Neustadt Großmeister Buhmann strauchelt

Großmeister Leonid Milov (links) ging nicht als Favorit ins viertägige Haßlocher Turnier, aber er siegte.
Großmeister Leonid Milov (links) ging nicht als Favorit ins viertägige Haßlocher Turnier, aber er siegte.

«Hassloch.» Großmeister Leonid Milov (SC Noris-Tarras) gewann am Pfingstmontag zum sechsten Mal das A-Turnier der 33. Haßlocher Schachtage. Sieger des B-Turniers wurde Abdo Shahisavandi (Karlsruher SF) vor Thomas Schnepel (SC Pforzheim) und Gernot Köhler (SV Worms). Vierter wurde Wolfgang Fink (StepbyStep). Alle vier Spieler holten sechs Punkte, am Ende entschied die Feinwertung. Hier spielen dann die Spielstärke der Gegner sowie die gegen sie im Turnier geholten Punkte eine Rolle.

Leonid Milov ging nicht als Favorit in das viertägige Turnier, das sieben Runden dauerte und am Freitag gestartet war. Auf Platz eins war Großmeister Rainer Buhmann (SV Hockenheim) gesetzt, der aufgrund seiner Elo-Ranglisten-Zahl höher eingestuft worden war. Doch Buhmann strauchelte gegen Stephan Irrgang vom SV Kierspe. „Es war die große Überraschung, dass Buhmann, der zu den zehn besten deutschen Spielern gehört, in der zweiten Runde mit den weißen Figuren gegen Stephan Irrgang verloren hat“, informierte Turnierleiter Philipp Scholz. Irrgang war nur als 29. gesetzt, seine Elo-Zahl ist um rund 500 Punkte niedriger. Scholz: „Es war ein turbulenter Spielverlauf. Buhmann war unter Druck und hat in schwieriger Stellung nicht gut verteidigt. Er hat zugelassen, dass sein Gegner dann durch ein Figurenopfer angreifen konnte.“ Buhmann war nach dieser Niederlage zwar noch nicht endgültig aus dem Rennen, aber aus dem Konzept gebracht. Er wackelte auch in Runde drei, wo er gegen Andreas Stock (SC Pirmasens) ebenfalls mit den weißen Figuren nur ein Remis holte. Stock war lediglich an 52. Position ins Turnier gegangen. Stock belegte schließlich mit 3,5 Punkten Platz 45. Irrgang rutschte allerdings ab. Nach seinem Coup gegen Buhmann kam er auf vier Niederlagen und wurde 84. An der Spitze hatte Milov noch in der siebten Runde harte Arbeit zu verrichten, damit er nicht vom Verfolgerfeld eingeholt werden konnte. Eine Niederlage musste er vermeiden. Es genügte aber ein Remis gegen Lev Yankelevich, um vor den Internationalen Meistern Marco Thinius (Berlin) und Yankelevich (SG Speyer-Schwegenheim) das Turnier zum sechsten Mal zu gewinnen. Seine Glanzzeit in Haßloch war von 2006 bis 2010, als er fünf Siege in Serie geholt hatte. Im B-Turnier lief es für die Starter aus Haßloch und Neustadt nicht besonders gut. Dietmar Schwarz belegte Rang 46, Gerhard Landeck (beide PSV Neustadt) wurde 73. Bester Haßlocher war Paul Auer auf Rang 156. Dean Socher, ebenfalls vom SC Haßloch, war mit seinem Turnierverlauf überhaupt nicht zufrieden. Er holte nur einen Punkt. Der 17-Jährige spielt seit sieben Jahren Schach und nahm zum zweiten Mal am Turnier teil. „Mir unterlief in fast jeder Partie ein grober Patzer“, erklärte er. Der Schüler, der an der Berufsbildenden Schule die Fachhochschulreife als Medienassistent anstrebt, spielt in der Saison für die Dritte Mannschaft an Brett eins. Er analysierte seine Fehler: „Diese passieren dann, wenn ich nicht lange genug nachdenke, wenn ich zu schnell spiele, weil der Gegner vorher relativ lange Bedenkzeit benötigte.“ Aber Socher betonte, er spiele die Schachtage nicht nur wegen der Punktejagd im Turnier. „Es ist einfach ein Wochenende, das sich nur um Schach dreht. Man trifft Spieler, die man das ganze Jahr nicht sieht. Man spielt hier noch viele Freundschaftspartien nebenher.“ Am Ende war er wie seine Teamkameraden als Helfer beim Abbau aktiv. Schließlich musste die Turnhalle der Ernst-Reuter-Schule am nächsten Tag wieder für die Schüler nutzbar sein. So mussten nicht nur die Spielbretter, Figuren und Schachuhren, sondern auch die roten Filzmatten, die die Geräusche auf dem Boden dämpften sowie sämtliche Spielertische und Stühle weggeräumt werden. Der teilweise überdachte Pausenhof diente als Aufenthaltsort zwischen den Partien. Ein großes Küchenteam sorgte für Speisen und Getränke. Mit 319 Teilnehmern waren diesmal rund zehn Prozent weniger als im Vorjahr am Start. „Das liegt an der Zunahme der Anzahl an Turnieren. Vergangene Woche war noch in Ludwigshafen ein großes Turnier“, hat Scholz Verständnis für die Schachspieler, die nicht an jedem Wochenende unterwegs sein wollen. Zu knabbern hatte der Schachclub allerdings an der Auflage der Gemeinde, eine Brandwache von zwei Feuerwehrleuten an den Turniertagen zu stellen. „Das bedeutet rund 1000 Euro Mehrkosten“, so Scholz. Der Hauptschiedsrichter des Turniers war Roland Schmitt. Er kam vom Schachverein Groß-Sachsen.

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