Neustadt Ein Leben im Zeichen der Sozialarbeit

Wie eine Familie: Ernst Ohmer mitten unter seinen Schützlingen im St.-Ulrich-Altenzentrum.
Wie eine Familie: Ernst Ohmer mitten unter seinen Schützlingen im St.-Ulrich-Altenzentrum.

Wenn Ernst Ohmer am Freitag die Leitung des Caritas-Altenzentrums St. Ulrich abgibt, um in Altersteilzeit zu gehen, endet nicht nur ein Arbeitsverhältnis. Das St. Ulrich war für den 61-Jährigen eine Familie, mit der er oft mehr Zeit verbracht hat als mit Ehefrau und Kindern.

Vor 36 Jahren, am 1. Oktober 1982, dem Tag, an dem Helmut Kohl zum Bundeskanzler gewählt wurde, wurde Ohmer Leiter des Caritas-Altenzentrums. 25 Jahre war er damals erst alt, es sei ein „großer Vertrauensvorschuss“ gewesen. Seine ganz eigene Art dürfte dabei eine Rolle gespielt haben. Ohmer ist ein Mensch, der sich mit viel Begeisterungsfähigkeit und Intensität für das einsetzt, was ihm wichtig ist, der dabei auch unkonventionelle Wege geht, sich nicht scheut, seine Meinung zu sagen, der andere begeistern, ihnen manchmal aber auch auf die Nerven gehen kann. „Ich war schulisch nicht so gut aufgestellt“, gesteht Ohmer. Der gebürtige Herxheimer hat lieber Fußball gespielt, statt zu lernen, hat mehrfach die Schule gewechselt. Obwohl ihn Schule nicht besonders interessierte, war es ein Sozialkundelehrer, „der meine soziale Ader geweckt hat“. Dieser Lehrer war der 2014 verstorbene Heiko Müller, bekannt durch sein Engagement für Amnesty International. Nach der Schulzeit hatte Ohmer „keine Ahnung, was ich machen will“. Es habe sich so ergeben, dass er in einer Heim- und Sonderschule für geistig behinderte Kinder der Caritas in Herxheim eine Ausbildung zum Bürokaufmann begonnen hat. „Ich war die meiste Zeit bei den Kindern und ich habe gemerkt: Das ist meins.“ 1979 schloss er seine Ausbildung ab und ging als Verwaltungsleiter ins Caritas-Altenzentrum in Schifferstadt. „Ich habe immer bei der Caritas gearbeitet und das ist gut so, sie ist für mich kirchlich-karitativer Dienst“, sagt Ohmer. Was ihn nicht davon abhält, seine Meinung zu sagen, wenn ihn etwas stört. Zweimal habe er sich überlegt, zu einem anderen Träger zu gehen, sich deren Einrichtungen angeschaut „und war froh, als ich wieder in meinem St. Ulrich war“. Von Schifferstadt wechselte Ohmer dann nach Herxheim zurück, weil er so seine Eltern besser unterstützen konnte. Nach einiger Zeit habe ihn sein Chef dann gefragt: „Ernst, kannst Du zwei Tage pro Woche in Neustadt arbeiten?“ Die Caritas hatte von der Kirchengemeinde St. Joseph das Altenheim St. Ulrich übernommen, und Ohmer sollte sich um die Buchhaltung kümmern. Das tat er ab April 1982. Als der damalige Leiter wenig später nach Deidesheim wechselte, schlug er Ohmer als Nachfolger vor. „Ich hätte nie gedacht, dass ich die Stelle bekomme“, gesteht Ohmer. Er bekam aber auch ein Problem. Das Gebäude, in dem das St. Ulrich war, war alt, in schlechtem Zustand, entsprach nicht mehr den Anforderungen der Altenpflege. Eine Sanierung wäre zu teuer geworden, für einen Neubau fand sich kein Bauplatz. „Als die Sache am Kippen war, kam mir die Idee mit dem Maison de France“, erzählt Ohmer. Die Einrichtung der französischen Armee war in der Nähe des St. Ulrich und stand leer. Der Wechsel in ein neues Gebäude sei eine sehr große Veränderung gewesen, sagt Ohmer. Die zweite große Veränderung: der Wandel vom Altenheim zum Pflegeheim. Im Gegensatz zu früher würden die meisten Bewohner erst dann einziehen, wenn sie Pflege brauchen. Er habe der Stadt, die den Neubau des St. Ulrich finanziell gefördert hatte, „etwas zurückgeben wollen“, nennt Ohmer als Grund, warum er 1994 für die CDU Mitglied des Sozialhilfeausschusses wurde und seit 1999 dem Stadtrat angehört. Inzwischen ist er stellvertretender CDU-Fraktionsvorsitzender, in Ausschüssen des Stadtrats, im Beirat für Migration und Integration und im Vorstand des Seniorenbeirats. Fortan möchte er sich nun verstärkt in der Kommunalpolitik engagieren: „Bei meinen Themen Wohnungslosigkeit, Seniorenarbeit, Obdachlosigkeit, ,Lichtblick’ ist noch einiges zu tun“. Ohmer war meist fast täglich und weitaus mehr als die übliche Arbeitszeit im St. Ulrich. Doch freitags ab 17 Uhr war er dort 25 Jahre lang nicht anzutreffen. Da hat er mit der Lehrer-Elf des Kurfürst-Ruprecht-Gymnasiums Fußball gespielt. Inzwischen hat er sich auf den Reha-Sport verlegt. Am Freitag nun wird Ernst Ohmer verabschiedet. Die Feier ist selbstverständlich im Altenzentrum und beginnt mit einer ökumenischen Andacht, gestaltet von den Dekanen Armin Jung und Michael Janson. Kein Abschied ohne Neubeginn: Gleichzeitig wird Regina Greiner als neue Leiterin vorgestellt.

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