Neustadt Handwerks-Team verstärkt

Im RHEINPFALZ-Gespräch: Klaus Seiferlein (links), Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, Kreishandwerksmeister Dirk Fischer
Im RHEINPFALZ-Gespräch: Klaus Seiferlein (links), Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, Kreishandwerksmeister Dirk Fischer und die neue Niederlassungsleiterin Dagmar Loer.

Öffentlichkeitsarbeit, Ausbildungsmessen, Initiativen beim Thema Digitalisierung: Drei jener Themen, um die sich Dagmar Loer zentral für die Kreishandwerkerschaft Südpfalz-Deutsche Weinstraße kümmern soll. Die 53-jährige frühere Geschäftsführerin der Tourist, Kongress und Saalbau GmbH ist beruflich zurück in ihrer Heimatstadt: als neue Niederlassungsleiterin der Kreishandwerkschaft in Neustadt.

2015 waren die Kreishandwerkerschaften Südpfalz und Deutsche Weinstraße fusioniert. Die Geschäftsführung mit Klaus Seiferlein an der Spitze hat ihren Sitz in Landau, die Niederlassung Neustadt residiert im Industriehaus in der Friedrich-Ebert-Straße. Als Kreishandwerksmeister wurden Dirk Fischer (Neustadt) und Martin Eichhorn (Nußbach) gewählt. Neuwahlen stehen Ende 2019 an. „Es funktioniert sehr gut, die Fusion war der richtige Weg“, bilanziert Fischer im RHEINPFALZ-Gespräch. Aktuell gehören knapp 900 Betriebe in 22 Innungen der Kreishandwerkerschaft an. Zwölf davon haben sich zwischenzeitlich ebenfalls zusammengeschlossen, fünf sind noch doppelt vertreten. Der Organisationsgrad liege bei rund 30 Prozent, beschreibt Seiferlein die Situation, während Fischer die Vorteile einer Mitgliedschaft umreißt: „Das Prüfungswesen liegt in unserer Hand, aber auch weiche Faktoren sind sehr wichtig.“ Wie die Interessenvertretung: „Allein hat man keine Chance“, so Fischers Erfahrung. Er setzt große Hoffnung auf den künftigen Wirtschaftsbeirat in Neustadt, der möglicherweise an die Stadt angedockt werde und sehr gut besetzt sei. Von Loers Vorgängerin Charlotte Merkel hat sich die Kreishandwerkerschaft im vergangenen Jahr getrennt. Seiferlein: „Es hat nicht so funktioniert, wie der Vorstand und ich uns das gedacht haben.“ Die Stelle wurde ausgeschrieben, und Loer erhielt ab 1. April den Zuschlag. Wobei die Kreishandwerkerschaft auch auf ihre Fähigkeiten als Teamspielerin setzt: Genau das soll weiter verstärkt werden. Nicht jeder muss alles machen, sondern es sollen Schwerpunkte gesetzt werden. Stimme für das Handwerk zu sein: Dafür kann die Kreishandwerkerschaft gar nicht genug werben. Denn die Mitgliedschaft ist freiwillig, weshalb die Vorteile immer wieder vor Augen geführt werden wollen. Neben Tarifverhandlungen, Interessenwahrung, juristischer Vertretung ist und bleibt die Frage des Handwerk-Nachwuchses ein zentrales Thema. Seit Jahren schon gilt es, dicke Bretter zu bohren, um die Einstellung von Schülern, Lehrer und Eltern zum Handwerk zu verändern, wie es Seiferlein beschreibt. Weniger junge Menschen nach den geburtenstarken Jahrgängen, immer mehr Schüler, die nach der zehnten Klasse eine weiterführende Schule besuchen wollen, ob das nun Sinn ergibt oder nicht – der Trend ist bekannt. Für das Imageproblem des Handwerks zieht der Geschäftsführer einen Vergleich: „Ein arbeitsloser Architekt genießt mehr Ansehen als ein vielbeschäftigter Handwerker.“ Dass nun auch Gymnasien zur Berufsinformation verpflichtet seien, werten Seiferlein und Fischer als Vorteil. Indes müsse das Handwerk „dort jetzt auch aufschlagen und die Lehrer mitnehmen“. Eine Aufgabe, bei der beide auf die aktive Unterstützung Loers setzen. Zumal der Ball nicht nur im Feld der Schulen liege: Seiferlein ist davon überzeugt, dass möglichst viele Handwerker mit ihren Auszubildenden in die Schulen gehen und über ihre Arbeit und Möglichkeiten informieren sollten. Vor allem die Azubis könnten die Schüler auf Augenhöhe abholen. Aber: Dazu brauche er dauerhaft 80 bis 100 Handwerksmeister, „und die finde ich zumindest im Moment nicht“. Dass dem Handwerk allein an guten Schülern gelegen sei, will Seiferlein so nicht stehen lassen: „Wir müssen gute und mittelgute bekommen.“ Zumal nicht alle Unternehmen bereits in der digitalen Welt angekommen seien, wie Fischer erläutert: „Es ist nicht alles Hightech. Uns wäre schon viel geholfen, wenn der Nachwuchs zuverlässig ist, teamfähig und mit gesundem Menschenverstand ausgestattet.“ Betriebe stärker bei der Ausbildung in die Pflicht zu nehmen – diesen Weg will die Kreishandwerkerschaft ebenfalls weiter gehen. Schon jetzt wird die überbetriebliche Ausbildung über einen Solidarpakt allen Unternehmen in Rechnung gestellt und nicht nur jenen, die ausbilden. „Warum nicht die Ausbildungskosten insgesamt auf alle umlegen?“, fragt Fischer. Dagmar Loer hat derweil noch etwas Zeit, in der Handwerkswelt anzukommen. Hier für die Region mitgestalten zu können, sei eine reizvolle Aufgabe, sagt sie – gerade im Spannungsfeld zwischen der guten Auftragslage beim Handwerk und dem Wandel in seinem Umfeld. Und Dirk Fischer ergänzt: „Mit Dagmar Loer setzen wir auch ein klares Signal für die Niederlassung Neustadt.“

Überberuflich und bezahlt von allen: Nachwuchs im Berufsausbildungszentrum der Handwerkskammer der Pfalz in Kaiserslautern.
Überberuflich und bezahlt von allen: Nachwuchs im Berufsausbildungszentrum der Handwerkskammer der Pfalz in Kaiserslautern.
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