Klar, dass bei dieser Eingangsfrage von Bianca Konrath, stellvertretende Geschäftsführerin der Ingenieurkammer Rheinland-Pfalz, fast alle Schülerhände im „Casa Palatina“ im Holiday Park hochschnellten. Immerhin saßen im Saal lauter „Nachwuchsingenieure“ mit Achterbahnmodellen unter den 400 Gästen aus ganz Rheinland-Pfalz, die ungeduldig auf die Preise im Landeswettbewerb „Junior.ING“ warteten. Unter dem Motto „Achterbahn – schwungvoll konstruiert“ will der Schülerwettbewerb, der zum zwölften Mal und in Kooperation mit dem Bildungsministerium stattfindet, Jungs und Mädchen für den Ingenieurberuf begeistern. Planetensysteme, alte Fahrradreifen und Pappteller als „Schreckensspirale“ zierten die über 120 ausgestellten Modelle im Saal, mussten aber auch die Schwerkraft richtig nutzen und gegen ihre Tücken bestehen. Doch bevor es Preise für die „Top 15“ gab, wurden die Schüler auf die Folter gespannt: Nach einem Imagefilm über den Beruf erklärte Uwe Angnes, Vizepräsident der Ingenieurkammer, dass der „Nervenkitzel Achterbahn“ erst durch die Arbeit gewissenhafter Ingenieurteams „ungefährlich für die Besucher“ gestaltet werde. Bernhard Bremm, der Bildungsministerin Stefanie Hubig vertrat, beschrieb humorvoll eine typische Achterbahnfahrt, bei der „das gesamte Hormonregister“ im Gehirn ausgeschüttet werde. Auch der Achterbahnexperte des Holiday Parks, Maximilian Wegner, zeigte am Beispiel der „Expedition GeForce“ den jungen Tüftlern, welche Kräfte auf die Fahrgäste wirken und wie sie durch mehrfache Rückhaltesysteme gesichert werden: „Aber das hattet ihr ja nicht zu bearbeiten bei euren Modellen.“ Was dagegen alles zu beachten war, verrieten drei Jurymitglieder („Zur Sache“), bevor die Sieger in der Altersgruppe I gekürt wurden. Aber auch hier sparten sich die Organisatoren die Ehrung der Erstplatzierten bis zum Schluss auf, und die Geduld der jungen Teilnehmer wurde ein weiteres Mal auf die Probe gestellt, da Abiturientin Michelle Haupenthal erst aus ihrer Physik-Facharbeit über Achterbahnen referieren durfte. In der Altersgruppe der Jüngeren hat die zwölfjährige Neustadterin Linette Rauch, die das Kurfürst-Ruprecht-Gymnasium besucht, Platz 7 unter 85 eingereichten Arbeiten für ihr Modell „Fairytale Express“ gewonnen. 50 Arbeitsstunden und viele Experimente mit unterschiedlichen Materialien hat das die Sechstklässlerin gekostet, wie sie im RHEINPFALZ-Gespräch berichtet. Druckluftschläuche und dem Kugeldurchmesser angepasste „Schienen“ aus mehrfach laminierter und zugeschnittener Folie bilden ihre Konstruktion. „Auch der Looping war schwer, da alles genau aufeinander abgestimmt sein musste“, so Linette. Ihre Eltern Iris und Johannes Rauch sind Bauingenieure und haben Linette auf den Wettbewerb aufmerksam gemacht. Das Modell hat sie sich aber alleine ausgedacht: In Kleinarbeit hat sie zudem das Gestänge mit Bast umwickelt und kleine Stoffrosen eingearbeitet. Doch die Hauptarbeit war klar, ihre Stahlkugel ohne „Ausreißer“ auf der Bahn ins Ziel zu bringen. Die 50 Euro Preisgeld sind zwar weniger als das, was die Familie für Material ausgegeben hat, aber nach immerhin nur einem verworfenen Versuch hat Linette ihr Erfolgsmodell entwickelt. LANDESSIEGER —Altersgruppe I (Klassen 1 bis 8): „Fußball-Coaster“, Leonard Nalbach, Grundschule Malborn. —Altersgruppe II (Klassen 9 bis 13 und berufsbildende Schulen): „Harry Potter und der rollende Schnatz“, Teresa Kollmann und Yasmina Simon, BBS für Technologie und Umwelt Wittlich. — Sonderpreis Nachhaltigkeit: „Recycling Racer“, Lorenz Bruchhold, Malte Theiß, Benno Wittke, Siebenpfeiffer-Gymnasium Kusel. —www.junioring.ingenieure.de

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