Speyer Im Rausch der Klänge

Werke zweier grandioser Schöpfer der Orgelliteratur und der sakralen Komposition, Bach und Franck, dazu ein vorzüglicher Instrumentalist an der Kleuker-Orgel: Was hätte man sich mehr wünschen können für die Geistliche Abendmusik am Karfreitag in der Speyerer Gedächtniskirche? Bestritten wurde sie von Bezirkskantor Robert Sattelberger, und bei Chorälen aus Bachs „Orgelbüchlein“ war auch das Publikum mitsingend beteiligt.

Zu hören gab es zwei groß angelegte Bachsche Hauptwerke: die beiden Präludien und Fugen für Orgel – in f-Moll (BWV 534) beziehungsweise e-Moll (BWV 533) – und von Franck sein aufwühlender Choral II in h-Moll (FWV 39). Zwischen den Orgelsoli erklangen – unter etwas schüchterner, aber alles in allem wackerer Mitwirkung der Konzertbesucher – die Choräle „O Lamm Gottes unschuldig“, „Christe, du Lamm Gottes“, „Wer nur den lieben Gott“, „O Mensch, bewein dein Sünde groß“ und „Wir danken dir, Herr Jesu Christ“ aus dem „Orgelbüchlein“. Sattelberger legte anspruchsvolle, ohne Einschränkung werkgerechte Aufführungen vor. Mit souveräner Übersicht über die kompositorischen Vorgänge disponierend, gestaltete der Organist durchweg schlüssig die vielschichtige, monumentale musikalische Architektur der drei großen Stücke. Mit Nachdruck vermittelte seine konsequente Linienführung die thematisch-motivischen Zusammenhänge, wobei Bachs und Francks kunstvolle mehrstimmige Konstruktionen in durchweg zwingender Deutlichkeit aufgeschlüsselt wurden. Was in besonderem Maß für die beiden Fugen galt, die dank Sattelbergers gezielter Darstellung diesmal überaus scharfe Umrisse erhielten. So geriet Bachs e-Moll-Präludium und Fuge, der krönende Schluss der Abendmusik, zum gewaltigen, in seiner majestätischen Pracht und durch seinen ausladenden Gestus überwältigenden Klanggemälde. Außerdem bot dieses Großwerk auch Sattelberger die Gelegenheit, seine Virtuosität eindrucksvoll zu entfalten. Er ließ sie sich nicht entgehen. Ein Kapitel für sich bildete Francks Choral mit seinen aufregenden, zuweilen schroffen Gegensätzen, seinen geheimnisvollen Akzenten, den düsteren Klängen in tiefen Tonregionen und einer raffinierten, außerordentlich weit gefächerten Farbenskala bis hin zu überraschend grellen hellen Kontrastmomenten. Sattelbergers Wiedergabe wurde sämtlichen abwechslungsreichen Facetten dieser großartigen Musik weitgehend gerecht.

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