Neustadt Das Produkt einer Dynastie

In der katholischen Pfarrkirche in Kirrweiler gibt es eine Mahler-Seuffert-Orgel: Franz Seuffert hat sie erbaut, Remy Mahler hat
In der katholischen Pfarrkirche in Kirrweiler gibt es eine Mahler-Seuffert-Orgel: Franz Seuffert hat sie erbaut, Remy Mahler hat sie restauriert.

«Kirrweiler.»„Fahre so fort, du wirst ein großer Meister.“ Mit diesen Worten soll der Würzburger Orgelbauer Johann Hoffmann den Schüler Johann Philipp Seuffert (1693-1780) in die Welt entlassen haben. Der Bauernbub aus Gössenheim an der Wern bereiste als Wandergeselle Böhmen, Polen, Österreich und Ungarn, ehe er selbst als Hoforgelbauer in Würzburg ansässig und zum Gründer einer Dynastie wurde. Sein Enkel baute eine Orgel in Kirrweiler.

Neben Würzburg wurde der fürstbischöflich speyrische Residenzort Kirrweiler namhaft als Produktionsstätte von Seuffert-Orgeln. Der älteste Sohn des fränkischen Barock-Orgelbaumeisters Johann Philipp Seuffert, Johann Ignaz (1728-1807), befasste sich nach seiner Ausbildung mit dem französischen Orgelbau, ehe er zunächst in Offenburg und schließlich in Kirrweiler eine Orgelbauwerkstatt gründete. 1770 hat er die Tochter des St. Martiner Bürgermeisters Stoeckl geheiratet und war damit auch verschwägert mit dem Bildhauer Wendelin Fischer. Interessant sind Verbindungen zu den Altarbauern Matt, zum Kirchenbaumeister Leopold Stoffleth und den Glockengießern Speck. Alle in der sakralen Kunst tätig, kommt man miteinander in Kontakt. Vater Seuffert, der hochfürstlich Würzburgische Hoforgelbauer, entwickelte einen eigenen Orgeltyp und soll, nach Auftragsbüchern aus vier Jahrzehnten, rund 200 neue Orgeln gebaut haben. Berühmte Seuffert-Orgeln finden sich im Kloster Banz, der Abtei Münsterschwarzach oder in Überlingen am Bodensee. Die Seuffert-Orgeln des Pfälzer Zweigs passten sich klanglich, auch durch Verzicht auf sogenannte Spitztürme, dem oberrheinischen Umfeld an. Der jüngere Bruder des fürstlich Speyrischen Orgelmachers, Franz Ignaz (1732-1810), übernahm als Hoforgelbauer die Stammwerkstätte in Würzburg und führte den Stil des Seniors fort. Die Seufferts in Mainfranken verlegten sich mehr auf den Klavierbau. In Kirrweiler folgte Franz Seuffert (1773-1855) seinem Vater Johann Ignaz, und mit Johann Franz (1814-1886) auch noch die dritte Generation der ortsansässigen Orgelbauer. Seine Wanderjahre hatten ihn nach Würzburg und Wien geführt, wo sein Onkel Martin und dessen Sohn wirkten. Eduard Seuffert, Fortepiano-Fabrikant und Erfinder eines „Giraffen-Klaviers“, zeigte seine Produkte auf der Weltausstellung in London. Franz Ignaz Seuffert blieb beim Orgelbau, wobei nach 1850 Aufträge für neue Orgeln zunehmend ausblieben und er mehr für Reparaturen gefragt war. Die Würzburger Nachfahren verdienten dazu als Musiker im Hoforchester sowie als Gutachter. Auch der langjährige Orgelsachverständige der Diözese Speyer, Richard Orth, entstammt einer Tochterlinie der Seuffert-Dynastie. Stolz sind Gemeinde und katholische Pfarrgemeinde Kirrweiler auf ihre Orgel. Die 1809 von Franz Seuffert – damals bedeutendster Orgelbauer der Region – für seine Heimatkirche erbaute Orgel wurde 1998 vom Elsässer Orgelbauer Remy Mahler restauriert und um 24 Register erweitert. Mit dem neuen Jahrtausend kam der „Kirrweilerer Orgelsommer“, eine beliebte Veranstaltungsreihe für Freunde der Kirchenmusik. Mit Maria Lisiecki, geborene Matt, die in Kirrweiler als Organistin und Chorleiterin wirkt, schließen sich alte Kreise zwischen den beiden im sakralen Bereich wirkenden Dynastien Matt und Seuffert.

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