Neustadt Neustadt: Mangel an Kita-Plätzen empört Eltern

Die Kindertagesstätte im Quartier Hornbach wurde Anfang des Jahres um eine Gruppe erweitert.
Die Kindertagesstätte im Quartier Hornbach wurde Anfang des Jahres um eine Gruppe erweitert.

Mehr als 500 Plätze fehlen derzeit in der Kinderbetreuung. Die Stadt Neustadt plant zwar die Schaffung weiterer Einrichtungen, nennt aber keinen Zeitpunkt dafür, wie Sozialdezernent Ingo Röthlingshöfer im Jugendhilfeausschuss am Donnerstag deutlich machte. Der Stadtelternausschuss protestiert.

Familie und Beruf zu vereinbaren ist oftmals leichter gesagt als getan. Daniela Hoffmann, Vorsitzende des Stadtelternausschusses, kennt die Probleme vieler Mütter, die nach einer Elternzeit von ein oder zwei Jahren gerne wieder in den Beruf einsteigen würden. „Sie klappern dann alle Kindertagesstätten in Neustadt ab und haben am Ende doch keinen Platz“, sagt Hoffmann. Auch eine Tagesmutter sei kaum zu bekommen. Die Situation in Neustadt sei richtig schlimm. Hoffmann rechnet damit, dass es früher oder später auch zu Klagen kommen wird.

Bis zu 500 neue Plätze sollen entstehen

Wie berichtet, fehlen in Neustadt sowohl Plätze für Kinder unter zwei Jahren (minus 82) als auch für Kinder zwischen zwei und drei (minus 264) und für Kinder zwischen drei und sechs Jahren (183). Gerade bei Letzteren wird es im kommenden Jahr dem Stand der Planung zufolge noch enger. Die Verwaltung hat einen Fehlbedarf von 233 Plätzen errechnet. Es sind zwar auch diverse Baumaßnahmen geplant, alles in allem sollen dadurch 450 bis 500 neue Plätze entstehen. „Damit wäre der Fehlbedarf gleich null“, sagte Jugendamtsmitarbeiter Thorsten Völker, der die Kindergartenplanung im Jugendhilfeausschuss vorstellte. Bei den Bauvorhaben ist allerdings nicht klar, wann sie umgesetzt werden. Auf die Frage nach einem „Zeithorizont“ für die Planung, die der Elternvertreter im Jugendhilfeausschuss Benjamin Stihler stellte, sagte Sozialdezernent Ingo Röthlingshöfer (CDU): „Dazu kann ich nichts sagen.“ Auf Nachfrage präzisierte er gestern, dass das Jugendamt sich bemühe, alles zu tun, was in seiner Zuständigkeit liege, dass es aber keine Bauten planen könne.

Uwandlung von Plätzen notwendig

Laut Röthlingshöfer ist der Platzmangel in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen. Das hänge nicht zuletzt damit zusammen, dass die Nachfrage steige. So plane die Stadt beispielsweise bei den Kindern im Alter bis zwei Jahren (im Fachjargon der U2-Bereich) mit einem Bedarf von 35 Prozent, was auf bundesweiten Daten beruhe. Ob das reiche, wisse er nicht. Da die Stadt jedoch zurzeit nicht einmal genügend Plätze für Kinder haben, die einen Rechtsanspruch auf Betreuung haben (ab zwei Jahren), müssten Plätze umgewandelt werden – zulasten der Kinder unter zwei Jahre. „Das wird einige Eltern bös treffen, ist aber rechtlich nicht anders zu machen“, sagte Röthlingshöfer. Bei den Kindern im Alter zwischen drei und sechs Jahren wächst der Bedarf in den nächsten Jahren auch deshalb, weil 2016 und 2017 starke Jahrgänge in der Stadt waren.

Neues Kita-Gesetz:

„Personalschlüssel verbessert“

Zu den Auswirkungen des neuen Kita-Zukunftsgesetzes konnte die Verwaltung im Jugendhilfeausschuss noch wenig sagen, da das Land die aktuelle Version erst am Dienstag vorgelegt hat. Erläuterungen hatte die Pressesprecherin von Bildungsministerin Stefanie Hubig, die freitags das Käthe-Kollwitz-Gymnasium besuchte. Sprecherin Sabine Schmidt betonte, dass der Personalschlüssel sich durch das neue Gesetz verbessere. Es gelte ein Schlüssel von 1:10, der sich aber auf die Anzahl der Plätze, nicht auf die der Kinder beziehe. 20 Prozent der Plätze dürften unbesetzt sein, da ja das ganze Jahr über Kinder angemeldet würden. Diese „Toleranzgrenze“ soll allerdings „abgeschmolzen“ werden, nach derzeitigem Stand der Planung auf acht Prozent. Der Betreuungsschlüssel werde außerdem erhöht durch zusätzliche Stunden für die Einrichtungsleitung und für die Betreuung von Auszubildenden sowie durch ein Extra-Budget, das für Sozialarbeit genutzt werden kann. In Neustadt betrage dieses „Sozialraumbudget“ 790.000 Euro jährlich. Die Sprecherin hob außerdem hervor, dass es mit dem neuen Gesetz einen Rechtsanspruch auf eine Betreuung von sieben Stunden am Stück gebe. „Das entspricht der Realität der Familien“, so Schmidt. Die meisten Kinder würden über Mittag in der Einrichtung bleiben.

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