Neustadt Hassloch: Sanierung des Saales Löwer kommt voran

Frische Farben, moderne Lichttechnik: Im historischen Saal sind die meisten Arbeiten erledigt.
Frische Farben, moderne Lichttechnik: Im historischen Saal sind die meisten Arbeiten erledigt.

Wo noch vor fünf Jahren ein trauriger, heruntergekommener Saal den Glanz früherer Jahrzehnte kaum erahnen ließ, ist das Leben zurückgekehrt: Die Sanierung des Saales Löwer, einst kulturelles und gesellschaftliches Herz Haßlochs, macht große Fortschritte. In der zweiten Hälfte 2019 soll das größte Projekt der Bürgerstiftung abgeschlossen sein.

2013 hat die Bürgerstiftung Haßloch ihr ehrgeiziges Projekt begonnen, den rund 120 Jahre alten früheren Tanzsaal der Brauerei Löwer aus dem Dornröschenschlaf zu wecken. Mit echtem Bürgersinn haben viele fleißige Helfer in tausenden von Arbeitsstunden das historische Kleinod in den vergangenen fünf Jahren wieder aufpoliert. Die Sanierung, das zeigt ein Besuch auf der Baustelle, geht allmählich ihrem Ende entgegen. Aktuelles großes Projekt ist der Einbau der Lüftungsanlage. Beim Rundgang durch den etwa 500 Quadratmeter großen Saal und die weiteren Räume des Anwesens präsentieren Architekt Heinz-Joachim Klein, Vorsitzender des Kuratoriums der Bürgerstiftung, und seine Stellvertreterin Karin Alter-Hormes die Fortschritte der vergangenen Monate. Im Saal selbst sind viele Arbeiten bereits erledigt: Wo früher der Putz abblätterte und tristes Grau und Braun das Bild bestimmten, strahlen wieder die frischen Originalfarben der Entstehungszeit: rot und gelb die Holzbalken, Decke und Wände grün, die historische Holzempore altrosa.

LED-Beleuchtung ist schon eingebaut

Nur im hinteren Teil musste der ramponierte Parkettboden aus Eiche ersetzt werden, ansonsten war das Holz noch so gut erhalten, dass kein Handlungsbedarf besteht. Die Bühne ist bis auf den Vorhang im Wesentlichen fertiggestellt. Bereits eingebaut ist die LED-Beleuchtung, die sich hinter Plexiglasscheiben in den sechs charakteristischen Oberlichtern in der Decke befindet. Passend zum jeweiligen Anlass kann der Saal künftig in verschiedene Farben getaucht werden. Der Lions Club hat für die moderne Lichttechnik 5000 Euro gestiftet. Die historischen Kugellampen sollen erhalten bleiben. Derzeit wird in der Künstlergarderobe hinter der Bühne gearbeitet. Während die Baufortschritte im Saal sofort ins Auge fallen, sind sozusagen hinter den Kulissen viele umfangreiche Arbeiten gelaufen, die für den Außenstehenden nicht sichtbar sind. Die Lüftungszentrale im Erdgeschoss ist bereits installiert worden, und derzeit stehen zahlreiche Elemente der Lüftung im Garten und warten darauf, eingebaut zu werden. Insgesamt knapp 100.000 Euro verschlingt nach Angaben von Klein allein die Lüftung des Saals, der in den Jahrzehnten zuvor überhaupt keine entsprechende Einrichtung besessen hat. Ein weiterer großer Brocken ist der geplante Einbau eines behindertengerechten Aufzugs. Für den Fahrstuhl, der Besucher vom Erdgeschoss direkt in den Saal bringen wird, soll ein Treppenhaus im hinteren Bereich abgerissen werden. Klein beziffert die Kosten des Aufzugs auf etwa 40.000 Euro. Außerdem fehlen noch zwei Fluchtwegetüren.

Viele helfen ehrenamtlich mit

Die Bürgerstiftung freut sich besonders darüber, dass viele ehrenamtliche Helfer regelmäßig mit anpacken. Einige Arbeiten, zu denen zum Beispiel der Elektrobereich gehört, können aber laut Klein nur von Fachfirmen erledigt werden, denn am Ende soll die Abnahme des Sanierungsprojekts stehen – und dazu ist es erforderlich, dass die Arbeiten fachgerecht ausgeführt wurden. Einige örtliche Firmen unterstützen die Sanierung, indem sie Material zu günstigen Konditionen abgeben oder wie zum Beispiel die Firma Koc die Decken im späteren Küchenbereich kostenlos verputzen. Brandschutzmaterial hat die Firma Promat der Bürgerstiftung geschenkt, und das Haßlocher Unternehmen Hildebrand Feuerfest-Isolierprodukte, das damit arbeitet, hat es „fer umme“ zugeschnitten. Solches Engagement, lobt Klein, hilft dabei, Kosten zu sparen. Denn noch besteht eine Finanzierungslücke, die Klein und Alter-Hormes auf etwa 50.000 Euro beziffern. Spender, die mit regelmäßigen Zuwendungen die Bürgerstiftung unterstützen, und weitere Sponsoren sind deshalb gerne gesehen. Außerdem bietet die Bürgerstiftung die Möglichkeit eines Stifterdarlehens an: Wer eine Summe zwischen 500 und 5000 Euro angespart hat, das Geld aber aktuell nicht benötigt, kann es „auf Zeit stiften“. Im Darlehensvertrag werden die Modalitäten der Rückzahlung mit Kündigungsfristen zwischen drei Monaten und zwei Jahren genau geregelt. Gedacht ist diese Möglichkeit für Menschen, die kein „schlafendes Kapital“ wollen, sondern mit ihrem Geld für eine gewisse Zeit nachhaltige Projekte wie die der Bürgerstiftung unterstützen möchten.

In einem Nebenraum soll noch eine Küche eingebaut werden

Viel genutzt wird bereits der kleiner Saal im Erdgeschoss: Hier laufen im „Dorfkino“ Filme, hier finden Helfertreffen statt und trifft sich das „Zeitzeugen-Café“, eine der mittlerweile vielen Gruppen, die unter dem Dach der Bürgerstiftung vereinigt sind. Auch Kulturveranstaltungen in kleinerem Rahmen sollen hier künftig über die Bühne gehen. Im kleinen Saal gibt es noch einiges zu tun: So soll er einen neuen Eichenboden aus Hochkant-Lamellenparkett erhalten. In einem Nebenraum soll noch eine Küche eingebaut werden, die bei Veranstaltungen zur Verfügung steht. Einladend sieht bereits der Garten aus, zu dem man vom kleinen Saal aus gelangt. Ein Spielgerät für 3000 Euro, finanziert durch eine Kreis-Zustiftung, soll noch aufgebaut werden. Im Sommer oder Herbst 2019 will die Bürgerstiftung mit dem Projekt fertig sein. Dann soll ein vielfältiges Programm für alle Generationen angeboten werden, mit Musik, Theater und Ausstellungen. Die Bürgerstiftung will laut Klein und Alter-Hormes sowohl eigene Veranstaltungen auf die Beine stellen als auch den Saal an externe Veranstalter vermieten. Am 9. September kann der Saal Löwer beim Tag des offenen Denkmals besichtigt werden; für die Besucher gibt es auch Kaffee und Kuchen. Saal-Führungen sind darüber hinaus beim Andechser Bierfest vorgesehen. An den ersten drei Advents-Sonntagen lädt die Bürgerstiftung wieder zum Adventscafé ein.

Lüftungselemente warten derzeit auf den Einbau.
Lüftungselemente warten derzeit auf den Einbau.
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