Neustadt Haßloch: HCV schließt Ehrenvorsitzende aus

Seit 2004 Stammgäste in der Aula: die Mainzer Hofsänger mit ihrem jährlichen Weihnachtskonzert.
Seit 2004 Stammgäste in der Aula: die Mainzer Hofsänger mit ihrem jährlichen Weihnachtskonzert.

Haßloch: Der Carnevalverein hat seine bisherige Ehrenvorsitzende Brigitte Müller aus dem Verein ausgeschlossen und ihr sämtliche Ehrentitel aberkannt. Mit großer Mehrheit hat die HCV-Mitgliederversammlung diese Beschlüsse gefasst. Hintergrund ist der Streit um das alljährliche Konzert der Mainzer Hofsänger, das jetzt unter Regie der Sängervereinigung stattfindet.

Der Ausschluss Brigitte Müllers, die zehn Jahre lang bis 2012 den HCV geleitet hatte und anschließend zur Ehrenvorsitzenden ernannt worden war, ist unerfreulicher Schlusspunkt eines vereinsinternen Streits, der sich am alljährlichen Weihnachtskonzert der Mainzer Hofsänger in der Aula des Hannah-Arendt-Gymnasiums entzündet hatte (wir berichteten am 1. und am 21. Februar). 2004 hatten Brigitte Müller und ihr vor vier Jahren verstorbener Mann Hans die Veranstaltung initiiert, die in jedem Jahr schon lange vorher ausverkauft ist. Der Kontakt zu dem aus der Fernsehfasnacht bekannten Männerchor war über den Tenor Stefan Zier zustandegekommen, der selbst Mitglied der Hofsänger sowie der Haßlocher Sängervereinigung ist. Überraschend kündigte Brigitte Müller beim 14. Hofsänger-Konzert am 1. Dezember 2017 an, dass sie sich aus gesundheitlichen Gründen von der Organisation zurückziehen werde. Ende Januar 2018 wurde bekannt, dass die Sängervereinigung den weihnachtlichen Auftritt der Hofsänger künftig organisieren werde.

Weimann und Müller: Unterschiedliche Sichtweisen

Der HCV-Vorsitzende Michael Weimann und Brigitte Müller, von der RHEINPFALZ im Februar dieses Jahres nach dem Hintergrund des Veranstalterwechsels befragt, präsentierten zwei unterschiedliche Sichtweisen. Weimann kritisierte das seiner Ansicht nach eigenmächtige Handeln Müllers. Der HCV sei von der Ankündigung, dass die Sängervereinigung die Organisation künftig übernehmen werde, völlig überrascht worden. Sein Verein habe das Konzert 14 Jahre lang organisiert und hätte diese Aufgabe gerne weiterhin wahrgenommen. Die Ehrenvorsitzende Müller habe dem HCV das Konzert quasi „weggenommen“ und den Veranstalterwechsel ohne Einverständnis des Carnevalvereins mit der Sängervereinigung vereinbart. Nach seiner Ansicht war Müller dazu nicht berechtigt, weil sie das Konzert lediglich im Auftrag des HCV organisiert habe. Müller habe das Hofsänger-Konzert offenbar als ihre „Privatveranstaltung“ angesehen, was dieses aber nie gewesen sei. Brigitte Müller hingegen wies darauf hin, sie habe das Konzert 14 Jahre lang ehrenamtlich organisiert und den kompletten Reinerlös dem HCV überlassen. „Die Verträge sind in jedem Jahr auf meinen Namen gelaufen“, sagte sie im Februar gegenüber der RHEINPFALZ. Das Konzert habe immer auf der Grundlage von schriftlichen Verträgen zwischen ihr und den Mainzer Hofsängern stattgefunden. Sie habe also nie lediglich „im Auftrag“ des HCV gehandelt. Weimann bestreitet nicht, dass Müller immer als Vertragspartnerin genannt wurde – allerdings sei in den Verträgen auch „Haßlocher Carnevalverein“ gestanden. Nach seiner Lesart ist das ein Beleg dafür, dass die Organisation nur an Müller „delegiert“ worden sei, Veranstalter sei immer der HCV gewesen. Im Gegensatz dazu sah Brigitte Müller das Hofsänger-Konzert durchaus als „ihre“ Veranstaltung an: Der Carnevalverein habe „nichts zu machen brauchen“, sagte sie im Februar, weil sie ihm die komplette Arbeit abgenommen habe. Dafür habe sie nicht einmal ein Dankeschön bekommen. Der Vorstand habe nie das Gespräch mit ihr gesucht, wie es nach ihrem aus gesundheitlichen Gründen notwendigen Rückzug mit der Veranstaltung weitergehen solle. Zuletzt sei es zu einem unerfreulichen Meinungsaustausch mit dem HCV-Vorsitzenden gekommen. Die Grundlage für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit sah Müller nicht mehr gegeben. Gleichwohl bedauerte sie den Schritt, einen anderen Veranstalter mit der Organisation zu betrauen – auch weil dem HCV nun rund 3000 Euro Einnahmen pro Jahr für seine Arbeit fehlen.

46 von 49 Mitgliedern für Ausschluss Müllers

Der Streit um das Hofsänger-Konzert und die Folgen waren am Dienstagabend Thema unter dem Punkt „Verschiedenes“ bei der HCV-Mitgliederversammlung (über den weiteren Verlauf der Sitzung werden wir noch berichten). Müllers Entscheidung, die Organisation des Konzerts an die Sängervereinigung zu vergeben, sei einer Ehrenvorsitzenden nicht würdig, sagte Weimann bei der Versammlung. Der Vorstand stellte den Antrag, Müller deshalb wegen „vereinsschädigenden Verhaltens“ aus dem Verein auszuschließen und ihr die Ehrentitel des HCV abzuerkennen. Drei weitere Anträge von Mitgliedern zielten in die gleiche Richtung. Müller war 2012, als sie das Amt der Vorsitzenden an Weimann abgab, zur Ehrenvorsitzenden ernannt worden. 2013 war sie für ihre Verdienste um den Verein mit dem höchsten Orden des HCV, dem Roger-Kauffmann-Orden, ausgezeichnet worden. Beide Anträge fanden breite Mehrheiten: Von den 49 Mitgliedern, die an der Versammlung teilnahmen (von insgesamt etwa 350), votierten bei der geheimen Abstimmung 46 für einen Ausschluss, zwei waren dagegen, ein Mitglied enthielt sich. 39 Mitglieder waren dafür, Müller die Ehrentitel abzuerkennen, neun waren dagegen, es gab eine Enthaltung.

Weimann hält Reaktion für „angemessen“

Brigitte Müller ist nach Informationen der RHEINPFALZ schwer erkrankt und wurde deshalb von uns zu diesen Vorgängen nicht befragt. Weimann stellte sich gestern im Gespräch mit der RHEINPFALZ hinter die Entscheidung der Mitglieder. Dem Verein gingen durch die Entscheidung Müllers hohe Einnahmen verloren, so der Vorsitzende, der noch einmal betonte, dass das Konzert „nicht Frau Müllers Privatveranstaltung“ gewesen sei. Wenn dies so gewesen wäre, so Weimann, hätte sie die Einnahmen über sich selbst abrechnen und den Betrag dem Verein als Spende zukommen lassen müssen. Vielmehr habe der HCV aber das Konzert bestritten sowie abgerechnet, an Müller habe der Verein nur die Organisation „delegiert“. Das jahrelange Engagement von Brigitte Müller für den Verein „steht außer Frage“, so Weimann. Es gehe aber darum, dass sie den Verein vor vollendete Tatsachen gestellt und diesem geschadet habe. Das sei für die Mitglieder, die für den Ausschluss und die Aberkennung der Ehrentitel gestimmt haben, unverständlich. Weimann hält die Beschlüsse für eine „angemessene Reaktion“ des Vereins – auch vor dem Hintergrund der schweren Erkrankung der ehemaligen Vorsitzenden. Er räumt allerdings ein, dass gerade angesichts dieser Krankheit die Konsequenzen, die der HCV gezogen hat, Außenstehenden nicht leicht zu vermitteln sind. Aber es habe sich um eine Mitgliederentscheidung gehandelt, an die er sich halten müsse. Würde er diesen kippen, müsse er logischerweise auch sein Amt zur Verfügung stellen. Vereinsdezernent Tobias Meyer (CDU) sagte auf Anfrage, die Verwaltung mische sich grundsätzlich nicht in vereinsinterne Angelegenheiten ein. Es stehe ihm nicht zu, die Vorgänge zu kommentieren, so Meyer.

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