Neustadt Eis und Erinnerungen

Manja Adamson hängt ihre Fotografien auf.
Manja Adamson hängt ihre Fotografien auf.

«St. Martin». Das Atelier „rothpauser“ in St. Martin zeigt noch bis 18. November Arbeiten der Darmstadterin Manja Adamson. Die Konzeptkünstlerin setzt sich in „Spurensuche“ mit ihrer Vergangenheit in dem pfälzischen Dorf auseinander.

Seit 2017 stellen Anja Roth und Herbert Pauser in ihrem Atelier „rothpauser“ aus. Den Auftakt machte im Frühjahr 2017 Nicole Schneider, es folgte im Herbst Roths eigene Bilder unter dem Titel „Alle Farben ROSA“. Im vergangenen Frühjahr war der Mannheimer Maler Rainer Negrelli Gast mit „Akt in der Südpfalz“. Roth und Pauser haben es sich zum Ziel gesetzt, moderne, aktuelle Kunst an die Weinstraße zu bringen. Jenseits ausgetretener Pfade von Stillleben und Wein, bleibt die Rieslingschorle das Nationalgetränk. Dazu gibt es aber im Fall von Adamson Eis. Nicht zum trinken, sondern ganz im Stil einer Konzeptkünstlerin als Material, das Vergänglichkeit repräsentiert. Das Schmelzen des mitgebrachten Blocks, in dem Blätter und andere Naturdinge eingeschlossen sind, wird zum Kunstakt. Ganz im Sinne der Konzeptkunst, die den Akt des Schaffens in den Vordergrund rückt. Bestes Beispiel dieser Kunstform war Banksys Mädchen mit dem Luftballon, das direkt nach der Versteigerung in London bei Sotheby’s von einem versteckten Schredder im Bilderrahmen zerstückelt wurde. Roth und Pauser nennen ihre Ausstellungsräume nicht Galerie, sondern lieber Atelier. Auch weil hier Kunst entstehen soll. Adamson nutzt dies für eine spontanen Hängung von Fotografien. Im Zentrum des Raumes hängen lange Fäden herab, an denen die Fotos in ganz verschiedenen Stadien des Verfalls hängen. „Manja Adamson liebt es, Dinge zu vergaben. Und sie dann wieder hervorzuholen, um das Ergebnis zu beobachten“, erzählt Roth. Der Verfallsprozess dauert auch während der Schau in St. Martin an, was der Künstlerin zupass kommt. Aber es sind auch Bilder zu sehen. Auf ihnen geht Adamson der Formel „Zeit + Mensch = Spur“ künstlerisch nach. Sie hat ihre Jugend in St. Martin verbracht und schaut ein wenig zurück auf diese Episode ihres Lebens. „Das haben wir gar nicht gewusst, als wir sie für eine Ausstellung gewinnen wollten“, erzählt Pauser. Allerdings habe es sich als gelungene Verbindung erwiesen. Roth und Pauser, die beide als Lehrkräfte an der Zürcher Kunsthochschule arbeiten, wollen ihr Atelier in St. Martin jährlich mit zwei Ausstellungen bestücken. Auch die nächste Schau ist bereits in Arbeit, die aus China stammenden und in Berlin lebende Yimeng Wu wird Bilder ihrer ganz individuellen Sicht auf die französische Hauptstadt Paris unter dem Titel „Paris toujours“ ausstellen. Darüber hinaus bieten die Galeristen, die 2016 aus Mannheim nach St. Martin gekommen sind, Workshops an wie zuletzt im Zusammenhang mit der Negrelli-Schau zum Thema Akt. „Wir wollen weitere Kunstkurse zu verschiedenen Themen anbieten“, erklärt Pauser. Er hat mit Roth das „Mademer Preview“ aus der Taufe gehoben, das jetzt in der zweiten Ausgabe erschienen ist. Darin stellen sie verschiedene kulturelle Aktionen vor, möchten so „mehr Kultur nach St. Martin transportieren“. Und weitere Projekte sind in Planung. Info Manja Adamson: „Spurensuche“ im Atelier „rothpauser“, Kirchstraße 5, in St. Martin. Zu sehen ist die Ausstellung bis 18. November. Öffnungszeiten: Freitag, Samstag und Sonntag jeweils 15 bis 17 Uhr. Aktion „Spurensuche“ mit der Künstlerin am 20. Oktober, 13 bis 15 Uhr.

x