Neustadt Ein Zentrum für die Jugend

Diskutieren über Pläne für ein mögliches Jugendzentrum (von links): Maximilian Müller, Fynn Bastein, Farina Becker und Leon Well
Diskutieren über Pläne für ein mögliches Jugendzentrum (von links): Maximilian Müller, Fynn Bastein, Farina Becker und Leon Weller von der Engagierten Jugend Neustadt.

„Man sieht ständig junge Leute draußen sitzen. Ein Ort, der vor dem Wetter schützt, fehlt in Neustadt für Jugendliche“, meint Leon Weller, der gerade ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) beim städtischen Jugendamt absolviert. Um das zu ändern, setzt sich die Engagierte Jugend Neustadt (EJN) seit Mai 2017 für ein selbstverwaltetes Jugendzentrum ein. Bislang ohne Erfolg. Wegen des schwierigen Immobilienmarkts seien noch keine geeigneten Räume gefunden worden, erläutert Jugendezernent Ingo Röthlingshöfer.

Im Mai 2017 wurde die Idee eines Jugendzentrums erstmals im Jugendhilfeausschuss vorgestellt. Seither wurde eine neue FSJ-Stelle geschaffen, es wurden Immobilien besichtigt und am 23. Januar 2018 vom Stadtrat 6000 Euro für die Miete bereitgestellt (wir berichteten). Leon Weller und Eric Ruland gehören dem EJN-Arbeitskreis „Jugendzentrum“ an. „Es soll selbstverwaltet und von einem EJN-übergreifenden Team organisiert werden. Es legt Rahmenbedingungen fest und gestaltet das Wochenprogramm“, so Ruland. Zudem wären regelmäßige Veranstaltungen, wie einmal im Monat, wichtig. „Mit dem Jugendzentrum wollen wir einen Ort zur Selbstverwirklichung, für Projekte, eine Plattform zum Austausch und vor allem einen Ort mit klarer Organisationsstruktur schaffen“, ergänzt Weller. Dadurch würden Jugendliche viel lernen. So könnte die strukturierte Organisation das soziale Lernen ebenso fördern wie das Demokratieverständnis. Dabei soll die neu geschaffene FSJ-Stelle Bindeglied zwischen Jugend und Stadt sein, wie Weller erklärt: „Falls Probleme auftauchen, kann die Stadtverwaltung sofort aktiv werden.“ Mittlerweile ist die Idee von einem Jugendzentrum aber nicht nur in den Augen der Engagierten Jugend wichtig. Sobald der Plan bekannt wurde, hat er sich schnell verbreitet und unter anderem die städtische Schülervertretung erreicht. Diese besteht aus Vertretern von Leibniz-, Käthe-Kollwitz- und Kurfürst-Ruprecht-Gymnasium sowie der Berufsbildenden Schule. Auch die Schülervertreter sind sich einig: Neustadt habe bereits einiges zu bieten, aber ein spezielles Angebot für junge Leute fehle. Allerdings ist eine solche Idee nicht ganz neu. Schon Bürgermeister Ingo Röthlingshöfer (54), gebürtiger Neustadter, kämpfte in seiner Jugend für ein Jugendzentrum. Damals gab es einen Verein „Haus der Jugend“, der sich ähnlich wie EJN und Schülervertretung heute für ein solches Projekt stark machte. „Schon immer war das ein politisch sehr prägnantes Thema“, sagt Röthlingshöfer. Seine Generation „gehörte zur zweiten Welle, die von der Stadt den ersten städtischen Jugendtreff zugesprochen bekam“. Der war im alten Fahrradkeller des Mehrgenerationenhauses beheimatet. Doch löste sich der Verein „Haus der Jugend“ später auf, die Jugendlichen waren erwachsen geworden, Nachwuchs war nicht in Sicht. Ein erneuter Anlauf vor rund 15 Jahren scheiterte nach demselben Muster: Die Stadt stellte eine Raum bereit, der zunächst genutzt wurde, dann verlief alles wieder im Sand. Röthlingshöfer beschreibt das mit dem Bild von Ebbe und Flut. Ein weiteres Beispiel dafür sei das Jugendparlament gewesen, das sich dann auch aufgelöst habe. Mit dem aktuellen Einsatz von Engagierter Jugend und Schülervertretung werde auch die alles entscheidende, aber eben ungelöste Frage wieder aktuell, so der Bürgermeister: „Wo finden sich geeignete langfristige Räumlichkeiten?“ Zuletzt im Gespräch war ein Haus in der Landwehrstraße, das die Stadt gekauft hat; dieses kommt mittlerweile aber nicht mehr in Frage. Bei der weiteren Suche könnte sich eine Themenreihe anbieten, die die EJN konzipiert hat: „Let’s talk about ...“ („Lasst uns über ... sprechen“), von Jugendlichen für Jugendliche umgesetzt. Diese Reihe könnte sich zu allererst mit der Raumfrage beschäftigen, so die Idee von Engagierter Jugend und Schülervertretung. Politik, Drogenprävention, Studienberatung böten sich als weitere Beispiele an. Warum das Jugendzentrum so wichtig ist, bringt Farina Becker von der EJN für alle auf den Punkt: „Wir sind die Zukunft, und wir sind bereit, uns für unsere Ziele einzusetzen.“

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