Neustadt Barock bis Neuzeit

Die nach einem Brand vor zwei Jahren renovierte ehemalige Synagoge ist wieder bespielbar: Das Wind Quintet aus Israel spielte an
Die nach einem Brand vor zwei Jahren renovierte ehemalige Synagoge ist wieder bespielbar: Das Wind Quintet aus Israel spielte anlässlich der Wiedereröffnung des Gebäudes.

«Deidesheim.»Nach zweijähriger Vakanz konnte am Freitagabend die ehemalige Deidesheimer Synagoge wieder als kultureller Veranstaltungsort genutzt werden. „Eingeweiht“ wurde das nach einem Brand vor zwei Jahren neu renovierte Gebäude vom „Tel Aviv Wind Quintet“ mit Werken vom Barock bis in die Neuzeit. Das Publikum war fasziniert und begeistert von der „Musik in der Synagoge“ und spendete minutenlang Applaus.

Diese „Premiere“ ist ein Glücksgriff. Eingeladen zum Start in die Herbstsaison der vom Freundeskreis ehemalige Deidesheimer Synagoge initiierten Veranstaltungen hat dieser zusammen mit der Villa Musica Rheinland-Pfalz, wodurch wiederum im Gegensatz zu früheren Veranstaltungen sehr viele Besucher auch aus dem weiteren Umland kommen; Zuhörer aus Deidesheim selbst sind diesmal in dem voll besetzen Raum wenig vertreten. Die Erwartungen sind hoch und werden durch die auf das Quintett abgestimmten Bearbeitungen der Werke und die körperliche bewegte, musikalisch bewegende Darbietung noch übertroffen. Die Musiker sind allesamt hochkarätige Solisten mit bester internationaler Ausbildung und Erfahrung, zudem gleichermaßen versiert in der Wiedergabe und Interpretation alter und zeitgenössischer Werke. Das wird auch in diesem Konzert deutlich spürbar, wenn sie beispielsweise bei Bach das barocke Element fein herausarbeiten und den als Zugabe gespielten „Libertango“ von Astor Piazzolla so frei interpretieren und weiterführen, dass er selbst deutliche Anklänge von Klezmer aufnehmen kann. Doch zunächst tritt das Quintett als Terzett auf: Roy Amotz (Flöte), Danny Erdmann (Klarinette) und Nadav Cohen (Fagott) inszenieren die eigens für eine solche Besetzung arrangierte „Triosonate Nr. 5“ Johann Sebastian Bachs. Bach hatte das Werk nach dem Vorbild italienischer Concerti komponiert. Vor allem der zweite Satz, ein volksliedhaftes Largo, aber auch schon modern anmutende Dissonanzen ziehen die Zuhörer in ihren Bann. Ebenso gespannt folgen sie dem fröhlichen Allegro, in dem das Spiel von Flöte und Klarinette einem Elfentanz gleicht, bei dem lediglich das dunkle Fagott die Bodenhaftung bewahrt. Viel zum Hörgenuss trägt von Anfang an auch die Akustik des Raums bei. Die Instrumente bewahren hier ihre klangliche Eigenheit, die Töne klingen klar, ohne miteinander zu verschwimmen. In eine andere musikalische Welt, von Anklängen an die italienische Oper geprägt, entführen die Musiker mit Giuseppe Verdis „Quartetto“ – in einem Arrangement für fünf Bläser. Da sorgen zusätzlich Dmitry Malkin (Oboe; er ist kurzerhand für Yigal Kaminka eingesprungen, der gerade Vater einer Tochter geworden ist) und Itamar Leshem (Horn) für Passagen, die die Stimmen der einzelnen Instrumente wie Tänzer beim Karneval durcheinanderwirbeln. Gioachino Rossinis „Sonata Nr. 1 F-Dur“, im Quartett ohne die Oboe gespielt, erinnert vertraut an den Barbier von Sevilla. Faszinierend mit seinen Anklängen an Hector Berlioz, Bela Bartók und Jazz interpretiert das Quintett Paul Hindemiths „Kleine Kammermusik“, bei der vor allem das Finale die einzelnen Instrumente mit kurzen Soli noch einmal sehr schön zur Geltung bringt. Letzter Höhepunkt des offiziellen Programms ist eine Auswahl von Melodien aus der „Dreigroschenoper“, auch diese arrangiert für Bläserquintett.

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