Pfalz Lambrechter Seniorenheim: Hinweis auf weiteres Tötungsdelikt

[Aktualisiert 17.34 Uhr] Der Mord an einer 85-jährigen Bewohnerin im Heim der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Lambrecht (Kreis Bad Dürkheim) ist offenbar kein Einzelfall. Es gebe konkrete Hinweise auf ein weiteres Tötungsdelikt in der Einrichtung, sagte am Montag der Leitende Oberstaatsanwalt Hubert Ströber (Frankenthal). Wie berichtet, sitzen wegen des Mordverdachts drei ehemalige Mitarbeiter des Heims seit Ende Dezember in Untersuchungshaft. Einer der Beschuldigten habe gegenüber den Ermittlungsbehörden Ende 2016 angegeben, eine Heimbewohnerin erstickt zu haben. In der "Bild"-Zeitung (Montagausgabe) machte der Tatverdächtige, ein 23-Jähriger aus dem Kreis Südliche Weinstraße, sein Geständnis jetzt auch öffentlich. Seine Beichte ließ er laut Zeitungsbericht aus dem Gefängnis durch seinen Anwalt übermitteln. "Im Heim herrschten chaotische Zustände. Mit den alten Leuten wurden üble Späße getrieben. Wir setzten den Bewohnern Hüte auf, bespritzen sie mit Wasser, lachten sie aus, nahmen Scherz-Videos auf", zitiert die Zeitung. Das Personal sei knapp, er selbst überfordert gewesen. Während der Nachtschichten habe er daher Aufputschmittel genommen, behauptet der Pfleger. In der Nacht zum 30. Dezember 2015 soll ihm eine Kollegin bei der Übergabe gestanden haben, einer 85-jährigen Patientin Insulin gespritzt zu haben, um sie ruhig zu stellen. Dabei war die Rentnerin keine Diabetikerin. Laut "Bild" soll der Altenpfleger gestanden haben: "Ich entdeckte die Seniorin apathisch im Bett, sie atmete kaum noch. Ich geriet in Panik, verlor die Nerven. Schließlich erstickte ich die Frau mit einem Kissen." Aufgrund dieses Mordfalls überprüft die Staatsanwaltschaft derzeit 39 Sterbefälle in dem Heim aus dem Zeitraum zwischen Dezember 2015 und September 2016. In einem Fall ergaben die Ermittlungen jetzt die konkreten Hinweise auf ein zweites Tötungsdelikt. Ströber: "Wir ermitteln umfassend weiter." Am Montagabend reagierte der Geschäftsführer des Awo-Bezirksverbands Pfalz, Markus Broeckmann, auf die "Bild"-Berichterstattung. Diese sei für die Bewohner der Einrichtung sowie für deren Angehörige nur schwer zu ertragen. "Dass sich die Bild-Zeitung zum Werkzeug der Interessen eines Beschuldigen machen lässt, dass sie in so reißerischer Aufmachung über diesen Fall berichtet, finden wir rücksichtslos und abstoßend", heißt es in der Stellungnahme. "Schlimm" sei die Berichterstattung auch für "unsere unbescholtenen Mitarbeiter" in Lambrecht. Inhaltlich biete der "Bild"-Artikel zudem wenig Neues.

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