Neustadt Gemeinschaft wird in Königsbach großgeschrieben

Geschafft: Über hundert Königsbacher haben sich für das neunte und letzte RHEINPFALZ-Gruppenfoto an der alten Schule zusammengef
Geschafft: Über hundert Königsbacher haben sich für das neunte und letzte RHEINPFALZ-Gruppenfoto an der alten Schule zusammengefunden.

Dorfspaziergang: Der Maler Ludwig Fellner, die Sängerin Erika Köth: bekannte Namen, die mit Königsbach verbunden sind. Denn im kleinsten Neustadter Weindorf lässt es sich gut leben. Die behutsame Entwicklung mit zwei Neubaugebieten seit der Eingemeindung hat dazu beigetragen.

Am gestrigen Kerwesonntag in der Früh’ ist es noch ruhig in Königsbach. Nur hier und da bereiten sich Familien auf ein Frühstück im Freien vor. Auch der Kerweplatz vor der alten Schule ruht. Aber gegenüber, im Jugenddorf, stellen sich die Gastgeber schon auf das spätere Treiben ein. Beim Spaziergang durch das Dorf sind überall Ortsfahnen zu sehen, bestückt mit dem Königsbacher Wappen. „Es wohnt sich gut in Königsbach“, sagen Einheimische, aber ebenso jene, die zugezogen sind. Ein Ort mit Wald und Reben, quasi dreigeteilt in den alten Kern, ein Baugebiet aus den 1970er Jahren und ein aktuelles. Dort, im Diepelsatz, ist fast alles zu sehen, was die jüngste Architektur zu bieten hat. Dafür soll der Sage nach im alten Baugebiet die Grenze zu Gimmeldingen direkt durch ein Schlafzimmer verlaufen ... Eine Art Schnittstelle ist dabei der Platz mit der alten Schule und der Villa Hirschhorn. Wobei diese Bezeichnung trügt. Kein imposantes Gebäude, sondern ein fast winziges, liebevoll in Eigenarbeit restauriertes Haus verbirgt sich dahinter. Wo heute der Ortsbeirat tagt oder privat gefeiert werden kann, war ehemals die Sommerküche der Schule. Wer schon einmal eine Ortsbeiratssitzung besucht hat, weiß, dass es dann kuschelig zugeht – rein räumlich gesehen. Um den Tisch versammeln sich die neun Mitglieder, aktuell vier Frauen und fünf Männer, mit dem Ortsvorsteher. Viele Jahre lang hieß dieser Dieter Eckel. 2018 aber hat eine Frau den Stab übernommen. Alexandra Schaupp, katholisch zwar und wie immer auch der CDU angehörig, doch verkörpert die 37-Jährige trotzdem den frischen Wind, der in die Dorfpolitik eingezogen ist. Dafür mag stehen, dass sich der Ortsbeirat, in dem CDU, FWG und SPD vertreten sind, auf sie als Kandidatin geeinigt hatte. „Gemeinsam können wir viel bewirken“, so Schaupps Motto. In den kommenden Monaten soll das vor allem für den Friedhof gelten. Er hat unter jener Entwicklung zu leiden, die viele dieser Anlagen spüren: Weil eine klassische Erdbestattung immer seltener wird und die alten Gräber verschwinden, wirkt er ungeordnet. Dazwischen verlaufen Wege, teils mit Gras, teils mit Schotter, teils mit Pflaster. Auch die Trauerhalle ist in die Jahre gekommen. Heizung, Lüftung der Sargzellen, Toiletten wollen saniert werden, nicht zu vergessen das lang gewünschte Vordach. Geschlossen wehrt sich der Ortsbeirat gegen ein aus seiner und Bürgersicht zu großes Bauprojekt in der Erika-Köth-Straße. Als die Straße ihren Namen erhielt, war die Opernsängerin zugegen – im Ruhestand war sie nach Königsbach gezogen. Um die Dimension des geplanten Mehrfamilienhauses einschätzen zu können, wird nun über ein ebenso hohes Lattengestell nachgedacht, das einen authentischen Eindruck vermitteln soll. Umgebaut wird derweil in den Königsbacher Winzerstuben. Häufige Pächterwechsel haben diese zuletzt erlebt, nun steigt der Neustadter „Nudelmacher“ ein. Der „Winzer“ ist das einzige Lokal, das den Königsbachern geblieben ist, neben der Gaststätte im 1984 eröffneten Sportzentrum Hildenbrandseck. Wer werktags im Ort auch nur einen Kaffee trinken will, hat es schwer. Zudem ist auch kein Geschäft, Stichwort Bäckerei mit Ausschank, zu finden. „Beates Lädchen“ hat nicht lange überlebt. Mitfahrer-Bänke, wie für eine Einkaufstour in den Mußbacher Supermarkt, sollen helfen. Doch gerade Senioren könnten sich zudem eine Art Begegnungsstätte wünschen. Eventuell im alten Schulhaus? Auch dieses soll saniert werden, derzeit sind Ortsverwaltung, Vereine und evangelische Kirche dort bereits untergebracht. Zunächst aber feiern die Königsbacher bis morgen ihre Weinkerwe. Zehn Ausschankstellen laden ein, am Samstag war Eröffnung mit Umzug und Kerwerede. Beteiligt an den Ausschänken sind natürlich auch die Vereine, von der Feuerwehr bis zu den TSV-Kickers. Zwei von ihnen begehen in diesem Jahr ein Jubiläum: Die Katholische Frauengemeinschaft und der Musikverein werden 50 Jahre alt. Wann in Königsbach was los ist, kann übrigens im Veranstaltungskalender des Fördervereins „Die Kinschbacher“ nachgelesen werden, nur eines seiner Projekte. Folglich heißt es demnächst: Am 24. Juni wird die neue Weinprinzessin gekrönt. Den Gemeindebrief, der alle Einwohner über das Dorfgeschehen informiert und sie einbinden will, stammt wiederum von der Ortsvorsteherin. Bliebe noch ein Wunsch, den eine Königsbacherin so formuliert: Die Busanbindung sei zwar mit einem Halbstunden-Takt ausgezeichnet. Aber: Wer ohne Verspätung in die Neustadter Kernstadt wolle – wie zur Zugabfahrt an den Hauptbahnhof – dem käme eine Direktverbindung ohne den Umweg über Haardt gerade recht ...

Kerweumzug am vergangenen Samstag mit Weinprinzessin Julia hoch oben auf dem Kerwebaum.
Kerweumzug am vergangenen Samstag mit Weinprinzessin Julia hoch oben auf dem Kerwebaum.
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