Neustadt Groovig fließender Gitarrenjazz

Trifft den Nerv des Publikums: Uli Brodersen.
Trifft den Nerv des Publikums: Uli Brodersen.

«Neustadt.» Die Premiere beim Jazzclub im „Steinhäuser Hof“ am Samstag war restlos ausverkauft, die Veranstalter hätten doppelt so viele Karten verkaufen können. Das Uli Brodersen Quartett gastierte.

Uli Brodersen, der unter anderem beim Gitarristen Ro Gebhardt im Saarland in die „Lehre“ gegangen ist, entdeckte früh die „Archetop“ oder „Jazzgitarre“, erkennbar an den F-Löchern und dem typischen Klangkörper, für sich. Sein aktuelles Instrument brachte er direkt vom Hersteller Sadowsky aus New York mit, der „erschwingliche Werkzeuge für Musiker“ bietet und in der Szene einen exzellenten Ruf genießt. Brodersen spielt sie über wenige bewusst eingesetzte Effektgeräte. Sein Klang erinnert streckenweise an den zwei- bis dreistimmigen Gitarrensound von George Benson mit Melodien in Quintenführung, oft noch eine Oktave drüber, ist aber rauer, ehrlicher und rockiger, gewürzt mit einem Schuss Philippe Catherine. Der treibende Beat wird akzentuiert aufgelöst, das Schlagzeug folgt der Hookline. Es groovt angenehm. Brodersen mischt behutsam Pop-Elemente, aber wählt interessante Harmoniefolgen, hat eine klare Struktur. Kompositionen wie „Day Off“ entstehen nach drei Tagen Autofahrt und drei Konzerten, die Musik fließt angenehm dahin, ohne langweilig zu sein. Den Plan eines eigenen Quartetts verfolgte Brodersen schon lange. Der Keyboarder Tobias Weindorf aus Köln ist sein langjähriger Freund und inzwischen auch Schwager. Er hat ein gutes Gefühl für Timing auf seinem Fender-Rhodes-Piano oder lässt sein Blofeld-Keyboard wie ein altes Nokia-Handy klingeln. Brodersen verpasst Jazz-Klassikern etwas „House“-Beat. Schlagzeuger Ralf Gustke verfeinert diese härteren Beats aber mit einer gehörigen Portion Swing. Mit dem „Hausbassisten“ des „Steinhäuser Hofs“ Philipp Rehm spielt er „schon 20 Jahre“ zusammen. Rehm spielt einen Bass mit schrägen Bünden, der die Töne exakter wiedergibt. Sie präsentieren ineinander verschachtelte Schlagzeug-Rhythmen, vom Bass getrieben, mit kurzen Echos unterlegt. Stolpernde Rhythmen durchwirbeln die Gehörgänge. Und die Musik von Brodersen trifft den Nerv des Publikums. Im Sommer könnte es die erste Platte geben, die man sich unbedingt besorgen sollte. Der Titel „The Journey (2009)“ wurde in den USA ein kleiner Hit im Jazz-Radio, erst nach zwei Zugaben darf das „neue“ Quartett kurz vor 12 von der Bühne.

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