Neustadt Es blitzt und blinkt

Die Bürgerhospital-Kapelle nach der großen Renovierung.
Die Bürgerhospital-Kapelle nach der großen Renovierung.

Am Mittwoch wurde das Jubiläumsjahr „525 Jahre Stiftung Bürgerhospital Deidesheim“ hörbar eingeläutet: Zum ersten Mal nach langer Zeit des Schweigens erklang bei einem Festakt die 2018 restaurierte Glocke des Türmchens der Spitalkapelle. Rechtzeitig zum Jubiläumsjahr der Stiftung wurde auch die 1494 errichtete Spitalkapelle restauriert, wovon sich zahlreiche Gäste mit Begeisterung überzeugten.

Im Innenhof des Bürgerhospitals flackerten Schwedenfeuer und Laternen. Viele Gäste fanden sich ein, um das Anläuten des Jubiläumsjahres und des Glöckleins nach der Restaurierung mitzufeiern. „Wir freuen uns, dass die Auftaktveranstaltung zum Jubiläumsjahr so große Resonanz bei der Bevölkerung findet“, betonte Silvia Robert, Geschäftsleiterin der Einrichtung. Musikalisch gestaltet wurde die Feier von der Chorgemeinschaft Deidesheim-Ruppertsberg unter Leitung von Marie-Luise Birkhofer. Mit Trompetenstücken überraschten der mit der Restaurierung beauftragte Architekt Martin Kerbeck und der Steuerberater der Stiftung, Hans-Peter Gans. Bewegend schließlich die Segnung der Glocke durch Kaplan Joseph Naigin, ehe sie das erste Mal seit Jahrzehnten wieder zum Klingen gebracht wurde. Birgit Müller, Glockensachverständige im Bistum Speyer, ging auf die Geschichte der kleinen historischen Glocke aus dem Jahr 1793 ein, die 300 Jahre jünger als die Stiftung selbst ist. 1794 seien alle Glocken der katholischen Pfarrkirche in Deidesheim geraubt worden. Engagierten Deidesheimern gelang es jedoch, die Glocke aus der Spitalkapelle zu demontieren und in den Weinbergen zu vergraben, um sie danach wieder aufzuhängen. Die Glocke hatte allerdings seit Jahrzehnten einen Riss und konnte deshalb nicht mehr geläutet werden. 2018 wurde nach Begutachtung der Glockensachverständigen die Restaurierung veranlasst. „Manchmal währt es Jahre, bis so etwas abgeschlossen wird. Hier in Deidesheim hat es nur wenige Monate gedauert“, lobte Müller das entschlossene Vorgehen der Stiftung. Die Instandsetzung übernahm eine Firma aus Bayern. Alleine die Arbeiten zur Glockensanierung kosteten rund 11.000 Euro. Dafür erhielt die Stiftung großzügige Spenden. Geschichte und Gönner sind auf einer Gedenktafel notiert, die noch in der Spitalkirche angebracht wird. Sandsteinarbeiten wurden an der Außenseite vorgenommen, an der Nordseite wurden ganze Sandsteinelemente ausgetauscht. Ebenso musste die Eingangstreppe der Kapelle, die mit der Zeit nach vorne zur Straße hin abgesackt war, erneuert werden. Schreinerarbeiten waren am Dachstuhl erforderlich. „Bei der Sanierung wurde großer Wert darauf gelegt, die im Dachboden ansässigen Fledermäuse nicht zu stören. Der Schutz der Kolonie ist in der Stiftungssatzung fest verankert “, erklärte Silvia Robert im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Weiterhin wurden Holzböden geschliffen und neu lackiert. Die Heiligenfiguren lagerte man in das Bürgerhospital aus. „Sie leisteten mir in meinem Büro während der ganzen Renovierungsphase Gesellschaft“, erzählt Robert. Die Elektrizität wurde komplett erneuert, neue Kabel bis unters Dach gelegt und eine Elektroheizung installiert, damit die Kapelle auch im Winter zu nutzen ist. Die Leuchten wurden durch LED-Lampen ersetzt. Letztlich erhielt die Kapelle außen und innen einen neuen Anstrich, wobei die Farbauswahl in Abstimmung mit der Unteren Denkmalschutzbehörde getroffen wurde. Insgesamt rechnet Robert mit Kosten von über 200.000 Euro. Da die Kapelle im Besitz der Stiftung ist, seien keine Zuschüsse von Kirchen, Kommune oder Land gewährt worden, erklärt Robert. Für die Finanzierung sei die Stiftung verantwortlich. „Im Zuge der Sanierung hat sich ein sehr nobler Spender gefunden, ein Gast aus dem Hotel Ritter von Böhl, der eine sechsstellige Summe zur Sanierung bereitgestellt hat“, freut sie sich. Stadtbürgermeister Manfred Dörr (CDU) ging als Vorsitzender der Stiftung in seiner Festansprache auf die Ursprünge, den Stiftungszweck und das Jubiläum ein. Silvia Robert selbst führte bereits seit dem Nachmittag Besucher durch die festlich erleuchtete Kapelle. Unermüdlich erläuterte sie die umfassenden Renovierungsarbeiten, positiv überrascht vom großen Interesse. „Es ist alles rechtzeitig fertig geworden, sogar die behindertengerechte Rampe war gesetzt. Als barrierefreies Haus ist uns das sehr wichtig“, so Robert. Auch die Heiligenfiguren sind wieder an ihrem angestammten Platz in der Kapelle.

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