Neustadt Esthal: Ungewisse Zukunft des Klosters

Noch ist unklar, was mit dem Kloster und dem dazugehörigen 45.000 Quadratmeter großen Gelände passiert.
Noch ist unklar, was mit dem Kloster und dem dazugehörigen 45.000 Quadratmeter großen Gelände passiert.

Seit gut einem Jahr steht das Kloster St. Maria Esthal zum Verkauf. Wie es mit der für den Ort bedeutsamen Einrichtung weitergeht, ist zurzeit ebenso offen wie die Frage, ob die sechs dort lebenden Ordensfrauen bleiben können. Zwei Investoren sollen sich für das Gelände interessieren.

Rund 1,1 Millionen Euro will die Eigentümerin, die Kongregation der Schwestern vom Göttlichen Erlöser mit Hauptsitz in Nürnberg, für das Gebäudeensemble haben. Plus die unausweichlichen Renovierungskosten. Das Kloster ist zugleich Tagungshaus mit Beherbergungsbetrieb und Kirche auf einem 45.000 Quadratmeter großen Grundstück.

Weniger Schwestern im Kloster

Provinzoberin Schwester Rosa Fischer hatte bereits 2017 auf Anfrage erklärt: „Vor allem behördliche Auflagen für den Brandschutz haben die wirtschaftliche Situation des Klosters noch weiter verschärft.“ Zudem nehme die Anzahl der Schwestern in St. Maria wie in anderen europäischen Provinzen seit Jahren ab. Darüber hinaus seien die anfallenden Kosten des Beherbergungsbetriebs nicht gedeckt, das Kloster sei auf Zuschüsse angewiesen. „Wir sind bemüht, alle Arbeitsplätze im Kloster St. Maria in Absprache mit den jeweiligen Investoren zu erhalten“, so die Provinzoberin. Auch die Frage, ob die verbleibenden sechs Schwestern der Gemeinschaft in Esthal wohnen bleiben können, hänge von den künftigen Investoren ab. „Behutsam wurden die Schwestern von der Ordensleitung auf diese Umbruchsituation vorbereitet und mit den Realitäten konfrontiert. Sicher ist es ein schmerzlicher Prozess, da so ein Kloster Heimat für die Schwestern der Region ist, sich viele Erfahrungen und Erinnerungen damit verbinden“, teilte die Ordensfrau mit.

Zwei Interessenten 

Ein Jahr später hat sich die Situation nach außen hin nicht wesentlich verändert: Zum Status der Verkaufsbemühungen und der Zukunft der Einrichtung darf sich die Esthaler Klosterleitung nicht äußern, Informationen diesbezüglich oblägen alleine der Verwaltung in Nürnberg, heißt es. „Der Prozess rund um den Verkauf des Klosters ist weiter offen“, antwortet deren Pressereferent auf Anfrage. Und: „Eine Entscheidung ist noch nicht getroffen. Der Betrieb des Klosters ist bis auf Weiteres durch die Provinzverwaltung sichergestellt.“ Etwas auskunftsfreudiger ist die Pro Secur Vermögensberatung und Verwaltung GmbH. Das Kölner Unternehmen kümmert sich um die Abwicklung des Verkaufs. „Es gibt zwei Interessenten, die sehr weit sind in ihren Überlegungen. Sie haben das Objekt jeweils besichtigt und als gut für ihre Zwecke bewertet“, teilt André Hirsch von Pro Secur auf Anfrage mit. Die Investoren müssten nun prüfen, wie die jeweiligen Projekte wirtschaftlich zu stemmen seien. Zum Verbleib der sechs Ordensschwestern sagt Hirsch: „Die Schwestern werden aller Voraussicht nach ausziehen.“ Wohin, dazu gibt es keine Auskunft.

Beliebt bei Familien und Einzelpersonen

Das idyllisch gelegene Haus ist gefragt. Beliebt sind Yoga-Wochenenden und Tanzexerzitien ebenso wie Workshops zu Bogenschießen und Instrumentenbau, Freizeitcamps oder „Erholung in der Stille“. Einzelne Besucher und Familien haben das Kloster mit seiner Gebäudefläche von 6000 Quadratmetern für sich entdeckt, um von hier aus den Pfälzerwald zu erkunden. Viele betonen, dass sie gerne an Andachten und Gottesdiensten sowie an anderen seelsorgerischen Angeboten teilnähmen. Dies unterstrichen auch die Teilnehmerinnen des vierten Mountainbike-Frauencamps an Pfingsten. Dort hatte Verbandsbürgermeister Manfred Kirr und seine Mitarbeiterinnen der Tourist-Information den Bikerinnen am Begrüßungsabend mitgeteilt, dass dies vermutlich das letzte Frauencamp im Kloster sein werde. „Es hat uns betroffen gemacht. Wir hoffen, dass der potentielle neue Investor das schöne Anwesen nicht in ein steriles Wellnesshotel umwandelt, sondern das Ambiente erhält“, sagt Mitorganisatorin Zena Varga aus Sicht der Mountainbiker.

Emotionale Bindung der Bürger zum Kloster

„Die Verbandsgemeinde Lambrecht hat bis heute keine aktualisierten Informationen erhalten“, teilt Beigeordneter Hans-Werner Rey auf Anfrage mit. Er unterstreicht, dass es von lokalem und touristischem Interesse sei, wenn die Klosteranlage weiterbestehen oder belebt würde. Gleichermaßen sei er skeptisch, ob der Verkauf reibungslos gelinge, denn die Kosten hinsichtlich Renovierung und Brandschutz stellten hohe Ansprüche an einen potenziellen Investor. Esthaler erinnern sich: „Die älteren von uns haben schon als Kinder den Bau 1950 begleitet, wir sind mit dem Kloster emotional verbandelt.“ Viele denken an die Ordensfrauen im Seniorenalter. „Diese Schwestern, die schon so lange im Kloster leben, möchten doch bleiben, man sollte sie in ihrem Alter nicht entwurzeln“, sagt eine Esthalerin. Andere sorgen sich auch um den Erhalt des Friedhofes auf dem Gelände, denn hier ruhen Ordensschwestern aus ihrer nächsten Verwandtschaft.

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