Neustadt Konzentriert und doch relaxed

... Michael Moore und Sarah Bartmann.
... Michael Moore und Sarah Bartmann.

«Deidesheim.» Konzentriert, besonnen und ungeheuer produktiv: So lässt sich die Atmosphäre der 14. „Intonation“ in Deidesheim zusammenfassend beschreiben. Seit Freitag arbeiten anlässlich des internationalen Symposiums sieben Keramikkünstler aus Irland, England, Deutschland, Norwegen und der Ukraine gemeinsam im Atelier der Initiatorin Friederike Zeit und im benachbarten Weingut Dr. Kern.

Wie in den Vorjahren können Besucher das Entstehen der Arbeiten jeden Tag live erleben, indem sie den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in den Werkstätten über die Schulter schauen – ein Angebot, von dem in den vergangenen Tagen bereits etliche Kunstinteressierte Gebrauch gemacht haben, wie Gastgeberin Friederike Zeit berichtet: „Dabei entwickeln sich immer wieder spannende Gespräche zwischen den Gästen und den Künstlern.“ Mehr oder minder Routine ist das für die Wiedergänger der „Intonation“, die den Austausch zu schätzen wissen: „ Deidesheim ist für mich immer wieder eine gute Gelegenheit, mich mit professionellen Kollegen auszutauschen und Kontakte zu kunstinteressierten Leuten zu knüpfen“, sagt Michael Moore aus England, der sich mit der Deutschen Sarah Bartmann und Yuriy Musatov aus der Ukraine die Werkstatt im ehemaligen Kelterhaus des Weinguts Dr. Kern teilt. „Ich bin froh, wieder dabei zu sein, denn aus Deidesheim nehme ich immer viele neue Inspirationen mit.“ Bei seiner zweiten Teilnahme experimentiert er in diesem Jahr im Gegensatz zu seinen üblicherweise eher weichen Formen mit streng architektonisch gebauten Objekten. „Es macht Spaß, etwas Neues auszuprobieren“, meint er. „Happy and relaxed“ sei er, sagt Yuriy Musatov, der ebenfalls zum zweiten Mal dabei ist und der seit seiner „Intonations“-Premiere vor sechs Jahren eine beeindruckende Karriere hingelegt hat. Die Arbeiten des 32-Jährigen sind in zahlreichen Sammlungen und bedeutenden Museen vertreten. Er beschäftigt sich in Deidesheim mit dem Thema „Wolken“, freilich nicht aus meteorologischer Sicht, sondern als Speichermedium in Zeiten des Internets: Seine glatten Oberflächen kontrastieren dabei mit den wolkenähnlich gestalteten Innenseiten, den Inhalten und Informationen, mit denen die User die „Cloud“ füllen. Für Sarah Bartmann aus Halle an der Saale ist die Kombination aus Begegnung und Zusammenarbeit mit so vielen Kollegen hingegen eine neue Erfahrung: Sie freue sich über das rege Besucherinteresse und fühle sich bestens aufgehoben, sagt 27-Jährige, die sich dem Thema Keramik auf eher spielerische Weise nähert: Sie experimentiert mit unterschiedlichen Tonarten, die sie mit anderen Materialien wie Stahl und Beton kombiniert, baut daraus unter anderem Vasen und Lichtobjekte. In der Werkstatt von Friederike Zeit arbeitet mit Nataliya Zuban aus der Ukraine eine ebenfalls noch junge Künstlerin: Sie ist nach der kurzfristigen Absage des Briten Henry Pim nach einer internationalen Ausschreibung erstmals bei der „Intonation“ dabei und zeigt sich „überwältigt“ von der intensiven Zusammenarbeit mit den Kollegen: „Ich bin gespannt, wie ich die vielfältigen Ideen daheim verarbeiten werde“, meint sie. Derweil arbeitet sie – ja woran? Vermutlich wird aus den vielen Einzelteilen, die rund um ihren Arbeitsplatz verteilt auf den Brand warten, eine größere Installation entstehen, doch mehr verraten will sie nicht. Offensichtlicher geht der Ire Dylan Bowen nebenan zu Werke: Ebenso wie Svein Narum – im Gegensatz zum „Novizen“ Bowen ein „Urgestein“ der „Intonation“ – ist er ein Verfechter der klassischen Irdenware, die er mit seinen Gefäßinterpretationen freilich spielerisch variiert. Von ihm stammen auch die zahlreichen „guten Geister“ der diesjährigen Intonation, lustige kleine Männchen, die er über das gesamte Areal verteilt hat. Mit einem selbst gemachten Pinsel aus Pferdehaar verziert derweil Svein Narum seine Teller und Gefäße, die in diesem Jahr deutlich reduzierter daherkommen und mit beinahe kalligraphischen Ornamenten verziert sind. „Ich arbeite mit stärkeren Kontrasten und einfacherem Dekor“, meint er. Gemeinsam mit Dylan Bowen hat er nebenbei eine Performance mit Tellern veranstaltet, die am Freitag im Holzofen im Schlossgarten gebrannt werden. Die Initiatorin Friederike Zeit selbst perfektioniert derweil ihre Eindrücke aus ihrem neuen, kleinen Atelier in Schweden, wo sie mit aufgebauten Landschaften und neuen Glasuren experimentiert, die bisweilen fast metallisch anmuten. Termine Offene Werkstatt noch bis Samstag jeweils von 15 bis 18 Uhr. Die Abschlussausstellung (jeweils 12 bis 18 Uhr) mit Präsentationen der Teilnehmer (Samstag 15 bis 16, Sonntag 13.30 bis 14.30 Uhr) findet am Samstag und Sonntag, 21. und 22. April, in Deidesheim, Schlossstraße 6, statt.

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