Neustadt Die Leichtigkeit des Sommers
«Neustadt»-«Haardt». Wenn sie, wie auf vielen Pressebildern der Fall, ihre Haare zu einem lässigen Chignon hochgesteckt hat, ähnelt die Sängerin Caro Josée deutlich der Frontfrau der belgischen Gruppe „Vaya Con Dios“, Dani Klein. Aber nicht nur optisch, auch stimmlich lassen sich Parallelen zwischen den beiden erkennen. Josée kommt übernächsten Samstag zum „Palatia Jazz“-Konzert nach Neustadt, das diesmal an einem als Kulturspielort noch nie genutzten Platz stattfindet: dem Garten des Haardter Weinguts Müller-Catoir. Das Vorprogramm gestaltet der polnische Pianist Pawel Kaczmarczyk mit seinem Trio.
Und noch eine Gemeinsamkeit verbindet Caro Josée mit Dani Klein: Die ständige Suche nach der eigenen musikalischen Identität und Ausdrucksweise, die bei beiden anscheinend nie ein für sie selbst zufrieden stellendes Ende findet. Die Karriere der 1958 unter dem Namen José Caro Tollenaar in Gießen als Tochter eines niederländischen Barmusikers und einer deutschen Finanzbeamtin geborenen Josée wurde von dem Mitglied der ursprünglich als Skiffleband gegründeten und später zur Schlagercombo mutierten Gruppe „Leinemann“ („Mein Tuut Tuut“), Lonzo Westphal , ins Rollen gebracht. Er war es, der sie in den 70ern nach Hamburg holte, wo sie unter anderem in angesagten Clubs wie dem „Onkel Pö“, in dem auch „Leinemann“ selber regelmäßig gastierten, schon sehr bald mit Leuten wie Blues-Urgestein Abi Wallenstein zusammenarbeitete und auch in dessen Band „Pussy“ einstieg, bevor sie ihre eigene „JCT Band“ gründete, für deren Erstlingswerk „It’s Nothing But Higher“ sie 1978 direkt mit dem Deutschen Schallplattenpreis in der Sparte „Best Newcomer National“ ausgezeichnet wurde. Danach löste sie die Kapelle auf, um jetzt unter der Firmierung „Caro“ unter eigenem Namen aufzutreten. 1981 stellte sie sich in diesem Zusammenhang mit ihrer Single „Wanderlust“ in Ilja Richters „Disco“ vor, zwei Jahre später schaffte sie es mit „Waiting“ in den von Radio Bremen produzierten „Musikladen“. Der große kommerzielle Erfolg und die Genugtuung, mit der eigenen Arbeit restlos glücklich zu sein, blieben ihr aber versagt, so dass sie sich enttäuscht von der Bühne zurückzog und für Jahre komplett von der Bildfläche verschwand. Ihr Comeback läutete sie 2005 ein, als sie zusammen mit Keyboarder Jean-Jacques Kravetz („Frumpy“, Udo Lindenberg, Peter Maffay) und dessen Söhnen Pascal und Julien die Langspielplatte „Eternity“ aufnahm. Danach wandte sie sich – jetzt als Caro Josée - dem Jazz zu, was ihr auf Anhieb so gut gelang, dass sie 2013 für das Album „Turning Point“ mit dem damals noch existenten Musikpreis „Echo Jazz“ in der Sparte „Beste Sängerin national“ geehrt wurde. Mit dem aktuellen (Jazz-)Longplayer „Summer´s Ease“ im Gepäck kommt die Sängerin mit der rauchigen Stimme nun, begleitet von Keyboarder Steffan Dietrichsen, Gitarrist Patrick Pagels und Schlagzeuger Tammo Bergmann, für den „Palatia Jazz“-Gig auch nach Neustadt. Das Vorprogramm gestaltet dabei der polnische Pianist Pawel Kaczmarczyk. Der 34-Jährige ist bei „Palatia Jazz“ kein Unbekannter. Bereits zum dritten Mal hat ihn Veranstalterin Suzette Yvonne Moissl, diesmal zusammen mit seinem eigenen „Audiofeeling-Trio“, eingeladen. Der Krakauer gilt als der Shooting-Star der in seiner Heimat sehr hoch angesehenen Jazz-Szene. Der mehrfach preisgekrönte Musiker nennt Größen wie Herbie Hancock oder Bill Evans als seine Inspirationsquellen. Bereits im jugendlichen Alter von 17 Jahren gründete er die Formation „KBD“, die schnell internationale Bekanntheit erlangen und sich bei wichtigen Wettbewerben durchsetzen konnte. Mit Kontrabassist Michał Baranski und Schlagzeuger Tomasz Torres kann Kaczmarczyk auch mit seinem darauf folgenden Trio die Erfolgsspur weiterverfolgen, wie nicht nur seine weltweiten Tourneen eindrucksvoll belegen. Mit dem Album „Deconstruction (feat. Mr. Krime) [Vars and Kaper]“ aus dem Jahr 2017 legte er in seiner Heimat das „Album des Jahres“ vor und wurde außerdem nach 2010 zum zweiten Mal zum „Künstler des Jahres“ gewählt. Termin Das „Palatia Jazz“-Doppelkonzert mit dem „Caro Josée Quartett“ und dem „Pawel Kaczmarczyk Audiofeeling-Trio“ beginnt am Samstag, 30. Juni, um 19.30 Uhr im Garten des Weingutes Müller-Catoir, Mandelring 25, in Haardt. Karten (ab 29 Euro) unter www.palatiajazz.reservix.de.