Neustadt Haßloch: Tabletklasse an Hannah-Arendt-Gymnasium

Heute schon werden im Gymnasium Tablets eingesetzt.
Heute schon werden im Gymnasium Tablets eingesetzt.

Fünftklässler stecken ihre Nasen nicht nur in Schulbücher, sondern jeder Schüler arbeitet im Unterricht mit dem eigenen iPad: Ab dem nächsten Schuljahr gibt es am Hannah-Arendt-Gymnasium eine Tabletklasse. Das HAG ist damit Vorreiter in der Region.

Im August 2019 soll die Tabletklasse in einer der vier künftigen fünften Klassen des Hannah-Arendt-Gymnasiums starten. Schulleiter Klaus Strempel, Oberstufenleiter Peter Brech und Lehrerin Stefanie Sauter erläutern im RHEINPFALZ-Gespräch den Stand der Vorbereitungen und das Konzept des „digitalen Klassenzimmers“ . Mit der Tabletklasse sollen Schüler „fit gemacht werden für die Anforderungen des 21. Jahrhunderts an Unis und in der Arbeitswelt“, betonen die Pädagogen. Und sie verhehlen nicht, dass sie „auch etwas stolz“ darauf sind, dass das HAG im August 2019 als erste Schule in der Region eine Tabletklasse einführen wird.

Hefte und Schulbücher weiterhin nutzen

Völliges Neuland betritt das Gymnasium nicht: Dank einer Förderung durch die Hopp Foundation von 20.000 Euro sind bereits 30 Tablets im Einsatz. Das HAG hatte sich bei der Stiftung beworben, die an Schulen in der Metropolregion Rhein-Neckar Tablet-PCs für den multimedialen Unterricht und Informatik-Projekte vergibt. Als die Schule den Zuschlag bekommen habe, so Strempel, sei das der „Startschuss“ für das Projekt „Tabletklasse“ gewesen. Die vorhandenen Geräte gibt es auch weiterhin in einem „Pool“ für die ganze Schule. Der Unterschied zur Tabletklasse: Hier hat jeder sein eigenes Tablet. Hefte sollen in der Klasse weiterhin geführt und Schulbücher genutzt werden, so Strempel. Aber neben den herkömmlichen Unterrichtsmaterialien sollen die tragbaren Rechner in vielfältiger Weise als „ergänzende Medien“ zum Einsatz kommen. Es werde darum gehen, die richtige Mischung zu finden. In welcher Weise und in welchem Umfang der Unterricht über Tablet-PCs abläuft, werde sich im Laufe des zwei Jahre laufenden Pilotprojekts zeigen. „Inhaltsbezogener Einsatz“ nennen die Pädagogen das: Auch in der Tabletklasse sollen die digitalen Geräte also nur dort genutzt werden, wo es aus didaktischen Gründen sinnvoll ist. Nach zwei Jahren soll bilanziert werden, ob das Projekt einen „Mehrwert“ gebracht hat. Falls ja, soll die Tabletklasse etabliert werden.

Möglichkeit für individuelles Lernen

Vorstellbar sei eine große Bandbreite in jedem Schulfach, erläutern Brech und Sauter: Das reiche von der Gruppenarbeit über Filmsequenzen und Lernvideos, die in den Unterricht eingebaut werden können, bis zu Hörspielen als Podcast, zur Internetrecherche oder zum Einsatz in der Sportstunde – etwa wenn der Bewegungsablauf beim Hochsprung per Videoaufnahme korrigiert wird. Der digitale Unterricht biete die Möglichkeit, dass Schüler individuell nach ihren Fähigkeiten und Neigungen Übungen zum Lernstoff bearbeiten oder gemeinsam Inhalte erstellen, die auf die Lernplattform hochgeladen werden. Per Beamer könne für alle sichtbar an die Wand geworfen werden, was der Lehrer auf seinem Tablet schreibt. „Wir können die Lerninhalte kompakter und komprimierter näherbringen“, sagt Strempel. Klassenarbeiten allerdings, sagt Strempel, werden wie bisher auf Papier geschrieben. Ein wichtiger Aspekt: „Kritische Medienkompetenz“ soll gefördert werden, also der richtige Umgang mit digitalen Medien.

Tabletklasse in Ludwigshafen

Grundvoraussetzung für den Start war laut Brech, der die technische Seite des Projekts betreut, die Unterstützung durch die Kreisverwaltung: Der Schulträger habe das HAG mit den notwendigen digitalen Strukturen ausgestattet. So sollen bald alle Klassensäle mit W-Lan ausgestattet sein. Seit Anfang des Jahres sei der „Arbeitskreis iPad“ mit 15 bis 20 Lehrkräften mit den Vorbereitungen beschäftigt. Fortbildungen sollen den Lehrern auch weiterhin das Rüstzeug fürs „digitale Klassenzimmer“ geben. Unter anderem am Carl-Bosch-Gymnasium Ludwigshafen habe sich das Vorbereitungsteam über die dort seit drei Jahren bestehende Tabletklasse informiert. Das Pilotprojekt soll mit zunächst einer fünften Klasse starten, so Strempel. Die Eltern der künftigen Fünftklässler sollen ausführlich informiert werden, ein Flyer ist in Vorbereitung. Auch beim Tag der offenen Tür am 19. Januar – vor den Anmeldeterminen 26., 29. und 30. Januar – soll die Tabletklasse ein wichtiges Thema sein. Strempel ist gespannt auf die Resonanz der Eltern, rechnet aber damit, dass viele interessiert sein werden, ihr Kind in der Klasse mit bis zu 28 Schülern anzumelden. Sollte es eine größere Anzahl an Bewerbungen geben, werde erwogen, eine zweite Klasse dieser Art einzurichten.

Zuschussmöglichkeiten für Kauf der Tablets

Die Tablets finanzieren müssen die Eltern. Laut Brech muss mit Anschaffungskosten von etwa 500 Euro gerechnet werden. Über einen Händler in Speyer soll eine „Sammelbestellung“ möglich sein. Alle Kinder sollen mit den gleichen iPads ausgestattet werden; bereits in der Familie vorhandene Geräte können nicht genutzt werden. Strempel betont, dass das Finanzielle nicht ausschlaggebend sein dürfe, Kinder für diese Klasse anzumelden: Sollte es für Eltern schwierig sein, das Geld aufzubringen, werde es Zuschussmöglichkeiten geben. Die Tabletklasse dürfe auf keinen Fall eine „Eliteklasse“ sein. Strempel, Brech und Sauter gehen davon aus, dass Tabletklassen in wenigen Jahren „Standard“ an Schulen sein werden. Für wünschenswert halten sie, dass zur Pflege der technischen Ausstattung des HAG eine IT-Stelle geschaffen wird.

x