Neustadt „Auch tagsüber Schlagkraft erforderlich“

Viele Wehrleute wurden befördert oder ausgezeichnet, links Feuerwehrdezernent Tobias Meyer.
Viele Wehrleute wurden befördert oder ausgezeichnet, links Feuerwehrdezernent Tobias Meyer.

Neuverpflichtungen, Ehrungen, aber auch die Verabschiedung von langjährigen Aktiven und von Klaus Sieber als stellvertretendem Wehrleiter: Der Feuerwehrabschluss- und Ehrenabend stand im Zeichen des ehrenamtlichen Engagements in all seinen Facetten. Feuerwehrdezernent Tobias Meyer (CDU) würdigte die Neuverpflichtung von sieben Wehrleuten als Zeichen, „wie agil und letztlich attraktiv“ die Feuerwehr sei. Er mahnte aber auch, dass das alles kein „Selbstläufer“ und die Nachwuchsfrage entscheidend dafür sei, eine funktionierende Wehr in der Gemeinde vorhalten zu können. 2018 sei mit bisher 246 Einsätzen ein neuer Höchststand erreicht. Meyer erinnerte an den Gasalarm im Badepark und den Wohnhausbrand in der Kirchgasse, bei dem auch mehrere Wehrleute verletzt wurden. Fast 200.000 Euro habe die Gemeinde in die Sicherheit, die Ausstattung und die Ausbildung der Wehrleute und damit auch in die Sicherheit der Bevölkerung investiert. Für 2019 stellte er unter anderem die Ersatzbeschaffung eines HLF 10 (Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug) und tragbarer Wasserwerfer in Aussicht. Wehrleiter Marco Himmighöfer richtete seinen Dank an alle Aktiven, die Jugendfeuerwehr sowie an die ehemaligen Kameraden, die in der Alters- und Ehrenabteilung unterstützend tätig sind. Himmighöfer skizzierte in einem Vergleich zu 2008, wie stark sich das Einsatz- und das Aufgabenspektrum in nur zehn Jahren verändert habe. So sei die Anzahl der Brände in diesem Zeitraum um 50 Prozent gestiegen. Glücklicherweise seien in diesem Jahr „nur“ zwei Großbrände – ein Wohnhausbrand in der Kirchgasse und der Brand des Nebengebäudes des Naturfreundehauses – zu verzeichnen gewesen. Die standardisierte Vorgehensweise, das Arbeiten von möglichst einem Basisfahrzeug aus, habe sich gerade bei parallelen Brandereignissen (Gebäudebrand Sägmühlweg, Großbrand Naturfreundehaus) bewährt. Das sei ein Beleg dafür, „dass Haßloch eine der leistungsfähigsten Feuerwehren im Landkreis ist“. Nicht viele Feuerwehren im Kreis hätten das personell und ausstattungstechnisch so leisten können, so Himmighöfer. Stark zugenommen habe die Anzahl der Verkehrsunfälle. Bei einem „besonders ereignisreichen Autobahntag“ im Mai habe es einen Pkw-Brand, infolgedessen einen Motorradunfall und einen weiteren Unfall mit mehreren Autos gegeben. Stark angestiegen sei auch die Anzahl kleinere Hilfeleistungen von der Tierrettung über Wasserschäden hin bis zu 28 Notfalltüröffnungen. Zwar kommentierte Himmighöfer humorvoll, die Feuerwehr „sei sicherlich die am schlechtesten bezahlte Einbrechertruppe im Großdorf“, verwies aber als Ursache auf den gesellschaftlichen Wandel: Immer mehr ältere und alleinlebende Menschen, aber auch der Trend, einfach einen Dienstleister anzurufen anstatt zur Selbsthilfe zu greifen, führten zum Anstieg der Einsatzzahlen. Dies sei auch im bundesweiten Trend zu beobachten. Angestiegen sei auch die Anzahl der Einsätze mit Gefahrenzug und Sonderfahrzeugen. Ein Gefahrenstoffeinsatz, der Chlorgasaustritt im Badepark, habe den „positiven“ Effekt gehabt, „dass sich keiner das Aus der Nationalelf bei der Fußball-WM anschauen musste“. Mit aller Deutlichkeit richtete Himmighöfer erneut den Appell an die Gemeinde, einen starken Wirtschaftsstandort mit mehr Arbeitsplätzen zu entwickeln, um die Tagesalarmverfügbarkeit zu erhöhen. „Wir brauchen mehr Arbeitsplätze für die Mitglieder der Feuerwehr.“ Über 60 Tageseinsätze während der Arbeitszeit, aber nur 15 bis 20 Wehrleute, darunter Schüler und Schichtarbeiter, seien tagsüber in Haßloch verfügbar. „Eine Gemeinde wie Haßloch mit über 21.000 Einwohnern braucht rund um die Uhr eine schlagkräftige Feuerwehr, damit sich die Menschen auf die Hilfe 24 Stunden lang verlassen können. Die politischen Gremien müssen dieses Thema angehen.“ Ein besonderer Dank sei an die Arbeitgeber zu richten, die es den Wehrleuten ermöglichen, tagsüber problemlos zu den Einsätzen auszurücken. Mit Blick auf 2019 sagte Himmighöfer, dass der Landkreis derzeit einen neuen Einsatzleitwagen beschaffe und in Haßloch stationieren werde. Dies bedeute jede Menge neue Technik und Ausbildungsaufwand. Die 2018 geschaffene FSJ-Stelle (Freiwilliges Soziales Jahr) habe sich bewährt und soll auch 2019 wieder besetzt werden. Dank richtete Himmighöfer an die Verwaltungsspitze sowie die politischen Gremien, mit denen „zielorientiert und auf Augenhöhe“ zusammengearbeitet worden sei sowie an Polizei und Hilfsorganisationen. Über 47 Jahre aktive Tätigkeit bei der Feuerwehr ließ Heinz-Peter Gier in seiner „Chronik eines Feuerwehrlebens“ Revue passieren. Gier, Träger zahlreicher Feuerwehrehrenabzeichen, beendet „als erster und letzter Saarländer“ aus Altersgründen den aktiven Dienst. Klaus Sieber, stellvertretender Wehrleiter, legt sein Amt aus persönlichen und beruflichen Gründen zum Jahresende nieder. Vanessa Steckmann berichte über die Aktivitäten der Jugendfeuerwehr, die in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen feierte und bei der 13 Jungen und vier Mädchen zwischen zehn und 16 Jahren aktiv sind. Uwe Lieberknecht berichtete über die Alters- und Ehrenabteilung, der zwölf ehemalige Feuerwehrmänner angehören, die Aktionen vom Zeltlager bis zum Tag der offenen Tür unterstützen.

Einsatzübung beim Tag der offenen Tür im September.
Einsatzübung beim Tag der offenen Tür im September.
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