Neustadt „Es sind sehr viele Emotionen im Spiel“

Weil es zuletzt nicht auf, sondern neben dem Spielfeld im Haßlocher Jugendhandball rund gegangen ist, setzt TSG-Jugendkoordinato
Weil es zuletzt nicht auf, sondern neben dem Spielfeld im Haßlocher Jugendhandball rund gegangen ist, setzt TSG-Jugendkoordinator Peter Henkes nun auf ein klärendes Gespräch zwischen Haßloch und Hochdorf.

«HASSLOCH.» Das Handball-Derby in der C-Jugend-Oberliga zwischen der TSG Haßloch und dem TV Hochdorf fand am vergangenen Wochenende nicht statt. Die Haßlocher hatten es im Streit wegen Spielerwechseln im Jugendbereich zwischen den beiden Vereinen abgesagt.

Der Wechsel eines 14-Jährigen im Winter aus der Haßlocher C-Jugend nach Hochdorf brachte bei der TSG das Fass zum Überlaufen, wie Haßlochs Cotrainer Markus Olschewski erklärt. Beim Final-Four, dem Endspieltag der Pfälzer Jugendteams um den Pfalzgas-Cup, soll der Jugendliche vom Hochdorfer Trainer Philip Baier angesprochen und von einem Vereinswechsel überzeugt worden sein. Olschewski verweist auf eine Art Ehrenkodex im Pfälzischen Handball-Verband (PfHV), der besage, dass sich Vereine Jugendspieler nicht gegenseitig abwerben sollten. Der PfHV hat für seine Verbandstrainer, zu denen auch Baier zählt, umfassende Verhaltensregeln, die Vereins- und Sportlerinteressen gegeneinander abwägen. Er setzt auf Gespräche sowie das Einbeziehen der Trainer des aktuellen Vereins. Talentierte Sportler müssten in den oberen Ligen Handball spielen, um sich zu entwickeln. Olschewski ist gerade deshalb sauer: „Dieser Wechsel ist total unverständlich. Mitten in der Saison zu einem Ligakonkurrenten, dann noch mit einer Wechselsperre.“ Zumal die TSG Haßloch seit zwei Jahren mit dem Einstieg von Peter Henkes als Jugendkoordinator und Coach der Zweiten TSG-Herrenmannschaft ein gutes Konzept in der Nachwuchsarbeit verfolge. PfHV-Präsident Friedhelm Jakob hat sich intensiv mit der Sache beschäftigt. „Es sind sehr viele Emotionen im Spiel“, sagt er und berichtet von der „intensiven Aufarbeitung“ durch ihn und Christl Laubersheimer , aus Lachen-Speyerdorf, Vizepräsidentin Jugend im PfHV: „Der Spieler, der in Ruppertsberg lebt, ist sehr talentiert und hat im Ort Kontakt mit Gleichaltrigen, die in Hochdorf spielen. Zudem ist sein Vater ein guter Freund von Stefan Deffert, dem Hochdorfer Jugendleiter.“ Der ambitionierte Spieler habe bei der TSG Friesenheim und dem TV Hochdorf Probetrainings absolviert. Er habe im Sommer zu einem dieser Vereine wechseln wollen, um „oben anzugreifen“. Weiter sagt Jakob: „Die Vereine müssen sich auch die Frage stellen, warum Spieler wechseln.“ Damit leitet er zum Grund des sofortigen Wechsels des bisherigen TSG-Handballers über. Dessen Mutter klagt den Haßlocher Cotrainer Olschewski an: Der habe ihren Sohn beim Final-Four-Turnier um den Pfalzgas-Cup an einem Gespräch mit Baier gehindert, indem er ihn „weggezogen“ habe. Außerdem habe Olschewski ihm einen „Maulkorb“ erteilt. Gerald Schalter, Chefcoach der Haßlocher C-Junioren, habe das mitbekommen, aber nichts unternommen. Daraufhin sei für sie, so die Mutter, klar gewesen, dass sie ihren Sohn nicht mehr ins Haßlocher Training schicken wolle. Dort äußert Peter Henkes grundsätzlich Verständnis für das emotionale Handeln des Cotrainers Olschewski, „zumal es in den vergangenen Jahren immer wieder Spieler gab, die den Verein verlassen haben“, distanziert sich aber deutlich von dessen Aktionismus: „Spiele vor einem solchen Hintergrund abzusagen, kann nicht die Lösung sein.“ Dies sei ohne Kenntnis der Abteilungsleitung der Haßlocher Handballer passiert. „Wir als TSG Haßloch distanzieren uns von dieser Maßnahme.“ Olschewski behauptet, dass die Jugendmannschaft hinter der „unpopulären“ Entscheidung gestanden habe. In Hochdorf nimmt man die Vorwürfe, dass der Verein Spieler aggressiv und unter Nichtbeachtung der PfHV-Regeln abwerbe, gelassen auf. Auf RHEINPFALZ-Anfrage teilt der Vorsitzende Christian Deller mit: „Viele Spieler und Eltern aus anderen Vereinen wollen sich dem TV Hochdorf anschließen, weil unser Angebot in der Nachwuchsförderung mittlerweile zu den besten in Rheinland-Pfalz gehört.“ Dennoch wolle der TV Hochdorf auch künftig Spieler direkt ansprechen, wenn die Trainer „der Ansicht sind, dass uns auf einer Position ein weiterer Spieler weiterhelfen könnte.“ In diesem Vorgehen unterscheide sich der TVH nicht von anderen Vereinen, die im Nachwuchsleistungssport tätig seien. „Doch“, sagt Olschewski, „wir haben noch nie einen Spieler wegen eines Wechsels direkt angesprochen und werden das nicht tun. Wir haben zwar einige Spieler, die aus Kirrweiler zu uns gekommen sind, aber in Abstimmung mit dem TV Kirrweiler, weil der keine eigene Mannschaft aufstellen konnte.“ Henkes ist indes bemüht, weiteren Schaden von der TSG Haßloch abzuwenden. Er setzt auf ein klärendes Gespräch zwischen den Vereinen. Wie es funktionieren kann, zeigen die Ludwigshafener Vereine mit dem Bundesligisten TSG Friesenheim an der Spitze. TSG-Jugendleiter Axel Wilbrandt sagt: „Die TSG Friesenheim hat sich bewusst zu einer Kooperation mit den Ludwigshafener Vereinen entschieden. Dazu gehört die Ausbildung der Talente in unserem Verein, aber auch das Abgeben jener Spieler, die Handball nicht als Leistungssport sehen. So haben wir das Vertrauen der anderen Vereine zurückgewonnen.“ Ein Weg, von dem auch Jakob überzeugt ist.

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