Neustadt Lange Sitzungen braucht es nicht

Birgit Rau-Paqué mit einem Sportler-Portrait ihres Mannes.
Birgit Rau-Paqué mit einem Sportler-Portrait ihres Mannes.

Deidesheim. Die Deidesheimerin Birgit Rau-Paqué´, die unter ihrem Künstlernamen „rab paqué“ im Deidesheimer Atelierhaus am Stadtplatz malt und dort auch Besuchern ihre Arbeiten und Techniken erklärt, ist dafür bekannt, ihre Themen unkonventionell, „aber im Kern realistisch“, großformatig und „wegen bester Maleigenschaften“ immer in Öl auf die Leinwand zu bannen. Nun will sie sich verstärkt dem Portraitieren widmen – Überraschungen eingeschlossen.

Ein hübsches Gesicht, umrahmt von dunklen Haaren mit Augen, die dem Betrachter frontal zu folgen scheinen, hängt im Eingangsbereich, direkt neben dem ausladenden Arbeitswagen voller Farbtiegel, Töpfchen mit Rohpigmenten und Dutzenden von Pinseln. Das Gemälde in Naturtönen mit pastosen, plastisch satten Farbaufträgen und zarten Goldnuancen ist mittlerweile fertig, nur noch nicht ganz durchgetrocknet. „Meine Tochter“, meint Rau-Paqué, die im Gespräch mit Besuchern erfahren hat, dass sich so mancher eine moderne Form des individuellen Bildnisses mit künstlerischer Handschrift jenseits von Selfies wünsche, was heute aber mangels Angebot schwer zu realisieren sei. „Früher gab es beispielsweise den Wunsch von Großeltern, ihre Enkelkinder zu besonderen Anlässen portraitieren zu lassen“, erinnert sich Rau-Paqué. Allerdings sei das dann oft eine sehr steife Geschichte gewesen, wo die Kinder sich in Sonntagskleidern präsentieren mussten und die Persönlichkeit, die den Menschen ausmache, allzu häufig zugunsten des adretten Aussehens in den Hintergrund getreten sei. „So soll es bei mir nicht sein“, erklärt „rab paqué“ bestimmt. Denn ihr Anliegen sei, die besondere Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt zu berücksichtigen und dem zu Portraitierenden auch die Möglichkeit zu geben, sich zu äußern, wie er sich sieht und was ihm wichtig ist. Gruppenportraits allerdings mache sie nicht, weil „sich da immer einer nicht gefällt“, lacht die Künstlerin. „Entstanden ist dann meine Idee, beispielsweise Hobbies zu integrieren“, schildert die Künstlerin und zeigt auf das in Augenhöhe hängende, großformatige Gemälde eines Trial-Fahrers in Aktion. Der Sportler sei ihr Mann, erklärt sie. Da in diesem personalisierten Bereich nicht auf Vorrat gemalt werden könne, sondern ihre Werke nach Beendigung immer gleich an die Auftraggeber gingen, sei eine Ausstellung sonst nicht möglich, die weiteren Interessenten klar machen könne, wie eine so individuelle Auftragsmalerei mit ihrer künstlerischen Handschrift aussehen könne. Die portraitierende Darstellung von Personen in einer Situation, in der sie sich besonders wohl fühlten, werde mittlerweile um die „Lieblingstier-Variante“ ergänzt, so Rau-Paqué. Zwischen Unikaten zu Themen wie „florale Landschaften“, „Weinbergspaziergänge“ in ungewöhnlichen zyklischen Kleinkunstwerken, „Blütenreigen“ oder „genussvoller Chill-Out“, hängt ein großes Hundeportrait. Da hier das „Herrchen“ nur eine untergeordnete Rolle spielt, wird es kurzerhand „kopflos“ dargestellt. Es scheint ein Frühjahrsbild zu sein, der Kopflose trägt Kurzarmshirt. Wer ein Portrait in Auftrag gebe, könne sich natürlich bei besonderen Vorlieben mit ihr absprechen, meint die Malerin. Allerdings müsse es auch bei ihr „klick“ machen. Sie gebe sich dann die Konturen schwarz auf Leinwand vor, wobei sie bereits Licht und Schatten festlege. Gemalt werde immer an mehreren Bildern gleichzeitig „nach dem Lustprinzip“. Aber nach der ersten Absprache und ihrem Entwurf gebe es dann nur noch einmal die Möglichkeit für den Kunden, Wünsche zu äußern. Danach behalte sie sich ihre künstlerische Freiheit vor. „Denn wenn ich erst einmal in Öl ausgemalt habe, korrigiere ich nicht mehr“, stellt Rau-Paqué fest, die sich als Vorlagen verschiedene Fotos geben lässt, um dann die jeweils besten Eindrücke der Einzelfotos zum Kunstwerk zu kombinieren. So müsse auch niemand mehr lange Sitzungen aushalten. Nach etwa drei Monaten sei ein Bild zum Aufhängen abgetrocknet. Im Gegensatz zu ihren übrigen Bildern gebe es hier natürlich kein Probehängen zu Hause und auch keine Rückgabe. Dass in die Bilder auch Texte integriert werden können, hat Rau-Paqué auch schon bei früheren Werkgruppen eingesetzt. „Jetzt erweitere ich die Idee und habe zum Beispiel für ein Hochzeitsportrait den ganz persönlichen Trauspruch und begleitende Gedanken meiner Auftraggeber einbezogen“, meint die Malerin, die auch jetzt während des Weihnachtsmarkts ihr Atelier öffnet, zufrieden.

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