Neustadt Marion Walz: Warum es Waldkindergärten schwer haben

Spaß im Waldkindergarten, hier ein Beispiel aus Dahn.
Spaß im Waldkindergarten, hier ein Beispiel aus Dahn.

Meinung am Montag: Marion Walz, Leiterin des Bereichs Familie, Jugend und Soziales bei der Stadtverwaltung, erklärt, was die Einrichtung eines Waldkindergartens schwierig macht, obwohl eigentlich nur ein Bauwagen und ein Grundstück gebraucht werden.

Frau Walz, vor dem Hintergrund, dass es in Neustadt zu wenige Kindergartenplätze gibt, ist kürzlich im Jugendhilfeausschuss auch das Thema Waldkindergarten angesprochen worden. Nun gab es ja schon einmal einen Versuch, einen solchen einzurichten. Warum hat das nicht geklappt?

Das Problem liegt in unserer Topographie in Neustadt. Wir haben zwar sehr viel Wald, aber das ist zum großen Teil Hanglage. Bestimmte Geländeformationen sind aber für kleine Kinder schwer zu begehen. Schauen Sie sich mal die Hänge beispielsweise im Kaltenbrunnertal an. Da können Kinder sich keine sechs Stunden aufhalten. Das heißt also, dass es in Neustadt kein geeignetes Gelände für einen Waldkindergarten gibt? Es ist schwierig, eins zu finden. Wir haben noch ein Problem: Das sind die vielen Gewässer im Wald, die natürlich erhebliche Gefahren bergen. Wenn Kinder sich frei bewegen dürfen, müssen wir uns in einer gewissen Entfernung von Stehgewässern und Fließgewässern aufhalten. Sie müssen sich vorstellen, es geht da vielleicht um ein Areal von 200 Quadratmetern, auf denen die Kinder sich frei bewegen können. Zum Thema Hanglage: Es gibt ja auch den Ordenswald. Genau da sind aber viele Fließgewässer. Das ist das eine Problem. Ein weiteres ist, dass wir immer noch Regionen haben, die stark befallen sind von Eichenprozessionsspinnern. Wenn die auftreten, muss sofort das Gebiet gesperrt werden, weil die Härchen der Raupen dieser Falter in hohem Maß allergische Reaktionen hervorrufen. Nun, an all diesen Fakten ist nichts zu ändern. Bedeutet das nun, dass sich ein Waldkindergarten in Neustadt nicht realisieren lässt? So weit würde ich nicht gehen. Ich denke, Hürden sind dazu da, dass man zumindest schaut, ob man sie überwinden kann. Wir sind immer noch am Überlegen, ob es Alternativen zu den bisher geprüften Geländen gibt. Es muss ja nicht ein reines Waldgebiet sein. Es kann auch ein naturnahes Gebiet sein. Was heißt das? Das heißt beispielsweise Wiesengelände, vielleicht in der Nähe des Waldes. Das könnte auch in der Nähe eines Aussiedlerhofes sein. Das Gelände muss uns natürlich auch zur Verfügung gestellt werden, wenn es nicht städtisch ist. Was es uns im Ordenswald schwierig gemacht hat – da waren wir schon einmal kurz davor, auf dem Platz des Pfälzerwald-Vereins in Lachen-Speyerdorf – das war unter anderem der Grundwasserschutz. Wir haben dann Chemietoiletten in Erwägung gezogen, da hatte aber das Landesjugendamt erhebliche Bedenken. Wann war dieser Vorstoß eigentlich? Das war 2012/13. 2016 und in diesem Jahr haben wir uns darüber hinaus den Naturpark angeschaut und waren mit der Camphill-Lebensgemeinschaft im Gespräch. Da waren aber, wie gesagt, die Geländeformationen nicht geeignet. Es gibt in Neustadt einen freien Träger, der eine Naturgruppe hat, das ist die Stiftskirchengemeinde. Diese könnte sich grundsätzlich vorstellen, mit uns eine Waldkita zu betreiben. Da ist auch Erziehungspersonal da, das dafür qualifiziert ist. Wie sieht es denn mit der Nachfrage aus? Die Nachfrage nach Ganztagsplätzen ist sehr viel größer – ein Waldkindergarten kann ja nie ein Ganztagsangebot machen. Die Betreuungszeit endet üblicherweise zwischen 13 und 14 Uhr. Aber es gibt schon Eltern, die sagen, wenn das Angebot da wäre, würden wir es uns überlegen. Gab’s schon einmal eine Abfrage? Wir haben 2012 mal nachgefragt. Allerdings nicht großflächig, sondern bei den Eltern, die an unseren Waldaktionstagen teilnehmen. Damals haben viele gesagt: Wir brauchen den Ganztagesplatz, um unserer Berufstätigkeit nachgehen zu können. Deshalb haben wir das Ganztagsangebot ja auch massiv ausgebaut. Wie schätzen Sie denn die Chance ein, dass es trotz aller Probleme doch noch etwas wird mit dem Waldkindergarten? Wir können nicht jedes Gelände kennen. Vielleicht gibt es ja auch geeignetes Privatgelände, das uns jemand zur Verfügung stellen würde. Wenn Sie ein Gelände hätten, würden Sie’s machen? Dann müssen wir auch noch schauen, ob man uns lässt. Man würde es nicht denken, aber die Voraussetzungen für eine Waldkita sind wesentlich höher als bei einer klassischen Kita. Aber generell: Ein Waldkindergarten wäre ein Angebot, das Neustadt gut zu Gesicht stünde, weil wir ja die größte waldbaubetreibende Gemeinde sind. Und auch vom pädagogischen Ansatz her ist das interessant.

Marion Walz.
Marion Walz.
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