Neustadt Kunst in ehemaliger Bahn-Kantine

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Olaf E. Bergmann und Yonas Scherrer vom „Projekt 51“ haben die ehemalige Kantine der Bahn gemietet, um dort einen neuen „Raum für Kunst“ zu schaffen.

Eigentlich wartete sie nur noch auf ihren Abriss: Die ehemalige Kantine der Deutschen Bahn im östlichen Bereich des Hauptbahnhofs, die seit 2014 der städtischen Wohnungsbaugesellschaft (WBG) gehört, dümpelt seit Jahren vor sich hin. Doch jetzt soll neues Leben in den rechteckigen Flachbau einziehen: Der Verein „Projekt 51“ hat das Gebäude von der WBG gemietet und will es als Raum für Kunst und Diskussionen nutzen. Da der Pachtvertrag der darunter in Richtung Landauer Straße liegenden Tankstelle bis 2023 läuft und somit in dem Bereich vorerst wenig passieren dürfte, soll das Ganze zumindest für die kommenden Jahre eine Anlaufstelle für Kunstinteressierte werden. „Wasser und Strom haben wir wieder in Gang gesetzt, und der Bauantrag für die Umnutzung wurde auf dem kurzen Dienstweg genehmigt. Jetzt brauchen wir nur noch eine Veranstaltungsgenehmigung, aber das dürfte kein Problem sein, da es ja politisch gewollt ist“, sagt Olaf E. Bergmann, der gemeinsam mit Yonas Scherrer für das „Projekt 51“ mit Sitz in Lachen-Speyerdorf steht und als Kurator der neuen Neustadter „Kunsthalle“ fungiert. Man wolle mit der „Kantine 16“ niemandem Konkurrenz machen, sehe sie eher als „eine Ergänzung, ein Zusatzangebot“, betont Bergmann. Miete wird keine fällig, die WBG stellt dem Verein die Räume kostenlos zur Verfügung. „Wir hätten das Gebäude nicht an Gewerbe vermietet und auch nichts investiert. Aber Herr Bergmann hat gesagt, dass er sich um alles kümmert und auch die Haftung übernimmt. Und es geht ja um Kunst, um ein soziales Projekt, das ist immer in Ordnung“, erläutert WBG-Geschäftsführer Dietmar Kurz auf Nachfrage der RHEINPFALZ, warum die Wohnungsbaugesellschaft schnell einwilligte. Deren politischer Geschäftsführer Ingo Röthlingshöfer habe sich sehr offen gezeigt und das Projekt unbürokratisch unterstützt, lobt Bergmann. Auf die Suche gemacht nach einem Raum haben sich Bergmann und Scherrer wegen einer Zusammenarbeit mit der Kunsthalle Mannheim. Da diese einen Neubau erhält und deshalb bis Ende des Jahres geschlossen bleibt, geht die Kunsthalle unter dem Titel „On the Move“ auf eine Zwölf-Stationen-Tournee. Ein Thema wird das Fachwerkhaus in Lachen-Speyerdorf sein, das die „Projekt 51“-Verantwortlichen zu einem Kulturzentrum umbauen wollen (wir berichteten wiederholt). Die Kunsthalle Mannheim ist darauf aufmerksam geworden und wollte zusammen mit Bergmann ein Künstlergespräch dazu veranstalten. Die Räume in Lachen-Speyerdorf seien dafür aber nicht geeignet, deshalb habe man sich nach einer Alternative umgesehen und die frühere Bahnkantine für sich entdeckt, erläutert Bergmann. Gemeinsam mit dem Künstler Olaf Holzapfel wird er in der „Kantine 16“ am 7. Oktober über die Ökologie des Bauens sprechen. Ein weiteres Projekt heißt „Geister der Kantine“ mit der Maskenkünstlerin Judith Becker. Dafür werden Menschen gesucht, die etwas mit dem Ort verbindet, zum Beispiel weil sie dort gearbeitet oder etwas Besonderes erlebt haben. Die Projektwochenenden sind für 13./14. Mai und 10./11. Juni terminiert, die Ergebnisse werden am 24./25. Juni in der „Kantine 16“ präsentiert. Es gehe ihm um „das breite Feld der bildenden Kunst“, sagt Bergmann und hofft auf weitere Ausstellungen. Studenten der Kunstakademie Karlsruhe hätten auch schon ihr Kommen angekündigt, möglich seien außerdem Nachtflohmärkte, eine Handwerkerausstellung sowie Diskussionsabende während der Filmreihe „Wem gehört die Stadt?“ im Roxy-Kino (wir berichteten am 19. April auf unserer Kulturseite). Neuigkeiten gibt es auch vom mittlerweile komplett eingerüsteten und überdachten Fachwerkhaus in der Theodor-Heuss-Straße 51 in Lachen-Speyerdorf: Laut Bergmann sieht die Deutsche Stiftung Denkmalschutz darin ein Vorzeigeobjekt und hat 50.000 Euro Fördergelder zugesagt. Fotos und Infos gibt es im Internet unter www.projekt51.com.

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