Neustadt Neustadt: Denkmalamt beeinflusst Hertie-Umbau kaum

Ein Modell der umgebauten Einkaufsgalerie in ein Luftbild der Altstadt hineinprojiziert.
Ein Modell der umgebauten Einkaufsgalerie in ein Luftbild der Altstadt hineinprojiziert.

Die Stadt hat so gut wie keine rechtliche Handhabe, beim Umbau des Hertie-Gebäudes Einfluss auf die Außenfassade zu nehmen. Das erklärt Denkmalpfleger Stefan Ulrich.

Fast 100 Zuhörer kamen am Donnerstagabend zum Willkomm-Forum Baukultur ins Casimirianum. Was viele bewegt und nur am Rande der Veranstaltung thematisiert wurde: der von den Investoren angekündigte Umbau des Hertie-Gebäudes mit einer Aluminiumhülle. Antiquitätenhändler Martin Denzinger brachte es auf den Punkt: „Unsere Innenstadt wurde mit Klemmhof und Hertie in den 1970er Jahren verschandelt. Wie wirken wir auf den Investor ein, dass der Umbau behutsamer stattfindet und sich das Gebäude wieder in die Altstadt einpasst?“ Das Hertie-Gebäude liegt zwar in der Denkmalzone, steht aber selbst nicht unter Denkmalschutz. „Rein formal werden die Pläne von mir und dem Landesdenkmalamt geprüft, unser Einfluss bei einem Bestandsgebäude ist da aber sehr gering“, erklärte der städtische Denkmalpfleger Stefan Ulrich. Bei einem Neubau liege der Fall anders. Heute wäre das Gebäude auch nicht mehr in dieser Form genehmigt worden. Ulrich hat sich bereits mit dem Landesamt abgestimmt und bei einem Telefongespräch mit dem ausführenden Architekturbüro angeregt, auf die weiße Lackierung der Aluminiumhülle zu verzichten. Architekt Jürgen Mayer erklärte bei der Präsentation seiner Pläne, dass über die Farbe mit der Stadt diskutiert werden könne. Darüber hinaus sieht Ulrich keine Einflussmöglichkeiten, auch nicht bei der Auswahl der Baumaterialien. „Wenn ich mein Okay nicht gebe, macht vielleicht der Oberbürgermeister seinen Haken dran, um den Investor nicht zu verprellen. Vor einem Verwaltungsgericht würden uns bei einer Klage wenig Argumente bleiben. Die Richter interessiert nur der Bebauungsplan. Sie prüfen, ob sich das Gebäude in die Umgebung einpasst.“ Das sei sicherlich der Fall, auch weil die Kernstadt viel zu heterogen sei. Reiner Becker, Gruppensprecher der Architektenkammer für Neustadt, sieht rechtlich keine Möglichkeiten, die privaten Investoren von ihrem Plan abzubringen. Er rät auch von dem Versuch ab. „Zehn Architekten haben 20 Meinungen zu einem Bauvorhaben. Bei der Diskussion an einer Theke sind es nochmals deutlich mehr“, berichtet er von seinen Erfahrungen. Becker findet den „sicherlich sehr intellektuellen und ungewöhnlichen Entwurf sehr gut“. Mit der Aluminiumhülle werde geschickt die umliegende Fachwerk-Tradition aufgegriffen. Er sei sehr überrascht gewesen, dass für ein Projekt wie ein Kaufhaus, bei dem die Rendite im Vordergrund stehe, ein solch renommiertes Architekturbüro beauftragt worden sei. Es gebe unendlich viele Möglichkeiten, den Umbau schlechter zu gestalten. Er sei sich sicher, dass ein Prestige-Objekt entstehe, das schnell zu einem Hingucker werde: „In spätestens zwei Jahre haben sich auch die Neustadter daran gewöhnt und werden es gut finden.“ Der künftige Oberbürgermeister Marc Weigel gab sich zurückhaltend: „Ich hatte noch keinen Kontakt mit den Investoren. Es gibt in unserer Fraktion positive und negative Stimmen zu dem Entwurf. Das sind Geschmacksfragen, die wir den Bauherren überlassen sollten.“ Auch Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur, mahnte zur Gelassenheit: „Man darf sich nicht von Skizzen und Modellen zu sehr leiten lassen. Das ist ja oft eine Vogelperspektive, die der Fußgänger nie wahrnimmt. Entscheidend ist die spätere Blickkante auf Augenhöhe.“ Kommentar

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