Neustadt Ein Ohr für die Angehörigen

Nicht immer können Angehörige es leisten, alte und pflegebedürftige Menschen daheim zu versorgen und zu betreuen. Das Theodor-Friedrich-Haus bietet seit Herbst vergangenen Jahres für Menschen, deren Angehörige in Pflegeheimen sind, einen Gesprächskreis an, in dem sie ihre Gedanken und Erfahrungen und Gefühle austauschen können. Die Leitung hat die Psychologische Beraterin Elvira Kirschner.

Die Angehörigen sind, wenn sie ein Familienmitglied in einer Einrichtung für Senioren unterbringen, „oft unsicher und hilflos“. Diese Erfahrung hat Elvira Kirschner gemacht. Oft würden sie sich auch selbst Vorwürfe machen, der Situation als Pflegende nicht gewachsen zu sein. Jemanden zu finden, mit denen sie sich über ihre Sorgen und Nöte austauschen können, ist nicht immer einfach, und dabei ist Gedankenaustausch schon deshalb wichtig, dass die Angehörigen merken, mit ihrem Problem nicht allein zu sein. Zum Gesprächskreis kommen die Menschen, weil sie Hilfe erwarten, „Hilfe in irgendeiner Form. Was sie brauchen, ist ihnen oft selbst am Anfang nicht klar, das wird dann erst in den Gesprächen deutlich.“ Oft fühlen sich die Betroffenen auch in einer Opferhaltung. Sie verdrängen ihre eigenen Bedürfnisse, haben keinen Freiraum mehr.“ Das sei falsch verstandene Nächstenliebe, denn „ein solches Pflichtbewusstsein kann fatal sein“. Selbst wenn es schwerfällt: „Es ist manchmal wichtig, alten Leuten wie Kindern Grenzen zu setzen.“ Einfach sei das schon deshalb nicht, weil gerade die Eltern Respektspersonen waren. Dazu kommen Glaubenssätze wie „Du sollst Vater und Mutter ehren“. „Doch man kann immer etwas verändern“, zwar nicht den anderen Menschen, aber sich selbst und die eigene Sichtweise, macht Elvira Kirschner den Betroffenen Mut. „Das ist auch der Sinn meiner lösungsorientierten Arbeit.“ Immer wieder zeige sich auch, dass Dinge zwischen Eltern und Kindern stünden, die nie aufgearbeitet worden seien. „Man kann auch spät für sich noch Dinge klären“, sagt Elvira Kirschner, auch im Gesprächen mit anderen. Kurz, „es gibt einen bunten Strauß an Möglichkeiten der Hilfe, wenn man sich darauf einlässt.“ Patentlösungen aber gebe es keine. „Jeder Mensch hat seinen eigenen Weg, Probleme zu lösen. Die Lösung aber muss er selbst finden. Ich kann ihm allenfalls damit helfen, verschiedene Wege aufzuzeigen.“ Wichtig sei es daher, dass Menschen auch dann, wenn jemand ein Pflegefall sei, miteinander nicht nur durch Sprache kommunizierten, sondern auch auf Gestik und Mimik achteten und Berührungen einsetzten. „Dass in der im Allgemeinen mehr Frauen als Männer an den Gesprächskreisen teilnehmen, liegt daran, dass es in der Regel auch Frauen sind, die die Rolle der Pflegenden übernehmen“, sagt Kirschner. Auch die Aufgabe, die Angehörigen einmal die Woche regelmäßig im Seniorenheim zu besuchen, falle meist den Frauen zu. Der Gesprächskreis ist eine offene Gruppe. Neue Teilnehmer können jederzeit einsteigen. Auf diese Weise erhält der Gedankenaustausch „immer wieder neue Impulse, und es ergibt sich nach und nach eine gute Vertrauensbasis“. Elvira Kirschners Anliegen ist es, „mit Menschen und für Menschen tätig zu sein.“ Sie kennt sich in der Sozialarbeit aus, hat eine Ausbildung zur psychologischen Beraterin gemacht und setzt ihre Kenntnisse in erster Linie als Business Couch und im privaten Coaching ein. Info Voranmeldung unter Telefon 06324 9690, E-Mail friedrich-haus-hassloch@lvim-pfalz.de. Die Teilnahme ist kostenlos.

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