Neustadt Neustadt: Holger Wienpahl über das „Wimbledon des Weins“

Holger Wienpahl mit der Kandidatin Anastasia Kronauer aus der Pfalz.
Holger Wienpahl mit der Kandidatin Anastasia Kronauer aus der Pfalz. Archivfoto: Linzmeier-Mehn

Am Samstag und am Freitag in einer Woche moderiert Holger Wienpahl im Saalbau wieder die Wahl zur Deutschen Weinkönigin. Ein Gespräch über junge Damen, Schuhe aus der Fußgängerzone und seinen Weingeschmack.

r Herr Wienpahl, Sie moderieren zum zwölften Mal die Wahl zur Deutschen Weinkönigin. Wie fing das eigentlich an?
Das machten ja früher die ganz Großen des deutschen Fernsehens. Gunter Emmerlich oder Jan Hofer, der von der Tagesschau, waren Vorgänger von mir. Der SWR suchte damals einen eigenen Mann. Ich war selbst total baff, dass sie mich als Landesschau- und Sportmoderator fragten. Ich habe mir dann mal die Sendung angeschaut und gleich gedacht: Das ist ja richtig cool. Was ist denn daran so cool?
Nun ja, das ist vom Aufwand her eine der größten SWR-Produktionen, die es überhaupt gibt. Und es gibt, so glaube ich, keine Sendung mit mehr Zuschauern. Wir kommen beim Finale regelmäßig auf über eine Million. Das ist schon etwas ganz Besonderes. Ich erschrecke manchmal immer noch, dass ich es bin, der die Bühne des Saalbaus betreten darf. Und es macht immer noch Spaß?
Das ist unbestritten eine meiner liebsten Sendungen. Mal aus der Routine herauskommen, etwas ganz anderes machen, für drei Stunden in den Hintergrund treten und den jungen Damen eine Bühne geben. Ich bewundere sie sehr für diesen Mut. Ich hätte mich das in dem Alter nie und nimmer getraut. Hat sich das Auftreten der Bewerberinnen verändert in den zwölf Jahren?
Aber klar doch. Die Zeiten der biederen Prinzessinnen im Dirndl sind schon lange vorbei. Das sind selbstbewusste Frauen, oft mit einer ganz spannenden Biografie und viel Fachwissen. Es fällt mir immer leichter, für diese Persönlichkeiten zur Seite zu treten. Woran liegt diese Entwicklung?
Ich glaube, durch YouTube oder Instagram ist es heute viel normaler als früher, in eine Kamera zu schauen und zu plaudern. Die Kandidatinnen sind frecher, im positiven Sinne, spontaner und authentischer. Das Fernsehen hat da keinen anfänglichen Schrecken mehr. Und das Fachwissen der Kandidatinnen ist deutlich gestiegen. Wie ist denn Ihr Bezug zum Wein?
Mittlerweile sehr wohlwollend. Ich komme aus Wuppertal, das war immer eine Bierstadt. Das hat mir aber noch nie geschmeckt. Ich kann mich nicht erinnern, jemals eine Flasche Bier gekauft zu haben. Und wo kaufen Sie Ihren Wein?
Nur beim Winzer auf dem Hof. In den zwölf Jahren habe ich so manche kennengerlernt. Da sind natürlich welche dabei, die mir sympathisch sind und deren Wein mir schmeckt. Ein Glas Wein an einem Abend oder zu einem guten Essen gehört einfach dazu. Ist in den Jahren auch bei Ihnen Fachkenntnis dazu gekommen?
Ich weiß mittlerweile, was ein Refraktometer ist. Im Wingert zu arbeiten, würde mir sicherlich aber doch schwerfallen. Was haben Sie denn für einen Bezug zu Neustadt?
Ich kenne mich ganz gut aus. Das ist für mich das Wimbledon des deutschen Weins. Und damit auch immer ein nach Hause kommen, alles wahnsinnig vertraut. Ich nehme mir bewusst die Zeit, durch die Stadt zu laufen. Ich habe mir dabei schon öfter in einem Bekleidungsgeschäft, das mir gefällt, Hemden gekauft. Und einmal in der Fußgängerzone auch Schuhe. Das fällt mir gerade ein: Die ziehe ich total gern an. Wie viele Tage vorher kommen Sie nach Neustadt?
Der Vorentscheid bedarf keiner so große Vorbereitung. Das ist Routine. Fragen und Ablauf organisiert das Deutsche Weininstitut. Ich soll und will mich da auch bewusst zurückhalten, eine neutrale Rolle übernehmen. Man muss da schon aufpassen, alle Kandidatinnen gleich zu behandeln. Sonst würden mir die Weinanbaugebiete das schnell übel nehmen. Beim Finale ist das anders. Da fangen wir mittwochs mit den Vorbereitungen an. Da ist ja auch ein spielerischer Schlagabtausch gefragt und alles viel locker. Beobachten Sie eigentlich die weitere Entwicklung der Königinnen ?
Ja klar. Man läuft sich immer mal wieder über den Weg. Janina Huhn, die heute Bender heißt, die Deutsche Weinkönigin von 2013 aus Bad Dürkheim, ist ja sogar eine Kollegin von mir geworden, moderiert die Sendung Wein-Safari. Es ist auch bemerkenswert, wie das Jahr im Amt die Damen verändert. Da begegne ich nach zwölf Monaten jungen Frauen, die sich in ihrer Persönlichkeit nochmals deutlich weiter entwickelt haben. Da ist ein richtiger Sprung festzustellen. Wie lange wollen Sie die Veranstaltung noch moderieren?
So lange man mich lässt. Ich mache das super gerne. Das ist jetzt die 71. Wahl und ich bin 53 Jahre. Also die 75. Königin will ich auf jeden Fall noch begleiten. Mal sehen, vielleicht auch noch länger. Welche Frage fehlt jetzt noch?
Ich weiß. Ich bin der Riesling-Typ. Auf jeden Fall Weißwein, trocken. Ein Grau- oder Weißburgunder sind auch in Ordnung.

Info

Der Vorentscheid, auf jeden Fall mit Meike Klohr aus Mußbach, findet am Samstag, 21. September, 16 Uhr, statt. Er wird im Livestream auf swr.de übertragen und am Sonntag, 22. September, 14 Uhr, im SWR-Fernsehen gesendet. Das Finale am Freitag, 27. September, 20.15 Uhr, wird live im SWR-Fernsehen übertragen.

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