Neustadt Auftritt im Nationaltrikot „eine Ehre“

Saskia Woidy sprang bei der U18-EM in Ungarn 6,19 Meter weit.
Saskia Woidy sprang bei der U18-EM in Ungarn 6,19 Meter weit.

«Meckenheim.»Saskia Woidy aus Meckenheim erlebte Anfang Juli bei den U18-Europameisterschaften in Györ (Ungarn) den bisherigen Höhepunkt ihrer Laufbahn als Weitspringerin. Die 17-Jährige, die in Saarbrücken im Sportinternat lebt, dort das Gymnasium am Rotenbühl besucht und am angeschlossenen Olympia-Stützpunkt trainiert, belegte mit 6,19 Metern Rang vier bei ihrem ersten internationalen Auftritt.

Angefangen hat sie mit Leichtathletik, als sie bei den Bundesjugendspielen in der Grundschule gemerkt hat, dass ihr Sprint und Weitsprung großen Spaß machen. Nach den ersten Schritten bei der TSG Deidesheim wechselte sie zum LTV Bad Dürkheim und wurde dort von Christian Heilmann trainiert. Sie entwickelte sich weiter, ihre Bestleistung 2014 als 13-Jährige: 4,86 Meter. „Zeit für einen Wechsel, wenn du es richtig machen möchtest“, sagte ihre Mutter damals zu Saskia. Die Familie, zu der noch drei jüngere Geschwister gehören, informierte sich über die verschiedenen Sportinternate im Umkreis, so auch in Mannheim und Frankfurt. „Das Internat in Saarbrücken hat uns am meisten überzeugt. Daher wechselte ich ab der achten Klasse an das Gymnasium in Saarbrücken, war aber zunächst noch bei einer Gastfamilie untergebracht“, erzählt Woidy. Inzwischen hat sie eine Bestweite von 6,31 Metern abgeliefert und startet für das LAZ Saar 05 Saarbrücken. Ihr Programm während der Sommersaison lässt wenig Raum für weitere Hobbys. Der Stundenplan ist individuell auf sie abgestimmt. So stehen auch schon mal dienstags und donnerstags am Vormittag zwei Übungseinheiten an. Am Freitag geht es am Morgen sowie am Nachmittag zur Sache. Aber auch der Montag und Mittwoch sind mit mindestens zwei Stunden Training belegt. „Hürdentraining, Sprint, Krafttraining, Sprintausdauer“, zählt Woidy auf. Es herrscht Abwechslung in den Übungsstunden. Auch wenn Sprint eine wichtige Voraussetzung für eine gute Weitspringerin ist und viele Athleten in beiden Disziplinen antreten, möchte sie den Fokus mehr auf den Weitsprung legen. Seit sie im Sportinternat lebt, hat Woidy ihre Technik verfeinert. Wichtig sei aber auch die psychologische Seite. So gehe sie konzentrierter in die Wettkämpfe, betont sie. Beim Weitsprung gibt es viele Besonderheiten. „Das Aufwärmen ist sehr wichtig: Man merkt dann, wie man an diesem Tag drauf ist, ob man ein Gefühl für die Anlage entwickelt. Aber egal, wie es ist: Man möchte immer das abliefern, was man auch im Training geleistet hat“, erklärt sie. Ihr Anlauf wird genau ausgemessen und liegt bei 30 Metern. Vorm Absprung sollte eine Springerin gar nicht das Brett im Blick haben, sondern darauf vertrauen, dass der Absprung genau passt. Sie selbst habe meist keine Probleme, treffe das Brett gut, erzählt die 17-Jährige. Überhaupt ist der Absprung das entscheidende Element: Wird er wackelig, dann lässt sich während der Flugphase nicht mehr viel korrigieren. „Es geht ja alles so schnell. Ich springe mit links ab, versuche, die Körperspannung zu halten, Höhe zu gewinnen und dann bei der Landung noch ein paar Zentimeter herauszuholen“, beschreibt die Schülerin der zwölften Klasse ihre Versuche. Bei der Europameisterschaft lief es in der Qualifikation ganz gut: Mit 6,12 Metern zog sie als Zweitbeste ins Finale ein. „Aber die Bedingungen waren am nächsten Tag nicht so gut, es regnete“, erzählt Woidy. Schließlich wurde sie mit 6,19 Metern Vierte, sprang um nur vier Zentimeter an der Bronzemedaille vorbei. „Mein Ziel waren die Top acht. Aber nachdem ich im Vorkampf so gut war, stiegen meine Erwartungen. Zunächst war ich etwas enttäuscht. Aber im Nachhinein bin ich doch sehr zufrieden“, betont sie. Zumal auch das Erlebnis im großen Starterteam und der Auftritt im Nationaltrikot „eine Ehre“ waren. Während des Wettkampfes schaltete sie die besondere Situation aber weitgehend aus. Woidy: „Der Ablauf war schließlich wie überall bei den Wettkämpfen. Aber es war toll, gegen Athleten anderer Nationen anzutreten.“ Jetzt bereitet sie sich auf die deutschen Meisterschaften Ende Juli in Rostock vor. Im Vorjahr konnte die 1,74 Meter große und 55 Kilogramm schwere Athletin nicht teilnehmen: Ein Muskelfaserriss, den sie bei den süddeutschen Meisterschaften kurz vorher erlitten hatte, sorgte für ein abruptes Ende ihrer Freiluftsaison. Es folgten vier Wochen Trainingspause und ein behutsamer Aufbau. 2016 belegte sie bei den nationalen Meisterschaften Platz vier über 100 Meter, wurde Sechste im Weitsprung und mit der Staffel über 100 Meter Vizemeister. Um auch jetzt wieder so gut abzuschneiden, verbringt sie die nächsten Tage in Saarbrücken mit ihrer Trainingsgruppe. Ferien und Freizeit sind dann fast ein Fremdwort. Aber sie fühlt sich wohl in der Gemeinschaft, die ihr der Sport schenkt.

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