Neustadt Gut geschaltet

Lars Mattil ist einer, der den Ball flach hält. Der Geschäftsführer der Firma Jola Spezialschalter in Lambrecht hat das so in die Wiege gelegt bekommen – von seinem Vater Volker, den er Ende vergangenen Jahres als Chef von 60 Mitarbeitern abgelöst hat. Das wird in der Produktionsstätte – eine alte Tuchfabrik in der Klosterstraße – deutlich. Hier setzt man nicht auf Massenware. Und auch nicht auf die große Show nach außen. Obwohl Jola Vertriebspartner in 35 Ländern hat – davon die meisten in Europa – und damit global aufgestellt ist, gibt es keinen Onlineshop, in dem man sich mal eben Ersatzteile bestellen kann. „Wir wollen, dass unsere Kunden uns anrufen und sich beraten lassen“, betont der 36-jährige Lars Mattil. Das den Kunden in der heutigen Zeit zu erklären, ohne altmodisch zu klingen, sei sehr schwer. Seine Erfahrung zeige jedoch, dass die Kunden sich zunächst irgendwo im Internet Schaltgeräte besorgen und dann merken, dass sie nicht passen. „Zu Industrieprodukten kann man aber nun mal keine Rezensionen lesen wie bei Amazon. Da sind individuelle Lösungen gefragt.“ Auf die Rechnung komme die Beratung übrigens nicht. „Wer dreimal in den Klärschlamm reinsteigen muss, weil ein Schaltgerät nicht funktioniert hat, erkennt, dass teurer oft auch besser ist“, ergänzt Elmar Friderichs, Abteilungsleiter Marketing. So hat sich die Firma sowohl auf Einzel- als auch auf Standardprodukte spezialisiert und konzentriert sich dabei vor allem auf kleine Stückzahlen – sofern nichts anderes bestellt wird. Einzelstücke sind hier die Regel. Deshalb gibt es auch nur ein kleines Lager. „Meist handelt es sich bei unseren Produkten um Ersatzware“, erklärt der Marketingleiter. Einige Teile würden exklusiv für Jola hergestellt, andere fertige man selbst, etwa an der Fräsmaschine, ergänzt Mattil: „So können wir besser auf Kundenwünsche eingehen.“ Schwerpunkte sind vor allem Füllstandsmesser und Leckagedetektion, also Geräte, die Lecks in Behältern jedweder Art entdecken und anzeigen. Auch Endschalter, Kühldecken und diverse Anschlusskästen gehören neben weiteren Produkten zum Jola-Repertoire. Kunden kommen aus Gewerbe und Industrie. „Vom Bäcker über die Stadtwerke bis zum Autobauer ist alles dabei“, sagt Friderichs. Auch für den Explosionsschutz bietet Jola Geräte, etwa für Tankstellen, Bohrplattformen, aber auch für Winzer, die mit Gärtanks arbeiten. Jedes Teil wird laut Friderichs vor dem Versand zu 100 Prozent auf seine Funktionsfähigkeit geprüft: „Das erklärt auch unsere Reklamationsrate von 0,08 Prozent.“ Dafür zuständig ist Christian Mayer, der bei bis zu vier Meter großen Teilen auch mal sein Büro umstellen muss. „Wir versuchen, durch Dezentheit aufzufallen und nicht das zu tun, was alle tun. Spamartige Werbung ist bei uns strengstens verboten“, sagt Mattil. Vielmehr gehe das Unternehmen persönlich auf potenzielle Kunden zu. Etwa fünf Millionen Euro setzt Jola im Jahr um. Der Hauptmarkt ist in Deutschland, „allerdings ist er hier durch die Konkurrenz ziemlich gesättigt“, berichtet Friderichs. Im Ausland verzeichneten die Vertriebspartner dafür ordentliche Wachstumsraten. Den US-amerikanischen Markt beliefert die Firma nicht. „Das liegt vor allem an rechtlichen Gründen“, sagt Friderichs. Denn sollte etwas schief laufen, könne man das verdreht ausgelegt bekommen. „Bei den dort üblichen Schadenersatzforderungen könnten wir unseren kleinen Betrieb dicht machen.“ Obwohl das Unternehmen überschaubar ist, hat Geschäftsführer Mattil seinen ganzen Berufsstand im Blick: „Wir sehen uns als Botschafter des Mittelstands, der auch gerne seine Türen für diejenigen öffnet, die klein- und mittelständische Unternehmen totreden.“ Sicher sei es für viele ein Problem – gerade auch in Familienbetrieben –, eine Nachfolge zu finden. Und auch deutsche und europäische Gesetze einzuhalten, bedeute gerade in einer solchen Sparte wie bei Jola, in der es viel um Sicherheit geht, eine Menge Kraft und Arbeit. Mattil will den Wandel nicht überstürzt, sondern mit Bedacht angehen: „Für langfristige Veränderungen nehmen wir uns ein paar Jahre Zeit.“ Das rät er allen Mittelständlern. Aktivismus sei oft nicht die Lösung. Ein paar Jahre wird es aber nicht dauern, bis ein externes Büro die „Corporate Identity“, also das äußere Erscheinungsbild der Firma, erneuert hat. „Wir stecken da schon mitten drin“, so Mattil.

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