Neustadt Neustadt: Winzer wünschen sich kühles, trockenes Wetter

Schon Anfang August sind die Trauben fast reif.
Schon Anfang August sind die Trauben fast reif.

Ginge es nach den Winzern, sollte es jetzt trocken bleiben, aber kühler werden. Das Wetter in den kommenden zwei bis drei Wochen hat großen Einfluss darauf, wie der Wein des Jahrgangs 2018 wird. Die Lese wird nach Angaben hiesiger Winzer in der zweiten Augusthälfte starten.

Schon jetzt sind die Trauben prall und nahezu reif, die roten Sorten färben sich. „Die Entwicklung der Reben ist rund drei Wochen weiter als im langjährigen Mittel“, heißt es in einer Mitteilung der Winzergenossenschaft Weinbiet Manufaktur. Wenn alles nach Plan läuft, wollen die Weinbiet-Winzer in Mußbach am 14. August die ersten Trauben für den Pfälzer Federweißen ernten. Auch das Weingut Mohr-Gutting in Duttweiler, das ebenfalls Federweißen produziert, will dann starten. „Besonders durch das warme Wetter im Mai und Juni ist die Entwicklung regelrecht davongaloppiert“, sagt Weinbiet-Geschäftsführer Bastian Klohr. Der erste Federweißer wird dann am 18. August direkt aus dem Fass gezapft, bis Anfang November ist der Hof täglich geöffnet. Wer keine frühen Sorten anbaut, hat noch etwas Zeit bis zum Lesebeginn. Alexa Sinn, Chefin des Duttweilerer Weinguts Kühborth & Sinn, wird wohl Anfang September starten. „Das ist ungewöhnlich früh, aber im vergangenen Jahr haben wir auch schon am 31. August begonnen“, sagt Sinn. Ihr wäre es lieber gewesen, wenn die Trauben langsamer hätten reifen können. „Dann werden die Weine hochwertiger“, erklärt die Winzerin. Wie die Qualität letztlich werde, hänge in hohem Maß vom Wetter der kommenden zwei bis drei Wochen ab. Überwiegend späte Sorten baut auch der Hambacher Winzer Bernhard Friedrich an. „Ich brauche keinen Regen mehr“, sagt er. Den Beginn der Weinlese plant er für das erste Wochenende im September: „Das wird die früheste Weinlese, die mir gedenkt, normalerweise beginnen wir Mitte September.“ Bisher ist Friedrich mit der Entwicklung der Trauben sehr zufrieden. Um einen Sonnenbrand der Beeren zu verhindern, würden die Reben nicht mehr entblättert, berichtet der Winzer, der kontrolliert umweltschonenden Weinbau betreibt. Auch habe er in den vergangenen Tagen Klee in die Rebzeilen eingezogen. Das habe den Effekt, dass Stickstoff aus dem Boden und der Luft in die Begrünung und nicht mehr in die Trauben ziehe. Diese könnten das jetzt nicht mehr gebrauchen. Friedrich geht davon aus, dass es eine „schnelle Weinlese“ wird. „Ganz schlecht“ wäre es, wenn kurz davor Regen einsetzen würde, weil das Fäulnis der Trauben fördern würde. „Jedes Jahr hat seine Herausforderungen“, meint der Mußbacher Winzer Thomas Hellmer. „Ideal“ wäre es, wenn es jetzt noch etwas regnen würde und dann bis zum Ende der Weinlese nicht mehr. „Ganz schlecht“ wäre Regen dagegen in der Zeit zwischen dem 10. und 20. August, weil dann die schon reifen Trauben platzen würden. Hellmer geht davon aus, dass er um den 25. August mit der Weinlese beginnen wird. „Wenn man die Trauben zu lange hängen lässt, geht die Säure nach unten und die Öchslegrade gehen zu weit nach oben“, erklärt er. Das sei bei manchen Winzern im Hitzesommer 2003 so gewesen. Um dies zu verhindern, werde es wahrscheinlich zu einer schnellen Weinlese kommen. „Irgendwann werden wir in Badehosen herbsten und nicht mehr wie früher in dicken Jacken und Mänteln“, vermutet der Diedesfelder Winzer Hermann Rumsauer, der gemeinsam mit seinem Bruder Hans ein Weingut führt. Er könne sich bis in das Jahr 1983 zurückerinnern, seitdem habe es noch keine so frühe Reife der Trauben gegeben. Auch Rumsauer sagt: „Eine langsame Reife wäre besser gewesen, dieser Turbo-Effekt ist nicht gut für die Struktur und Ausgeglichenheit der Weine.“ Direkt nach der Diedesfelder Kerwe, die von 17. bis 21. August gefeiert wird, werde mit der Weinlese begonnen, Anfang September gehe es dann so richtig los. Probleme wegen Trockenheit gebe es nicht, denn im Frühjahr habe es ausreichend geregnet, sagt Rumsauer. Auch die hohen Temperaturen seien nicht negativ für die Trauben. „Im Juli sollen sie köcheln und im August sollen sie kochen“, zitiert Rumsauer einen alten Winzerspruch. Während der Lese allerdings sollten die Temperaturen nicht so hoch sein, sonst sei die Gefahr von Infektionen an den Trauben groß. Fred Bonnett, Verkaufsstellenleiter beim Weinland Meckenheim in Mußbach, fürchtet indes, dass es doch noch zu Trockenstress bei den Trauben kommt. Insgesamt könne man aber bisher zufrieden sein, so sein Fazit. Der Ausschank von Federweißem auf der Schoppenwiese des Weinlands Meckenheim werde nicht früher beginnen als in anderen Jahren. „Wir starten am 7. September, der Termin ist seit längerem festgelegt“, sagt Bonnett. Einige Tage zuvor sei Lesebeginn. 

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