Neustadt Leise Weise ganz groß

«Lambrecht». „Lobet den Herrn! Praise the Lord!“ Unter diesem Motto war in der Reihe der „Sommerlichen Abendmusiken“ am Sonntag der Weidenthaler Chor „Chorlorado“ unter Leitung von Peter Clemens zu Gast in der mittelalterlichen Klosterkirche in Lambrecht. Den Schwerpunkt des ansprechenden Programms bildeten christlich-spirituelle Lieder verschiedener Epochen aus Deutschland und dem englischsprachigen Raum.

Sichtliche Vorfreude herrscht unter den zahlreichen Gästen, die an diesem heißen Sommerabend nicht nur wegen der Kühle in das Kirchenschiff gekommen sind, in einen Raum mit ganz besonderer Geschichte und Atmosphäre, „In this very room“, wie denn auch das erste von elf dargebotenen Stücken heißt. Natürlich hatten die Komponisten Ron und Carol Harris für ihr gefühlvolles Lied nicht unbedingt die ehemalige Lambrechter Klosterkirche im Sinn, obwohl diese aus mehreren Gründen tatsächlich etwas sehr Besonderes ist, beherbergt sie doch unter anderem eine seltene, überlebensgroß gemalte Maria Magdalena im feurigen Strahlenkranz aus der Zeit der Spätgotik. Sehr passend also der Raum für die nun folgende, abwechslungsreiche Musik zu Ehren Gottes, wobei Sonja Clemens, die Vorsitzende des Gesangvereins 1858 Weidenthal, zu dem das „Chorlorado“-Ensemble gehört, Hintergründe und Inhalte vor allem der englischsprachigen Stücke erläuterte. So wurde der traditionelle Gospel „Down to the river to pray“ erstmals 1867 veröffentlicht und ist auch bekannt als eines der Lieder aus dem humorvollen Film „O brother where art thou“ der Coen-Brüder, der die abenteuerliche Odyssee dreier entflohener Sträflinge in den Südstaaten der USA im Jahre 1937 zeigt, Abenteuer, in der der Glaube nicht nur Berge, sondern auch eine Kuh auf ein Dach versetzt. Der christliche Glaube als Befreiung steht auch beim zweiten Gospel an diesem Abend, „Didn’t my Lord deliver Daniel“ von Moses Hogan, im Mittelpunkt. Gott, der die Israeliten aus der Sklaverei in Ägypten führte, wird als Erlöser aus der Sklaverei der Südstaaten angerufen. „Light a candle“ soll, so Clemens, mit dem Kerzenlicht Liebe, Wärme und Hoffnung verbreiten. Auch das erfolgreiche „Fix you“ der Gruppe „Coldplay“ soll Mut machen, bei schweren Schicksalsschlägen und Misserfolgen nicht zu verzweifeln. Im Klang voll, sehr klar und dadurch eindringlich waren die Stimmen der 16 Frauen und zwei Männer an diesem Abend. Letztere, Timo Schmitt und Nicolas Clemens, trugen mit ihrem schönen Gesang, meist im Baritonbereich, genauso entscheidend zum Gelingen bei wie die sehr einfühlsam und lebendig spielende Christine Heller am Klavier. Alle elf Stücke wurden wunderbar gefühlvoll interpretiert, in den Diskussionen im Anschluss vor den Kirchentoren wurde besonders Johann Sebastian Bachs „Jesus bleibet meine Freude“ hervorgehoben, aber auch bei dem Gebet „Leise, leise fromme Weise“ von Carl Maria von Weber hatte man das „Gefühl von einem Berggipfel aus über bewaldete Hügel und Täler zu sehen“, wie es eine ältere Dame ausdrückte. Als Zugabe gab’s den irischen Segen „Mögen deine Wege offen sein“. Peter Clemens, der den Chor seit seiner Gründung 1989 leitet, damals noch unter dem Namen „Junger Chor“, ist hier Außergewöhnliches gelungen. Die Klarheit des Vortrags und die genaue Abstimmung machten das Zuhören zu einem Genuss, für den sich das Publikum am Ende mit Ovationen bedankte. Termin Ein ganz anderes Genre pflegt „Chorlorado“ bei seinem nächsten Konzert am Samstag, 20. Oktober, um 19 Uhr in der Sporthalle Weidenthal. Gemeinsam mit dem Musikverein Weidenthal präsentiert der Chor dann unter dem Motto „Thalstadl II“ Schlager und volkstümliche Musik.

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