Neustadt „Pfälzer lachen befreiter“

„Oaner vun de meischde“: Fritz Kain spielt in seinem sechsten Solo-Programm „De Baby-Boom-Bu“ auf sein eigenes Geburtsjahr 1964
»Oaner vun de meischde«: Fritz Kain spielt in seinem sechsten Solo-Programm »De Baby-Boom-Bu« auf sein eigenes Geburtsjahr 1964 an, als Kinder noch in Massen auftraten und ein Eis zehn Pfennig kostete.

«Deidesheim». Franz Kain war Sportredakteur bei den „Weinheimer Nachrichten“ und beim „Mannheimer Morgen“, ist seit 28 Jahren Mitglied beim kurpfälzischen Kabarettensemble „Spitzklicker“ und in seiner Heimatstadt Weinheim Geschäftsführer des Kulturzentrums „Alte Druckerei“. In der Pfalz dagegen hat der 54-Jährige, der seit 2009 auch mit Solo-Programmen in Mundart unterwegs ist, bislang nur Stippvisiten abgegeben. Nächste Woche kommt er nun mit „De Baby-Boom-Bu“ ins Boulevardtheater Deidesheim. Rainer Rausch hat vorab mit ihm gesprochen.

Herr Kain, wie heißt Deidesheim auf Pfälzisch?

Deisem. Und wie kommen Sie von Woinem (Weinheim) zum Auftritt in Deisem? Durch mehrere Kontakte. Zum einen hat Boris Stijelja, Leiter des Boulevardtheaters, auch schon bei uns in der „Alten Druckerei“ gespielt. Zum zweiten wirkt meine Tochter Patricia in Deidesheim als Schauspielerin in den Stücken „Gatte gegrillt“, „Heiße Zeiten, die Wechseljahre“ und „Bleib doch zum Frühstück“ mit. Bleiben wir bei Ihrer Tochter: Sie führt diesmal – und erstmals – Regie bei Ihrem sechsten Solo-Programm ... Ja, es war schon ein Wagnis mit dem eigenen Kind. Aber wir können gut miteinander. Die Zusammenarbeit war sehr harmonisch. Zudem hatte sie vorher schon bei verschiedenen Musicals und Theatern Regie geführt. Ihr Titel „Baby-Boom-Bu“ macht neugierig. Es gab ja damals im Straßenbild – salopp ausgedrückt – ein Überangebot an Kindern. Wie schlägt sich das in Ihrem Programm nieder? Ich bin Jahrgang 1964. Das war mit 1,4 Millionen Geburten der stärkste Jahrgang in Deutschland überhaupt. Die Zahl wurde niemals mehr erreicht. Ich transportiere im Programm einen Großteil meiner Jugend in die Gegenwart und werfe einen Blick in die Zukunft. Ein alltägliches Wassereis kostete damals 10 Pfennig, heute zahlt man für einen Bollen 1,10 Euro. Die Zukunft kommt mittlerweile so schnell, dass sie noch vor dem ersten Eintreffen veraltet ist. Damals gab es Sachen noch nicht, die es heute schon nicht mehr gibt – Telefone mit Wählscheibe und Videorecorder etwa. Die Bandbreite des Themas ist riesig. Sie hatten neulich eine stürmisch umjubelte Einlage beim Neujahrsempfang in Mutterstadt. In der „Ludwigshafener Rundschau“ der RHEINPFALZ war mehr über Sie zu lesen als über die Worte des Ortsbürgermeisters ... Ja, ich wollte grade mal in eine Brezel beißen, als mich der Bürgermeister aufforderte, sofort wieder auf die Bühne zurückzukehren. Die Pfalz ist trotzdem eher noch Neuland für Sie. Können sie Unterschiede zur Kurpfalz ausmachen? Die Pfälzer sind redseliger und offener als die Kurpfälzer. Ich habe in Mutterstadt anschließend noch zwei Stunden mit den Leuten zusammengestanden. Pfälzer lachen auch befreiter. Kurpfälzer schielen auf ihren Nebenmann, ob der lacht. Erst dann lachen sie auch. Pfälzer sind auch lieber unterwegs als Kurpfälzer. Sie sind ein bekennender Verfechter des Dialekts. „Worschdebrod“ klingt ja auch viel liebevoller als das harte hochdeutsche „Wurstbrot“ ... Sie spielen auf den „Worschdebrod“-Sketch an. Der verfolgt mich seit zehn Jahren. Ein unfassbarer Erfolg! Den kann ich noch ewig spielen. In der Kurpfalz und in der Pfalz! Auch in Deisem? Wenn er als Zugabe gewünscht wird, vielleicht ... (lacht) Termin Franz Kain kommt am Donnerstag, 21. Februar, 20 Uhr, mit „De Baby-Boom-Bu“ ins Boulevardtheater Deidesheim. Karten (22 Euro) bei Brillen-Bott, unter 0172-4008201 oder www.reservix.de.

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