Neustadt Chicago-Blues als Therapie

Bluesharper Pierre Lacocque (Zweiter von links) gründete 1991 „Mississippi Heat“ in Chicago. Nach Gimmeldingen kommt die Band al
Bluesharper Pierre Lacocque (Zweiter von links) gründete 1991 »Mississippi Heat« in Chicago. Nach Gimmeldingen kommt die Band als Quintett mit Sängerin Inetta Visor als Frontfrau

«Neustadt-Gimmeldingen.» An der Spitze der amerikanischen Gruppe „Mississippi Heat“, die am Samstag auf Einladung des Kulturvereins Wespennest ein Gastspiel in der Gimmeldinger Turnhalle gibt, steht der Harpspieler und Songschreiber Pierre Lacocque, und wie der zum Blues kam, ist vielleicht nicht ganz untypisch für diese Musik.

Der Bandleader wurde 1952 als Sohn belgischer Eltern in Jerusalem geboren, verbrachte einen Teil seines frühen Lebens, das nach eigenen Angaben von Einsamkeit aufgrund ständiger Umzüge geprägt war, auch in Deutschland und kam 1969 nach Chicago, wo die Begegnung mit dem Mundharmonikaspieler Big Walter Horton alles änderte. Lacocque wollte so werden wie er, kaufte sich eine Bluesharp und übte wie besessen. Und der Blues hatte eine heilsame Wirkung auf den jungen Mann und dessen labile Psyche. Er fühlte sich plötzlich verstanden und unter seinesgleichen. Bald darauf lernte er den berühmten Junior Wells, einen Pionier des elektrisch verstärkten Bluesharp-Spiels kennen, der zu seinem Förderer und Mentor wurde. Zwar brauchte es dann noch ein paar weitere Krisen und den Umweg über ein Psychologiestudium in Kanada und einige Jahre als Psychotherapeut, aber der Blues blieb Lacocques Berufung. Er traf auf Lawrence Lil’ Sonny Wimberly, Bassist der „Muddy Waters Band“, der ihn bis zu seinem Tod 1991 unter seine Fittiche nahm, und gründete im gleichen Jahr mit dem Gitarristen Jon McDonald in Chicago „Mississippi Heat“ – mit dem Anspruch, nicht immer nur bekannte Bluesstücke zu spielen, sondern Eigenes umzusetzen. 1993 erschien das erste Album „Straight From The Heart“, dem bis heute elf weitere folgten. Die Band musste im Laufe ihres Bestehens zwar viele Umbesetzungen verkraften, schaffte es dadurch aber auch stets, mit neuen Leuten frische Energie zu tanken und international erfolgreich zu sein. „Mississippi Heat“ tourten durch die USA, Kanada, Europa und Afrika. Unter ihren bekanntesten ehemaligen Mitgliedern finden sich Namen wie Zora Young (Willie Dixon, B. B. King usw.) und Deitra Farr (verewigt in der „Chicago Blues Hall of Fame“). „Wir wollen den traditionellen Chicago Blues Sound erhalten, ihm aber gleichzeitig Frisches und Aufregendes hinzufügen und ihn mit neuen Ideen erweitern. Das ist unser Anspruch an den Blues“, so Pierre Lacocque. Nach Gimmeldingen kommen „Mississippi Heat“ als Quintett mit Inetta Visor als Frontfrau. Es gibt sie aber auch um eine Bläsersektion erweitert als Blues-Big-Band. Termin „Mississippi Heat“ machen am Samstag, 21. April, um 20 Uhr in der Alten Turnhalle in Gimmeldingen Station. Karten (18 Euro) in der Buchhandlung Quodlibet, bei Tabak Weiss und der RHEINPFALZ in Neustadt sowie unter www.reservix.de.

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