Neustadt „Querscheißerei“ und Klavierakrobatik

«Neustadt». Mit dem Duo „Kabbaratz“ und seinem Weihnachtsprogramm „Ich find’s so schön, wenn der Baum brennt“ hat sich der Kleinkunstverein „Reblaus“ erst kürzlich in die Winterpause verabschiedet, doch schon am 26. Januar startet der Spielplan in der Katakombe ins neue Jahr: Fünf Termine sind bis zum Sommer vorgesehen.

Zum Auftakt ist das Hamburger Quartett „La Le Lu“ wieder einmal zu Gast bei der „Reblaus“, diesmal mit ihrem A-cappella-Comedy-Programm „Die Schönen und das Biest“. Es ist der Ersatztermin für das 2017 krankheitsbedingt ausgefallene Gastspiel und beschert ein noch recht neues Programm, das erst im September Premiere feierte. Frank Valet, Jan Melzer, Tobias Hanf und Sanna Nymann gehen darin unter anderem den Fragen nach, ob Frauen und Männer doch zueinander passen oder ob man eine Liebeserklärung auch grunzen kann. Bei ihrer bewährten Mischung aus Gesang, Komik, Show und Parodie greifen „La Le Lu“ auf die Weisheiten von Fachleuten der Liebe wie Roland Kaiser, Angela Merkel und Serge Gainsbourg ebenso zurück wie auf gesangliche Anleihen von Ed Sheeran, Pharrell Williams, Wolfgang Amadeus Mozart und Jogi Löw. Und sie versprechen zu erklären, was es mit Achtsamkeits-Doom-Metal auf sich hat. „Wir freuen uns, dass es mit dem Termin geklappt hat und wir mit einer tollen Show ins neue Jahr gehen“, sagt der „Reblaus“-Vorsitzende Harald Kargus. „La Le Lu“-Fans sollten sich freilich beeilen, denn es gibt laut Veranstalter nur noch Restkarten. Zweiter Gast des neuen Jahres wird am 23. Februar Jens Neutag mit seinem Programm „Mit Volldampf“ sein. 2015 als Deutschland-Kritiker erstmals auf der „Reblaus“-Bühne, will er diesmal abrechnen mit hirnlosen Rechtspopulisten à la Trump oder Erdogan, die mit ihrer Realsatire den „Kabarettisten das Wasser abgraben und selbst in die Politik gehen. Aus der Sicht der Generation um die 40 geht er dabei unter anderem der Frage nach, ob alles anders wird, wenn man plötzlich selbst das Sagen hat. „Mit Volldampf“ ist das siebte Solo-Programm des 1972 geborenen Rheinländers, der auch als Autor unter anderem für Thomas Freitag tätig ist und eine feste Radio-Kolumne bei Antenne Düsseldorf betreut. „Irre und originell“ geht es laut Kargus dann weiter am 29. März mit dem Duo „Luna Tic“, das erstmals bei der „Reblaus“ gastiert und auf der Bühne in der Sauterstraße einen seiner wenigen Auftritte in Deutschland absolviert: Stéfanie Lang und Judith Bach alias „Claire aus Berlin und Olli aus Ost-Paris“ sind im kommenden Jahr vorwiegend in der Schweiz unterwegs. Hinter der Show „On Air“ verbirgt sich eine Art Klavierakrobatik-liederkabarett, bei dem sich zwei Frauen, die unterschiedlicher kaum sein könnten, am, auf, neben und unter dem Klavier begleiten. Rund um ein günstig ersteigertes Radiomikrofon gehen die beiden aus dem Bühnenstudio live auf Sendung und versprechen eine Mischung aus Improvisation, Artistik und Situationskomik. „Germanistik ist heilbar“, heißt es dann am 27. April, wenn Philipp Scharrenberg sein zweites „Reblaus“-Gastspiel nach der Premiere 2012 absolviert. Scharrenberg, bekennender Sprachliebhaber, bezeichnet sich selbst als „ein bisschen Philosoph, ein bisschen Querdenker, ein bisschen Klugscheißer – ein philosophischer Querscheißer eben“ und verspricht für den Abend ein Sprachspielpaket aus slammigen Gedichten, Songs, Raps und Kurzgeschichten. Ob es ihm gelingt, damit das Buch vor dem Aussterben zu bewahren? Mit Sebastian Nitsch und seinem Solo-Kabarettprogramm „Die Mackenparade“ verabschiedet sich die „Reblaus“ dann am 25. Mai in die Sommerpause. Nitsch sei als Ersatz für den eigentlich vorgesehenen Nils Heinrich gebucht worden, der just im Oktober im Hambacher Schloss zu sehen war. „Zwei Auftritte mit demselben Programm innerhalb so kurzer Zeit in Neustadt wären sinnlos“, sagt Kargus zur kurzfristigen Umbuchung. Er sei gespannt auf den „Reblaus“-Newcomer und hoffe auf eine „Neuentdeckung mit Durchstarterpotential“. In der „Mackenparade“ schlüpft Nitsch in die Rolle des poetischen Beobachters menschlicher Laster, die allesamt etwas über ihren Träger aussagen. In der Laudatio der Jury zur Verleihung des „Prix Panthéon“ 2015 wurden seine beiläufigen Akkorde auf dem umgehängten Keyboard in die Nähe der „großen Kunst Hanns Dieter Hüschs“ gerückt, bei der „Reblaus“ will er sich unter anderem auch als „Erschaffer von Unsterblichkeitsbatzen, in denen er die DNA seiner Zuschauer in Kaugummis für die Ewigkeit sichert“ versuchen. Auch die Pläne für das zweite Halbjahr sind laut Kargus bereits weitgehend in trockenen Tüchern: Am 13. September sind Tina Teubner und Bernd Süverkrüp mit ihrem Programm „Wenn Du mich verlässt, komm ich mit“ gebucht, am 18. Oktober kommt das Figurentheater Marotte, eigentlich Stammbühne beim „Reblaus“-Kindertheater, mit einem Erwachsenen-Programm, für November ist Michael Frowin gebucht und für Dezember „The Cast“. Noch Fragen? Alle Veranstaltungen finden im „Theater Katakombe“ im Christlichen Jugenddorf, Sauterstraße 6, in Neustadt statt und beginnen um 20 Uhr. Karten (20/17 Euro, bei „La Le Lu“: 23/20 Euro) in der Neustadter Bücherstube, den RHEINPFALZ-Geschäftsstellen und beim Media-Markt, unter Ticket-Hotline 0631/37016618 sowie www.reblaus-kleinkunst.de. Restkartentelefon am Veranstaltungstag jeweils ab 17 Uhr unter 06321/929912.

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