Neustadt Konzentration auf vier Stimmen

Die Haßlocherin Dana Baumbach wirbelt ihre Trainingspartnerin Alina Heißenreder durch die Luft.
Die Haßlocherin Dana Baumbach wirbelt ihre Trainingspartnerin Alina Heißenreder durch die Luft.

«Hassloch.» Dass Dana Baumbach im Ringen erfolgreich ist, verwundert nicht: Die 16-jährige Sportlerin der TSG Haßloch, die kürzlich in Rostock deutsche Meisterin der weiblichen Jugend geworden ist (wir berichteten am 14. Juni), hat das Talent von ihrem Vater Dimitri Baumbach und ihrem Großvater Theodor geerbt.

„Mein Opa war ein guter Ringer“, erzählt die Schülerin, die nach den Ferien die elfte Klasse am Käthe-Kollwitz-Gymnasium in Neustadt besucht. Er habe 1975 bei der Europameisterschaft in Ludwigshafen Bronze für die damalige Sowjetunion gewonnen, ergänzt Dimitri Baumbach. Er selbst hat von 1992 bis 1999 für den VfK Schifferstadt in der Bundesliga gekämpft, gehörte in dieser Zeit auch der deutschen Nationalmannschaft an. „Ich hatte mal die Hoffnung, zu einer Weltmeisterschaft zu fahren“, erinnert sich Dimitri Baumbach, der heute die Nachwuchsringer in Haßloch trainiert. Aber dann sei ihm ein Kreuzband gerissen. Jetzt ist er ein stolzer Vater: „Ich hätte nie gedacht, dass meine Tochter einmal den gleichen Weg gehen wird.“ Bevor Dana sich allerdings erstmals auf der Ringermatte probiert hat, war sie im Balletttanz aktiv. „Aber das wollte ich nicht weitermachen“, erzählt sie. „Die Ballettlehrerin hat immer gesagt: Dana, Ballett und Ringen – das beißt sich doch“, verrät ihr Vater lachend. Seiner Tochter gefällt am Ringsport, dass „man Kampfgeist braucht, dass man da alles rauslassen kann“. Dimitri Baumbach ist noch etwas anderes wichtig: „Ringen ist eine Sportart, die einen Menschen in alle Richtungen entwickelt: körperlich, geistig, taktisch.“ Er betont aber auch, dass Ringen „eine harte Sportart ist“. Und eine schwierige dazu. „Es gab mal eine Studie, die besagte, Ringen ist die schwierigste Sportart der Welt“, erinnert sich Baumbach. Bei der TSG ringen rund 40 Jungen und Mädchen. Baumbach: „Ich habe schon oft beobachtet, dass Kinder, die bei uns anfangen, im Sportunterricht an der Schule wesentlich besser werden und mehr Selbstbewusstsein bekommen.“ Eltern hätten den TSG-Trainern schon oft dafür gedankt. Dana und all die andern Nachwuchsringer trainieren nicht nur die typischen Griffe aus dem Ringsport. „Gymnastik, Krafttraining, Spiele wie Basket- oder Fußball, Ausdauertraining“, zählt Dimitri Baumbach die Trainingsinhalte auf. Bis Mädchen zehn, elf Jahre alt seien, dürften sie noch gegen Jungen kämpfen, dann nur noch untereinander. Er betont, dass deutsche Frauen sehr erfolgreich im Ringen seien und verweist auf Aline Focken, die 2014 Weltmeisterin in der Gewichtsklasse bis 69 Kilogramm geworden ist. In der Ringerabteilung der TSG gibt es 15 Mädchen. „Davon kämpfen sieben auf Wettkämpfen“, erzählt Dimitri Baumbach. In Danas Altersklasse kämpfen die Sportlerinnen zweimal zwei Minuten mit 30 Sekunden Pause dazwischen. „Bei einem Kampf ist man sehr konzentriert und danach total fertig“, verrät die 16-Jährige. Dienstags, mittwochs und freitags „und ab und zu noch montags“ ist sie im Training. In der Wettkampf-Vorbereitungen kommen noch Übungsstunden am Wochenende hinzu, sagt ihr Vater. In Berlin im Kampf um die deutsche Meisterschaft hatte es Dana Baumbach nur mit einer Gegnerin aus Berlin zu tun. Zuvor hatte sie bereits einige Qualifikationskämpfe erfolgreich überstanden. „Ich hatte ziemlich stark gehofft, den Titel zu holen“, gesteht die TSG-Athletin. Sie habe die Gegnerin früher schon ein paar Mal geschlagen. Doch konnte sich die Haßlocherin des Sieges nicht sicher sein. „Vor einem Jahr hat Dana im Finale mit 9:0 geführt und dann mit einer Schulterniederlage verloren“, berichtet Vater Baumbach und erinnert sich an viele Tränen seiner Tochter. Diese Niederlage habe sie im Nachhinein sehr motiviert, betont Dana. Sie wird im Ringen übrigens nicht nur von ihrem Vater betreut. Auch Artur Rimmer trainiert sie. „Artur Rimmer gibt mir Tipps zum Gegner, sagt, welche Griffe ich anwenden soll.“ Ihr Vater legt Wert darauf, dass seine Schützlinge während eines Kampfs in der Lage sind, „auf drei Stimmen zu hören“: auf die des eigenen Trainers, des gegnerischen Trainers und auf die des Schiedsrichters. „Es ist kaum zu glauben, aber im Kampf hört man wirklich nur diese drei Stimmen“, betont seine Tochter. „In meinem Falle sind es vier“, ergänzt sie schmunzelnd mit Blick auf ihren Vater.

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