Neustadt Fastnachtsumzug in Neustadt: Passanten interessiert es wenig

Andreas Gerbig (dritter von links) sorgt für die Stimmung.
Andreas Gerbig (dritter von links) sorgt für die Stimmung.

Zur Straßenfasnacht kommen am Samstagmorgen 100 Anhänger in die Fußgängerzone. Vielen ist das bunte Treiben aber ziemlich egal.

Ein einsamer Robin Hood stand am Samstag um 11 Uhr am Kriegerdenkmal und hielt Ausschau nach der „Straßenfasnacht“ der Neustadter Narren. Kai Thomas, so der bürgerliche Name des grün gewandeten Mannes aus dem berühmten Sherwood Forrest, wollte seinem zwei Jahre alten Sohn Julius, der als Dinosaurier unterwegs war, einen spannenden Eindruck vermitteln, was Gaudi, Verkleidung und Karneval bedeuten. „Mir gefällt einfach diese fünfte Jahreszeit“, betonte Thomas. Doch wie auch im Vorjahr war auf dem Marktplatz karnevalistisch gesehen komplett „tote Hose“. Keine Luftschlangen, keine Luftballons, keine närrischen Marktbeschicker. So war auch Familie Heß zunächst noch ziemlich einsam mit ihren kostümierten Kindern. Die Jüngste war als Eselchen unterwegs, die zehnjährige Kimberly war eine fantasievoll bemalte grüne Hexe. In einer Ecke beim Markt-Café war Uwe Hochgesang, „Aufbau-Minister“ des Karnevalvereins 1840 Neustadt (KVN), mit der Lautsprecher-Anlage beschäftigt. Er verhehlte nicht seine Enttäuschung darüber, dass die Narren, wie auch im Vorjahr, keine Bühne aufbauen konnten. „Schade, dass die Marktbeschicker keinen Zentimeter von ihren ursprünglichen Plätzen abgerückt sind und niemand verkleidet ist“, gestand er. Doch Andreas Armbrust vom gleichnamigen Gemüsestand erklärte: „Dieses Jahr ist uns gar nicht nach Fasching zu Mute, denn wir haben einen Trauerfall in der Familie.“ Und Fred Hoffmann vom Gemüsestand Schweizer aus Böhl-Iggelheim ist sowieso kein „Fasnachter“. Man habe einfach nichts damit am Hut. Für ihn sei es ein Tag wie jeder andere auch, sagte er. Mit lautem Tam-Tam und ohrenbetäubenden Trommelwirbeln spazierten schließlich pünktlich um 11.11 Uhr die Fasnachts-Profis von der oberen Hauptstraße zum Marktplatz. Die rund 100 verkleideten Narren zogen im Gefolge zahlreiche Passanten mit, diese allerdings durchweg in „Zivil“. Die „Guggemusic“ Stobblhobblä aus Forst, aber das aus Baden-Württemberg, sorgte für teils überlaute Aufmerksamkeit. KVN-Präsident Andreas Gerbig hat diesmal gar nicht erst versucht, die Marktbeschicker mit ins Boot zu nehmen. „Nachdem die Resonanz im vergangenen Jahr komplett null war, haben wir uns für diese Saison damit abgefunden. Natürlich wäre es schön, wenn wir einmal etwas gemeinsam machen könnten. Und für uns Fasnachter ist es schlimm, dass wir woanders hinfahren müssen, um ordentlich feiern zu können. Aber wir haben hier einen Anfang gemacht. Und die vielen Besucher zeigen, dass in Neustadt ein Interesse dafür besteht“, kommentiert Gerbig. Neben den Gardetänzerinnen, und Prinz „Vino Palatina“ Laura I. sorgte schließlich „De Tal Ötzi“, Peter Lingenfelder aus der Talgemeinde Frankeneck, für die richtige Stimmung. Mit dem „Anton aus Tirol“ und weiteren Hits heizte er den Zuschauern ordentlich ein. „Neustadt, das ist schön, das ist Wahnsinn“, rief er ins Mikrofon. Fachkundige Zuschauer war eine Familie aus Köln. Tim Schlüter verbrachte mit Frau und Sohn „ein ruhiges Wochenende“ in Neustadt, bevor es zum Rosenmontag zurück in die Karnevalshochburg ging. „Es ist leider zu eng hier am Marktplatz. Bei uns in Köln geht Karneval vor, da ordnet sich alles unter. Aber die Guggemusic ist wirklich gut“, sagte er. Von der Lautstärke völlig unbeeindruckt schlief Ellen im Kinderwagen. Mama Ayleen Völlinger war im wärmenden Tigerkostüm mit der Einjährigen unterwegs. „Wir sind Fasnachter und wollten unserem Kind die erste Straßenfastnacht bieten. Und jetzt schläft sie, trotz des Trubels“, so die Neustadterin.

Beifall vom Nachwuchs.
Beifall vom Nachwuchs.
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