Neustadt Manche Mängel im „Radfahrerdorf“

Auf der „Teststrecke“: Willi Weidenbach (links) und Landesbehindertenbeauftragter Matthias Rösch.
Auf der »Teststrecke«: Willi Weidenbach (links) und Landesbehindertenbeauftragter Matthias Rösch.

Es hatte eine Weile gedauert, einen gemeinsamen Termin zu finden. Aber der Anlass war den beiden Behindertenbeauftragten besonders wichtig, sagt Franz Krätschmer im RHEINPFALZ-Gespräch: Der Haßlocher Beauftragte für Menschen mit Behinderung wollte gern den Wunsch seines Kollegen aus dem Mainzer Sozialministerium erfüllen, sich im „Radfahrerdorf“ ein Bild von den Radwegen und Straßen im Hinblick auf Radfahrtauglichkeit, insbesondere für Behinderte, zu machen. Der Einladung zur gemeinsamen Fahrt waren zudem Teilnehmer des Behindertenstammtischs sowie mit Siegfried Klein und Ellen Löwer auch Vertreter des Seniorenbeirats gefolgt. Der in Haßloch lebende Arnold Merkel, seit 2017 ehrenamtlicher Radverkehrsbeauftragter in Neustadt, schloss sich der Gruppe an, freut sich Krätschmer. Vier Teilnehmer bestritten die Tour mit behindertengerechten „Bikes“, einer Art Fahrrad-Aufsatz für Rollstühle, sowie fünf Leute mit handelsüblichen Fahrrädern. Gestartet wurde am Bahnhof. „Hier braucht man nicht viele Worte“, sagt Krätschmer, „denn man sieht gleich, dass immenser Handlungsbedarf besteht.“ Nur mit sehr hohem Kraftaufwand sei es behinderten „Bikern“ möglich, die Rampen zu passieren - wenn überhaupt. „Die Situation an Gleis 2 ist absolut unbefriedigend“, meint Krätschmer: „Die Rampe ist zu lang, die Steigung viel zu stark.“ Damit entspreche alles „dem Standard der 1980er Jahre, als der Fokus noch nicht auf Barrierefreiheit lag“. Ein weiterer Dorn im Auge ist der Gruppe die seit längerem defekte und daher abgesperrte Toilettenanlage am Bahnhofsvorplatz. Hier habe die Gemeinde bislang auf wiederholte Anfrage bei der Deutschen Bahn nichts erreicht, bestätigt auf RHEINPFALZ-Nachfrage der Erste Beigeordnete Tobias Meyer (CDU), der nach der Tour die gemischte Radgruppe zu einem gemeinsamen Gespräch traf. Eine Ausschilderung der Wanderwege, die für Mobilitätseingeschränkte möglich sind, waren laut Krätschmer ebenfalls Thema: „Sie waren, zumindest für uns, nicht klar erkennbar oder überhaupt nicht vorhanden.“ Die folgende Fahrt durch den Ort bis zum Vogelpark verlief laut dem Behindertenbeauftragten „problemlos“. Vor Ort gibt es eine Behindertentoilette, was sogar ihm neu war. „Aber es fehlt ein Hinweis, und man kann den Schlüssel nur während der Öffnungszeiten der Gaststätte holen. Der genormte Euroschlüssel für Rollstuhlfahrer passt nicht.“ Nach einem kurzen Halt am Radfahrerdenkmal im Ort, den der Landesbehindertenbeauftragte als „sehr authentisch für Haßloch“ befand, habe die Strecke die Radfahrer und Biker bis zur Ponyfarm geführt, danach zur Fronmühle und weiter zurück zum Kreisel an der Ortsausfahrt von Haßloch nach Geinsheim. Von dort aus radelte die Gruppe zum Schäferhunde-Vereinslokal. „Ein Mangel war unterwegs erneut, dass es keine klare Ausschilderung oder Kennzeichnung des Weges bezüglich einer Eignung für Biker gibt“, bedauert Krätschmer. Die Beschaffenheit des asphaltierten Weges sei dafür „lobenswert bis auf kleine Unebenheiten, wenige Schlaglöcher und Passagen mit ungeeignetem Belag, etwa unbefestigtem Schotter“.

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