Neustadt Haßloch: Dunkelziffer - Radfahrer ohne Licht

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„Die im Dunkeln sieht man nicht“: Eine berühmte Zeile aus Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“, die in diesen Wochen im wahrsten Sinne besonders aktuell erscheint. Denn morgens und abends sind zurzeit unzählige Dunkelmänner und -frauen auf ihren Fahrrädern unterwegs. Werden sie von der Polizei ohne eingeschaltete Beleuchtung am Rad erwischt, kann es allerdings deutlich teurer werden als nur drei Groschen: Ab 20 und bis zu 35 Euro – bei einem Unfall oder einer Sachbeschädigung – können da laut Bußgeldkatalog fällig werden.

Dunkelziffer lichtscheuer Gestalten liegt höher

Bei ihrer Kontrolle von Radfahrern am frühen Dienstagmorgen in der Anilinstraße drückten die Haßlocher Beamten wohl anderthalb Augen zu, denn sie beließen es bei – vermutlich eindringlichen – Verwarnungen. In gerade mal einer halben Stunde zwischen 7.30 und 8 Uhr ertappten sie nicht weniger als 30 Radler, „welche kein Licht bei den entsprechenden Lichtverhältnissen angeschaltet hatten beziehungsweise keine lichttechnische Einrichtung vorweisen konnten“, vermerkt der Polizeibericht. Die Dunkelziffer lichtscheuer Gestalten, die sich und andere auf diese Weise in Gefahr bringen, dürfte in Haßloch wesentlich höher liegen. „Sehen und gesehen werden“: Das gilt halt für manche eher im Straßencafé oder beim Ausgehen als beim Radfahren zur frühen Morgen- oder Abendstunde in der dunklen Jahreszeit.

Kreative Ausreden

Die Beamten kennen natürlich ihre Pappenheimer. Um Ausreden sind Verkehrssünder, und da machen Radfahrer keine Ausnahme, selten verlegen. „Eben hat das Licht noch funktioniert. Ganz bestimmt, Herr Wachtmeister!“, wird den Polizisten wohl am häufigsten vorgeflunkert. Zu den Standard-Entschuldigungen zählt auch: „Ich bin gerade auf dem Weg in die Fahrradwerkstatt“. Schon phantasievoller ist die Vorwärtsverteidigung: „Gut, dass ich Sie sehe! Meine Lampen sind geklaut worden. Kann ich bei Ihnen gleich Anzeige erstatten?“. Und auf Platz 1: „Aber hören Sie doch mal, wie gut die Klingel funktioniert!“

Bußgelder eher bescheiden

Aber im Ernst: Wer als Autofahrer schon mal eine dunkel gekleidete Schattengestalt auf einem unbeleuchteten Zweirad beinahe auf die Kühlerhaube genommen hätte, wünscht sich eher mehr Kontrollen dieser Art. Übrigens sind die Bußgelder hierzulande im europäischen Vergleich bescheiden: In der Schweiz kann es umgerechnet 60 Euro kosten, wenn man ohne Licht auf dem Velo erwischt wird, in Dänemark sind es sogar 94 Euro. Wenn einem da nicht ein Licht aufgeht...

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