Neustadt Einsatz auf dem Jahnplatz

Etwas zögerlich ging es um 9 Uhr los, doch nach der ersten Stunde füllte sich der Jahnplatz bei sehr gutem Wetter allmählich mit Besuchern jeden Alters: „Bei uns fragen die Leute meist erst an, wenn sie schon ein konkretes Anliegen oder einen zu pflegenden Angehörigen haben“, meint Melanie Hübner, Geschäftsführerin der Ökumenischen Sozialstation Haßloch-Mittelhaardt, im RHEINPFALZ-Gespräch. Am Glücksrad drehen dagegen schon die jüngsten Besucher und bekommen kleine Preise. Eltern und Großeltern informieren sich über Pflege, was laut Hübner „viele verdrängen, bis es nicht mehr anders geht“. „Für uns ist der Jahnplatz natürlich ein bisschen näher als der Rathausplatz im vergangenen Jahr“, freut sich Nadine Müller, die das Seniorenzentrum „Haus Rebental“ leitet, das auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht. Müller und ihre Mitarbeiter haben Tische und Stühle im Schatten aufgestellt, an denen sich ihre Bewohner munter mit anderen Besuchern unterhalten, dazu gibt es Würstchen und Getränke. „Wir nutzen diese Gelegenheit, sich der Öffentlichkeit vorzustellen, gern“, so die Leiterin, „und auch wir Anbieter kommen ins Gespräch und knüpfen Kontakte.“ Gefragt ist besonders der „Wünschewagen“ des Arbeiter-Samariter-Bunds: Mit dem 2017 in Dienst gestellten Fahrzeug, das über Spenden unterhalten wird, bringen Ehrenamtliche todkranke Menschen noch einmal an einen Wunschort, den sie allein oder nur mit Angehörigen nicht mehr erreichen können, besonders wenn sie dabei fachgerecht medizinisch versorgt werden müssen. Seither wurden rund 60 Fahrten, auch größere, unternommen. „Eine sinnvolle Beschäftigung für mich im Ruhestand“, findet der 70-jährige Helfer Olaf Deichelmann, der schon Kranke und ihre Begleitung bis zur Nordsee oder ins Disneyland Paris und zurück begleitet hat: „Einen Wagen pro Bundesland gibt es inzwischen, aber wir arbeiten alle zusammen.“ Auch Liedermacher Uli Valnion hilft mit, und beide betonen: „Wir haben keine Patienten, sondern Fahrgäste. Alles soll so angenehm wie möglich sein.“ Eine weitere wichtige Arbeit verrichten Klinikclowns, findet Kathrin Zöller von der Tourist-Information. Darum habe die Gemeinde auch drei von ihnen als „Walking Act“ für den Tag der Rettungs- und Hilfskräfte eingeladen. Als „Lollo“ und „Lotta“ sind Sandra Ludwig und Stefanie Wöll vom Verein „Xundlachen“ Rhein-Neckar-Kreis auf dem Jahnplatz unterwegs und spielen Minigitarre oder erzählen lustige Geschichten. Der Klinikclown „Anton“ heißt bürgerlich Andreas Martin, ist 47 Jahre alt und Mathematiker bei der SAP. Er ist im Vorstand des gemeinnützigen Vereins und hat dafür extra seine Wochenarbeitszeit um einen Tag verkürzt. „Wir sind geschult, müssen uns regelmäßig fortbilden und oft einer Supervision unterziehen“, sagt der erfahrene Krankenhausclown. Schließlich gerate man im Klinikalltag „in allerlei schwierige Situationen“, könne aber dafür „den Menschen einen Moment der Freude geben und das Klinikpersonal entlasten“. Das Technische Hilfswerk, Ortsverband Neustadt, das auch für den Landkreis Bad Dürkheim und somit Haßloch zuständig ist, hat einen riesigen Radlader dabei. Ortsbeauftragter Peter Schäfer erklärt: „Der heißt bei uns Berge-Räum-Gerät und wird unter anderem auch bei Einsätzen mit der Feuerwehr genutzt, damit die Brandstellen besser erreicht und abgelöscht werden können.“ Bei der Haßlocher Feuerwehr werden Crêpes verkauft, Kinder freuen sich über Wasserspiele. Laut Wehrleiter Marco Himmighöfer ist das Besucherinteresse an der Arbeit, den Fahrzeugen und der technischen Ausrüstung groß, was auch Jürgen Vogt für den DRK-Ortsverein Haßloch-Meckenheim und das Jugendrotkreuz bestätigt. Zwei „Johanniter“-Ersthelfer informieren sich bei Eva-Maria Pfund am Bundeswehrmobil über Unterschiede beim Verbandzeug, während am Verkehrssimulator vom Bund gegen Alkohol und Drogen im Straßenverkehr viele „Testfahrer“ staunen, wie viel Schaden bereits vermeintlich wenig Alkohol anrichten kann. Und auch Hilfe für Kriminalitätsopfer ist von großer Bedeutung, wie der „Weiße Ring“ an seinem Stand zeigt.

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