Neustadt In großen Scharen „zu de Bääm“

Familie Simon aus Kirrweiler kommt schon seit fünf Jahren zum Christbaum-Schlagen nach Haßloch. Im Bild Vater Andreas mit den Ki
Familie Simon aus Kirrweiler kommt schon seit fünf Jahren zum Christbaum-Schlagen nach Haßloch. Im Bild Vater Andreas mit den Kindern Greta, Jonah und Jette (von links).

Vor das Schlagen oder Sägen des Wunschbaums hat der Forstzweckverband als Organisator der Aktion aber einen längeren Fußmarsch gesetzt. Dicht hintereinander stehen am Rand des Wegs „zu de Bääm“ schon am Samstagvormittag die Autos, auch mit Anhänger, und Kleinbusse mit Dachgepäckträgern. Einzelne Männer und Frauen, sehr viel mehr Paare und noch mehr Familien mit Kindern ziehen in eine Richtung, bewehrt mit Sägen aller Art, mit Axt und Handschuhen gegen die Kälte und die stachligen Nadeln der Blaufichten. Denn nur diese Bäume dürfen auf dem eigens dafür angelegten Gelände östlich der Aumühle geschlagen werden. Je weiter sich die Kunden diesem Ort nähern, desto mehr bereits „eingenetzte“ Bäume begegnen ihnen. Manche liegen wie gestrandete Wale am Wegesrand und warten darauf, mit dem Auto abgeholt zu werden. Kinder ziehen kleine Exemplare vorsichtig hinter sich her, Radfahrer haben sie wie eine Trophäe vor sich am Lenker platziert. Größere Bäume lassen sich wie stolze Standarten tragen oder werden geschultert, die ganz großen Blaufichten nehmen Männer und Frauen gern paarweise an Stamm und Spitze. Manche der Fichtenfäller erleichtern sich den Transport aber auch mit Schub- oder Sackkarre, einem Einkaufs-Trolley oder Kinderwagengestell. Wer bei der Aumühle seine Blaufichte schlägt, geht nicht mal schnell einen Tannenbaum holen. Das Selberschlagen ist ein Ereignis, das gern auch als Ausflug mit Freunden genutzt wird. Bernhard Spieß aus Kirrweiler beispielsweise zurrt gleich vier Bäume auf dem Autodach fest. Ihm und zwei seiner Freunde war es wichtig, „einen einheimischen Baum zu holen“ und den „selbst zu fällen mit den Kindern“. Auf der anderen Wegseite werden mehrere Bäume in einen Anhänger geschichtet. Eine weitere Familie zwängt den Baum vorsichtig in den Kofferraum des Familienbusses. Das Fällen, meinen die Mannen aus Kirrweiler, sei nicht das Problem gewesen. „Das ging schnell. Viel schwerer war’s, den richtigen Baum zu finden.“ Der Weg dahin führt über einen dicht mit Menschen bestandenen Platz. Da hängen große Töpfe mit dampfendem Glühwein und Kinderpunsch über einem Feuer, um ein anderes Feuer sitzen Kinder und rösten Stockbrot. Besucher halten Bratwurstbrötchen in den Händen, dazwischen Hunde, die sehnsüchtige Blicke darauf werfen. „Zu de Bääm“ sind es noch ein paar weitere Schritte, vorbei an Holzarbeiten, die Günter Rohr aus Buche und Fichte, aus Bauholz und Brennholz gefertigt hat. Engel sind darunter und Tierfiguren, manche ganz schlicht, andere kunstvoller geschnitzt. Andreas Rohr von der Gemeinde Haßloch, sein Sohn, betont, dass der Erlös aus den Arbeiten, genauso wie der aus Speisen und Getränken, an die Waldjugend und das Kinderhospiz Sterntaler in Dudenhofen gehe. Vorbei geht es auch an Förster Armin Kupper, der unter anderem den Stockbrotteig ausgibt. Zwischen einem und vier Meter groß sind die Bäume zum Selberschlagen, sagt er, und dass die Tendenz zum Baum um die zwei Meter gehe. „Die ganz großen werden eher für den Außenbereich geschlagen.“ Sie, eventuell in einem Eimer Wasser, frisch zu halten, sei kein Problem, „Blaufichten nadeln ohnehin wenig“. Nach den Festtagen können Gartenbesitzer die Zweige zum Abdecken von Pflanzen benutzen, Ofenbesitzer sie verheizen. Die Wahl kann allerdings zur Qual werden, denn auch wenn in diesem Sommer, wie Kupper erzählt, viele der neu angepflanzten Bäume vertrocknet sind, ist die Auswahl unter den in der Regel ab zehn Jahre alten Fichten groß. Immer wieder sind Rufe wie „Hast du schon einen?“ und „Papa, guck mal, der da?“ zu hören, Axtschläge und das leise Fauchen von Sägen. Auch Peter Wack aus Hambach hat inzwischen einen Baum gefunden, der der ganzen Familie gefällt: Mama, Papa und den beiden Kindern. Sie kommen „schon seit Jahren“ hierher, „das ist immer ein richtiger Familienausflug“. Die Arbeit weiß er sich leichtzumachen, denn er hat eine kleine Elektrosäge dabei. Damit schneidet er auch die unteren Äste ab, so dass der Baum daheim nur noch in den Ständer gestellt und geschmückt werden muss.

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