Neustadt „Nicht denken, einfach machen“

Die 1,80 Meter große Lilli Ulrich fliegt über die 0,84 Meter hohen Hürden.
Die 1,80 Meter große Lilli Ulrich fliegt über die 0,84 Meter hohen Hürden.

«Neustadt.» Diese Saison ist für Hürdensprinterin Lilli Ulrich die wichtigste ihrer bisherigen Laufbahn. Die 18-Jährige Neustadterin weiß, dass sie in der aktuellen Freiluftrunde direkt nach dem Abitur, vor dem Freiwilligem Sozialen Jahr ab Herbst und anschließendem Studium jetzt am besten Zeit für ihr Training bei der LG Neustadt einplanen kann. Ende Juli läuft sie bei den deutschen Leichtathletikmeisterschaften der Altersklasse U20 in Rostock.

Ulrich kam erst spät im Alter von elf Jahren zur Leichtathletik. Was aber gerade für ihr Sprintvermögen und vor allem für ihre Hürdentechnik kein Nachteil war. Denn als ausgebildete Rope-Skipperin, die einige Jahre bei der TSG Neustadt trainiert hatte, hat sie gute Grundlagen für die Leichtathletik mitgebracht. „Am Anfang war es noch das gesamte Spektrum der Leichtathletik, das wir trainiert haben“, erinnert sie sich. Dann, bei der Vorbereitung auf einen Siebenkampf im Herbst, kam es zum ersten ernsthaften Kontakt mit der Hürdendisziplin. Da merkte sie, dass sie mit ihrer Größe von 1,80 Metern gut mit der Höhe klar kommt. „Und es machte Spaß“, sagt sie. Auch ohne große Technikausbildung war sie in dieser Disziplin schnell erfolgreich. Siebenkampf aber „machte auch Spaß, das machten wir immer zum Saisonende in Neustadt“. Denn hier wurde sie zweimal Pfalzmeisterin im Mehrkampf. „Spaß“ definiert sie dann ganz genau: Es gehe in der Leichtathletik darum, über sich hinauszuwachsen, zu erkennen, was man erreichen könne, sich immer wieder selbst zu besiegen, sagt sie. Das heißt für sie, ihre Bestleistungen zu steigern. Ulrich betont: „Es geht mir weniger um Titel, sondern darum, dass ich mit mir zufrieden bin.“ Steht sie am Start, ist sie hochkonzentriert, „im Tunnel“, die Konzentration auf das Ziel am Ende der zehn Hürden gelegt. „Nur vor Wettkämpfen gibt es diesen Adrenalinschub, den spüre ich im Training nicht“, erzählt sie. Beim Lauf schaltet sie alles aus. Ihr Motto: „Nicht denken, einfach machen.“ Sie fliegt über die Hürden, die 0,84 Zentimeter hoch sind. Selten rammt sie eine, gestürzt ist sie noch nie. Begünstigt ist Ulrich von ihrer Körpergröße. Doch letztlich muss auch die Technik stimmen. Schon der Start muss rhythmisch sein, acht Schritte sind es bis zur ersten Hürde. Dann geht es zwischen jeder Hürde im Dreier-Rhythmus weiter: große Schritte, flach drüber, und möglichst schnell wieder den Fuß auf den Boden setzen. Um ihre Bestzeit von 14,97 Sekunden zu verbessern, die die Neustadterin 2016 in Eisenberg gelaufen ist, muss einfach alles stimmen. Mit dem bisherigen Saisonverlauf ist die 18-Jährige zufrieden, auch wenn der Einstieg noch etwas schleppend war. Bei den süddeutschen Meisterschaften im Juni lief sie ihre aktuelle Saisonbestzeit von 15,09 Sekunden. Ob für die deutschen Meisterschaften Ende Juli in Rostock noch mehr herauszuholen ist? Sie überlegt. „In diesem Bereich gibt es keine großen Steigerungen mehr, vielleicht ein oder zwei Zehntel“, meint sie. Motiviert und trainiert wird sie bei der LG Neustadt von Gabi Geiger. „Das ganze Team steht hinter einem, wenn man läuft. Das ist ein großer Ansporn. Auch meine Großeltern und Eltern sind oft dabei“, erzählt Ulrich. Ihr 21-jähriger Bruder Kai Ulrich ist Torwart bei den Wasserballern des SC Neustadt. Ihn nimmt sie auch als Beispiel, was die geplanten Trainingsfahrten anbelangt. „Er fährt mehrmals in der Woche von Karlsruhe nach Neustadt zum Training. Ich möchte jetzt weiter trainieren, wenn ich in Altleiningen auf dem „Leinsägmühlerhof“ mein soziales Jahr mache“, überlegt sie. Doch abhängig vom Leistungssport möchte sie sich nicht machen. Der Fokus wird auf dem Studium liegen. Was es genau sein wird, kann sie jetzt noch nicht sagen. Vielleicht, überlegt sie, studiere sie Sportwissenschaft. Wichtig bei all den Zukunftsplänen: dass sie mit sich zufrieden ist. Beim Hürdenlauf muss es nicht der Sieg oder eine Bestzeit sein. „Wenn ich keine Fehler gemacht habe, flüssig durchgekommen bin und keine Verletzung erlitten habe, dann war der Lauf gut“, betont Lilli Ulrich.

x