Neustadt Schaf ohne Kopf gefunden

Blick auf eine der Weiden mit Kamerun-Schafen in Lindenberg.
Blick auf eine der Weiden mit Kamerun-Schafen in Lindenberg.

Lindenberg: Auf einer Weide in Lindenberg ist am Freitag ein Kamerun-Schaf gerissen worden. Schäfer Andreas Kottwitz geht anhand der Verletzungen davon aus, dass ein größeres Tier – wie etwa ein Luchs oder gar ein Wolf – dafür verantwortlich sein könnte. Nach Ansicht von Experten spricht aber vieles für einen Fuchs.

Jeden Abend holt Andreas Kottwitz seinen Herdenschutzhund von der Schafweide am Ortsrand von Lindenberg, nachdem dieser tagsüber auf die Kamerun-Schafe aufgepasst hat. Am Freitagabend führt der Hund ihn zu einem toten Schaf, dessen Anblick einem schier den Magen umdreht: Es liegt am Hang unter Bäumen mit abgerissenem Kopf. Kottwitz macht sich sofort auf Spurensuche, fotografiert das Schaf. Der Lindenberger geht zunächst von einem Wolfsangriff aus, denn: „Der Biss war in der Fläche nicht rund, wie es bei einem anderen Tier – bei einem Fuchs zum Beispiel – der Fall gewesen wäre.“ Es sei möglich, dass ein Fuchs hinterher gekommen sei, um den Kopf mitzunehmen.

Fuchs als Täter?

Förster Jens Bramenkamp, lokaler Beauftragter im rheinland-pfälzischen Großkarnivoren-Monitoring, wurde von Forstarbeiter Rudolf Knoll am Samstag über den Vorfall informiert. Bramenkamp setzt auf den Fuchs als „Täter“. Es sei untypisch für Luchs und Wolf, dass sie einen Kopf abrissen und den Rest zurückließen. „Sie holen sich meist Keule und Muskelfleisch, weil sie sich davon ernähren müssen, kehren aber auch immer wieder zurück, um sich den Rest zu holen“, so Bramenkamp. Bei Hunden oder Füchsen verhalte es sich anders, sie seien von reinem Jagdtrieb und Tötungslust getrieben. Besonders bei Füchsen komme es vor, dass der Kopf fehle und der Körper zurückbleibe. Kottwitz hat auch seinen Hund auf Blutspuren untersucht: „Hätte er das Schaf gerissen, hätte man das Blut aber deutlich auf seinem weißen Fell gesehen, etwa an Schnauze und Ohren.“ Noch bevor Forstarbeiter und Monitoring-Stelle davon erfahren, meldet Kottwitz den Vorfall der Polizei in Neustadt. Die verweist auf den zuständigen Jagdpächter – in Lindenberg ist das unter anderem Thomas Deimel aus Niederkirchen. Er rät Kottwitz, sich an das Großkarnivoren-Monitoring zu wenden.

DNA-Probe werden analysiert

Während Bramenkamp Ansprechpartner bei Beobachtungen und Spuren im Wald ist, gibt es für Tierhalter einen Ansprechpartner bei der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz (SNU), die eng mit dem Großkarnivoren-Monitoring zusammenarbeitet. Sylvia Edelberger, Leiterin des Wiederansiedlungsprojektes für Luchse (Life Luchs Pfälzerwald), wurde am Samstag über den Vorfall in Lindenberg informiert. Sie fuhr ins Joppenholz, um sich selbst ein Bild zu machen und DNA-Proben zu nehmen. „Diese gehen an das Forschungsinstitut Seckenberg in Gelnhausen.“ Die Bearbeitung könne drei bis vier Wochen dauern. Etwa 100 Euro koste die Analyse, was die SNU übernehme. „Das Nutzungsmuster am Kamerun-Schaf weist auf einen Fuchs hin, da Kopf und ein Bein fehlen“, sagt Edelberger. „Der Wolf konzentriert sich auf den Bauchraum und das Muskelfleisch. Ein als Jäger ungeübter Hund beißt überall hin, wo er anpacken kann.“ Am Körper gebe es aber keine Kampfspuren. Ein Kehlbiss, typisch für den Wolf, könne nicht nachgewiesen werden, da der Kopf fehle. Dass einzelne Körperteile mitgenommen würden, sei typisch für den Fuchs. „Brauchbare Pfotenabdrücke konnte man nicht entdecken, da sich ja auch der Hütehund auf dem Gelände aufhält“, so Edelberger. Sie sagte Kottwitz zu, ihm das Ergebnisprotokoll des Instituts nach Abschluss der Untersuchung zuzuleiten. Doch vielleicht gibt es am Ende gar kein Ergebnis. „Problematisch ist, dass der Tierhalter das Schaf eingefroren hat. Deshalb gibt es ein kleines Fragezeichen, ob die DNA-Proben verwertbar sind“, sagt Edelberger. Besser sei es, das Tier im Kühlen liegenzulassen und mit einer Plane abzudecken. Damit so etwas wie am Freitag nicht noch einmal passiert, würde Kottwitz seinen Hund am liebsten nachts auf der Weide lassen. Das gehe aber wegen der Anwohner nicht. „Mit ihnen habe ich vereinbart, dass er bei mir bleibt, wegen des Lärms, den er veranstaltet, sobald ein fremdes Tier auf die Weide kommt.“ Der jetzige Zaun halte zwar viele Tiere ab, doch gerade Füchse könnten sehr hoch springen. Ein höherer Zaun für die gesamte Weide sei aber zu teuer. „Ich weiß zwar noch nicht, wer mir das Schaf ersetzt, aber ich bin mir sicher, dass ich nicht hängen gelassen werde. Aber mal davon abgesehen: Ich pflege Kontakt zu meinen Tieren. Da tut das schon weh.“ Info Hotline für Tierhalter bei Nutztierriss: 06306/911 199, E-Mail: Luchs@snu.rlp.de. Informationen zu Projekten im Internet unter https://snu.rlp.de/de/projekte.

x