Neustadt Glanzlichter in der alten Villa

Sie haben sichtlich Spaß am gemeinsamen Auftritt: Ira Diehr und Dennis Jenne.
Sie haben sichtlich Spaß am gemeinsamen Auftritt: Ira Diehr und Dennis Jenne.

«Neustadt.» Premiere im Treppenhaus: Beim Konzert am Freitag in der Villa Böhm traten die Sängerin Ira Diehr und der Keyboarder Dennis Jenne erstmals gemeinsam als Duo auf. Zwar hatten beide als Mitglieder der „Dicken Kinder“ aus Landau schon unzählige Male miteinander auf der Bühne gestanden, zu zweit und mit einem eigenen Programm aber jetzt zum ersten Mal.

Den Anstoß hatte der Leiter der Kulturabteilung Neustadt, Wolfgang Dinges, gegeben. Er, der sich selbst als „People-Connector“ bezeichnet, hatte vor einiger Zeit seinem Freund Jenne vorgeschlagen, sich mit Ira Diehr zusammenzutun und sich – ihr Einverständnis vorausgesetzt – zu überlegen, was er mit ihr konzertreif machen könne. Diehr zeigte sich von dem Vorschlag begeistert. Um eigene Songs zu schreiben, reichte die Zeit nicht, also entschied man sich dafür, Lieblingssongs zu covern und auf eigene Art und Weise „treppenhausgerecht“ zu präsentieren. Dabei seien so viele Stücke zusammengekommen, dass es mindestens noch für zwei weitere Konzertabende in der Villa reichen würde, so Diehr. Die Mittvierzigerin aus Mannheim ist Mitglied der Leonard-Cohen-Tributeband „Field Commander Cohen“, zeigt sich neben Sandie Wollasch und Michi Tischler als eine der „Damen“ im gleichnamigen Trio, macht Funk-, Soul- und Partymusik mit der Gruppe „fresh & cool“, singt bei „Die Dicken Kinder“ und leitet ihre eigene Band mit dem schönen Namen „Ira’s World“: Diehr ist ein musikalischer Tausendsassa und in allen Sparten der Populärmusik gleichermaßen zu Hause. Diese Vielfalt, gekoppelt mit dem Reiz ihrer voluminösen Stimme, ermöglichte es ihr, beim Treppenhauskonzert alle Register ihres Könnens zu ziehen und Stücke aus unterschiedlichsten Stilarten mühelos und perfekt zu interpretieren. Parallel fand wieder eine Kunstausstellung statt, diesmal von dem Ludwigshafener Lackmaler Veit Schmidleitner. Das Spektrum reichte von R’n’B („The Sweetest Taboo“ von Sade) über Balladen („Drops Of Jupiter“ von Train), Funk („Hot Stuff“ von Donna Summer) und Soul („How Come You Don’t Call Me“ von Alicia Keys) bis hin zu Klassikern („I Wanna Be Loved By You“ von Marilyn Monroe). Dennis Jenne, Keyboarder und Pianist, Produzent und musikalischer Direktor der „Dicken Kinder“, begleitete sie – manchmal unter Zuhilfenahme von Drum-Computer und Sequenzer – virtuos und ideengebend. Das tat er so ausgezeichnet, dass Ira Diehr, nachdem er sich wieder einmal Beifall auf offener Szene erspielt hatte, sagte: „Das ist unser erstes Konzert als Diehr & Jenne, deshalb war ich im Vorfeld sehr aufgeregt. Dabei brauche ich gar nicht so nervös zu sein, denn ihr seid ja nicht wegen mir, sondern wegen Dennis hergekommen.“ Jenne, der in Neustadt ein Tonstudio betreibt und als Klavier-/Keyboardlehrer tätig ist, arbeitet zudem als Kopf der Gruppe „The Mindpalace“, bei der er nicht nur als Instrumentalist, sondern auch als Komponist, Arrangeur und Produzent agiert. Sänger des Projekts ist der ebenfalls aus Neustadt stammende Kevin Sander. Und eben den hatte Jenne als Überraschungsgast mit in die Villa Böhm gebracht. Ira Diehr überließ den beiden für zwei ihrer gefühlvollen Lieder die Bühne: „H. O. M. E.“ und eine Nummer, die so neu ist, dass sie noch gar keinen richtigen Namen hat und deshalb unter dem Arbeitstitel „Bmaj7“, einer Akkordbezeichnung, angesagt wurde. „The Mindpalace“ fanden beim Publikum im ausverkauften Treppenhaus lebhaften Anklang und stehen sicher auf der Gästeliste von Dinges für zukünftige Villa-Konzerte. Ira Diehr legte sich nun noch mehr ins Zeug und setzte jetzt mit dem Dua Lipa-Hit „Be The One“ ein Glanzlicht des Abends, in das sie sogar Elemente aus „You’re the Voice“ von John Farnham hinein improvisierte. Diehr bewies nicht nur damit, dass sie zu den besten Sängerinnen zählt, die bisher bei den „Treppenhauskonzerten“ aufgetreten sind. Sie und Dennis Jenne ließen ihren Gig mit dem von Bob Dylan geschriebenen und von Adele populär gemachten „Make You Feel My Love“ als Zugabe nach mehr als zwei Stunden ganz entspannt ausklingen.

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