Neustadt Haardt: Premiere im Balkontheater „Hauptsach die Chemie schdimmt“

Voller Einsatz: Uwe Müller (vorne rechts) und Peter Stephan streiten um den Staubsauger, beobachtet von (von links) Anita Müller
Voller Einsatz: Uwe Müller (vorne rechts) und Peter Stephan streiten um den Staubsauger, beobachtet von (von links) Anita Müller, Katja Becker und Stefanie Hook. Im Hintergrund ist Thomas Hanke zu sehen.

Hinter den Kulissen: Das Haardter Balkontheater feiert am Freitag seine Premiere des Stücks „Hauptsach die Chemie schdimmt“ in der Turnhalle in Neustadt-Haardt. Bereits während der Proben hatten die Darsteller viel zu lachen.

Beim Besuch der Aufführung des Haardter Balkontheaters „Hauptsach die Chemie schdimmt“ droht ein gewaltiger Muskelkater. Die Lachmuskeln sollten bereits schon kräftig trainiert werden, um den zahlreichen Pointen gewachsen zu sein. Bei den Stück in vier Akten geht es um das Liebesleben von Hermann und Helga sowie deren Nachbarn Sigbert und Susanne. Mit den Jahren ist das Feuer bei beiden Paaren weitgehend erloschen, was vor allem die Frauen bedauern. Doch dann geschieht etwas, das dank der Chemie die Libido bei Sigbert wieder entfacht. Doch nicht jede chemische Mixtur bringt den gewünschten Erfolg, was mit viel Situationskomik bei einzelnen Figuren zum Tragen kommt. Mehr soll vor der Premiere noch nicht verraten werden.

Demokratisches Entscheiden

Seit Wochen feilt das Ensemble an den Gags. Bevor überhaupt die Entscheidung für das Skript von Andreas Heck gefallen war, recherchierten die Mitglieder basisdemokratisch im Internet und stellten ihre Vorschläge im Plenum den acht Mitwirkenden vor. Bei den Theaterverlagen lassen sich über eine Suchmaske die Kriterien entsprechend auf die Personenzahl und die besonderen Wünsche etwa nach Stichwörtern oder Autoren genau angeben. „Wir hatten dann einige Stücke in der engeren Auswahl, die von unseren Mitgliedern präsentiert wurden. Dann stimmten wir ab“, beschreibt Mitwirkende Stefanie Hook den Vorgang.

„kannscht mer mol de Schduhl bringe“

Das Skript von Heck liegt allen Schauspielern allerdings „nur“ in korrektem Hochdeutsch vor. Jeder Darsteller setzt seinen Text so um, wie ihm der pfälzische Schnabel gewachsen ist. Weil sich aber echte Pfälzer nie so gewählt ausdrücken würden, und nicht etwa sagen „reiche mir den Stuhl“ wird daraus „kannscht mer mol de Schduhl bringe“. Ein guter Pfälzer sagt auch nie „hier“, sondern benutzt das Wörtchen „doo“. Bei den Proben geht es ebenso wenig autoritär zu wie bei der Auswahl. Zwar schauen Theaterleiter Uwe Müller und Katja Becker, dass das große Ganze zusammenpasst, aber die einzelnen Szenen, Sätze und wie die Rollen angelegt werden, bleibt den Charakteren überlassen. „Manchmal gibt es natürlich Dispute zwischen zwei oder drei Mitwirkenden, aber wir raufen uns dann wieder zusammen“, gesteht Hook. Sie beschreibt das Probenwochenende in der Jugendherberge Dahn als sehr produktiv. „Wir gackerten uns einen ab, das machte uns großen Spaß“, betont sie. Angst vor einem „Lachflash“ während der Aufführung, also dann wann es offiziell „ernst“ wird bei der Premiere, hat sie dagegen nicht. „Bis dahin haben wir schon genug gelacht“, hofft sie. Die Rollen waren schnell verteilt, nachdem die Entscheidung für das Stück gefallen war. Schließlich hat jeder Darsteller seine Vorlieben und meist fügt sich alles so zusammen, dass jeder das bekommt, was er spielen möchte. „Zur Not wird aber auch einmal gelost“, verrät Hook.

Neuzugang Thomas Hanke

Neu in der Gruppe ist Thomas Hanke aus Lambrecht. Er springt kurzfristig für eine Rolle ein und probt erst seit Ende September mit dem Ensemble. Er bringt Theatererfahrung mit, weil er auch schon bei den Geißbockspielen mitgewirkt hat. Sogar der Dialekt macht dem gebürtigen Sachsen kein Problem. „Wann isch will, kann isch pälzisch babble. Un dumm babble kann jeder“, sagt er. Bei den Proben laufen die Schauspieler bereits auf Hochtouren. Noch fehlen allerdings die kleinen technischen Feinheiten, die später für weitere Brüller im Publikum sorgen sollen. Etwa, wenn Kosmetikerin Daniela bei Helga ihre Schönheitsmasken propagiert und ganz dick aufträgt. Helga wundert sich über die skurrilen Männer, die durch das Zimmer huschen. „War des jetzt so e Art Rolleschbiel?“ fragt sie verwundert und vollkommen arglos, in welch ein schamloses Treiben sie „doo“ geraten ist. Info —Aufführungen: Freitag, 12., und Samstag, 13. Oktober, 19.30 Uhr, Turnhalle Haardt; Freitag, 19., und Samstag, 20. Oktober, 19.30 Uhr, Turnhalle Lindenberg. —Kartenvorverkauf: Backshop Lindenberg, Friseur Gilfert Haardt und Stadtfriseur Lambrecht.

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