Neustadt Ekstase in der Abendsonne

Aufgeheizt von Elektrobeats und Temperaturen: das begeisterte „Sonnentanz“-Publikum.
Aufgeheizt von Elektrobeats und Temperaturen: das begeisterte »Sonnentanz«-Publikum.

«Neustadt-Haardt.» Hunderte gut gelaunte Besucher, ein mehr als gnädiger Wettergott und ein Geburtstagsständchen, das den Boden beben ließ: Der „Sonnentanz“ auf der Welschterrasse hat bei seiner fünften Auflage am Wochenende junge und jung gebliebene Freunde der elektronischen (Live-)Musik ein neuerliches Mal begeistert.

Um 12 Uhr am Samstag sind alle Vorbereitungen für die große Feier abgeschlossen. Bunte Sonnensegel, phantasievolle Dekoration etwa in Form übergroßer Schmetterlinge und neonfarbener Strohhalm-Kunstwerke schmücken das Bild, die Getränkestände sind bereit, und aus den großen Boxen wummern die ersten Bässe. Während Kevin Killich alias Bajan K. aus Heidelberg die kleine, aber umso Aufsehen erregendere Bühne auf der obersten Terrasse des Festgeländes bespielt, strömen nach und nach die Gäste. Seit der Premiere 2014 seien sie immer wieder gerne dabei, erzählen Claudia Kratzmann und Kerstin Müller aus Mannheim. „Die Location ist einfach super cool und das Publikum schön gemischt“, loben die jungen Frauen. Zum ersten Mal wiederum hat sich eine Freundes-Clique auf der Welschterrasse eingefunden, die aber „schon immer mal dabei sein wollte“, wie Sarah Kyhlthau aus Bad Dürkheim betont. Besonders angetan hat es den jungen Leuten heute die Techhouse-DJane Suna aus Mannheim. Weiterer Plusfaktor ist auch bei ihnen „das tolle Open-Air-Gelände“. „Wir kommen auf jeden Fall wieder“, sagt Marcus Nasshahn aus Lambrecht. Im Ein-bis-zwei-Stunden-Takt geben sich an diesem Samstag die DJs nahtlos die Klinke in die Hand – und bleiben auch nach getaner und sichtlich schweißtreibender Arbeit noch auf der Bühne, um mit den nachfolgenden Kollegen weiterzufeiern. Bajan K., „Suna“ Susan Engel, Sven Roesch, das Duo „Lautleise“ und schließlich Stargast Giorgia Angiuli verstehen es mit ihrem jeweils individuellen Stil, die Elektro-Fans auf der Tanzfläche in Ekstase zu versetzen. Kein Fuß steht still, die Hände gehen in die Luft, ein breites Lächeln liegt auf den Gesichtern. Als in der noch warmen Abendsonne die von den meisten sehnsüchtig erwartete Giorgia das Set übernimmt, beginnt der Boden wahrlich zu beben. Immer wieder gibt es Szenenapplaus für die dunkel gelockte, zierliche Italienerin, die mit Monster-Kappe, rosa Bärchen-Shirt und Glitzerleggins hinter den Plattentellern wirbelt. Das Multi-Talent performt live, heißt: Alle Töne und Effekte, die aus dem Boxen kommen, erzeugt sie durch Zuhilfenahme verschiedener Mittel in eben diesem Moment selbst. Seien es da etwa die beiden Keyboards, auf denen Giorgia spielt, während sie gleichzeitig mit der anderen Hand die Regler bedient. Sei es die elektronische Flöte, die Trommel oder die singende Handpuppe, die sich die Musikerin überstülpt und damit ein melodisches Bellen fabriziert. Immer wieder johlt die Menge auf, wenn die DJane mit einem neuem Showeffekt überrascht. Die junge Italienerin arbeitet dabei blitzschnell und hoch konzentriert, versprüht Spaß und Lebensfreude. Gänsehaut-Feeling macht sich breit, als Giorgia zum Mikrofon greift und mit reiner Stimme zu singen beginnt. „So was gibt es sonst nur schon fertig abgemischt“, sagt ein Besucher staunend. Die Menge ist verzückt. „I love it“, ruft DJ-Kollegin Siminia Grigoriu, die sich schon für den eigenen Auftritt warmtanzt. Als die sichtlich geschaffte, aber glückliche Giorgia nach mehr als einer Stunde an sie abgibt, erntet die italienische Ausnahmekünstlerin tosenden Applaus. „Die live Performance war Hammer“, meint die Ludwigshafenerin Lisa Haag. „Mega talentiert“, ist sich auch die Mädelsrunde von Paula Weiß, Marie Voinov und Valerie Ceqodaefa einig. Die Westpfälzerinnen sind das erste Mal beim „Sonnentanz“ und haben es sich für eine kurze Verschnaufpause auf der großen Wiesenfläche der Welschterrasse bequem gemacht. Die Location samt Aussicht in die Rheinebene ist einfach „wunderschön“, sagen die jungen Frauen. Derweil steuert das Geschehen auf der Bühne und der Tanzfläche auf seinen Höhepunkt zu. Simina Grigoriu heizt der Menge mit schnellen Beats und pulsierenden Bässen ein – Finale beim „Sonnentanz“, was förmlich spürbar ist. „Die Musik vibriert richtig im Brustkorb“, freut sich John Doerr aus Haßloch. Es sei zum vierten Mal dabei, berichtet der 58-Jährige, der sich mit einer schrillen Fastnachts-Brille unters Tanzvolk gemischt hat. Er freue sich jedes Mal über die friedliche Stimmung und die große Akzeptanz, „obwohl ich schon ein bisschen älter bin. Entgegengefiebert habe er natürlich den beiden weiblichen Hauptacts, im Grunde seien ihm Namen aber nicht wichtig. „Hauptsache, die Beats sind gut“, sagt Doerr lachend und tanzt fröhlich weiter. Erleichtert zeigt sich am Ende der Neustadter Loonatic-Geschäftsführer und Veranstalter Firat Kilic. Die Jubiläumsveranstaltung sei erneut nahezu ausverkauft gewesen, trotzdem hätten sich die Besucherscharen gut über den Tag verteilt, so Kilic. Auch in Sachen Lautstärke habe es kaum Probleme gegeben. Nur einmal habe der Bass etwas heruntergeregelt werden müssen, womit er und sein Team umgehend auf einen Bürger-Anruf reagiert hätten, betont Kilic. „Alles in allem ein gelungener Geburtstag“, lautet sein Fazit. Der Wunsch für das kommende Jahr: „Dass wir vielleicht einen Tag mehr Zeit für den aufwändigen Aufbau bekommen.“

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