Neustadt Auch die Vögel sind schon da

«Neustadt-Gimmeldingen.» Den Frühling, Liebeslust und Liebesleid besang die Neustadter „Liedertafel“ am Samstagabend vor zahlreich erschienen Zuhörern bei ihrem romantischen Hofkonzert im Weingut Peter Stolleis. Hauptwerke des Abends waren die „Liebeslieder-Walzer“ von Johannes Brahms.

Das Konzert im Hof des Weinguts war eine Premiere. Ein Mitglied der „Liedertafel“ hatte angeregt, ein Freiluftkonzert des Chores dort zu veranstalten. Diesem Vorschlag kam die Familie Stolleis als Musikliebhaber gerne entgegen. Ein Flügel wurde herangeschafft, die zahlreichen Stühle, die sonst nur beim Herrenweinabend der Liedertafel Verwendung finden, im ganzen Hof verteilt und ein mehrstufiges Podium für die Sänger aufgebaut. Die „Liedertafel“ habe eben viele tatkräftige Mitglieder, freute sich der Vorsitzende Frank Sobirey. Zum Auftakt sang der Chor vier „Lenz- und Liebeslieder“ des Schweizer Komponisten Hans Huber. Man hatte am Nachmittag geprobt, aber wie es im abergläubischen Bühnenleben so ist: Gelingt die Generalprobe besonders gut, hat man Pech bei der Premiere. Der Chor musste sich im ersten Teil noch einsingen. Hans Hubers „Schlussgesang“, der als Zugabe am Schluss des Konzertes wiederholt wurde, klang beim zweiten Durchgang wunderbar, während er im ersten Teil noch ein wenig holperte. Kern des Konzertes waren die „Liebeslieder-Walzer“. Ursprünglich für Klavier zu vier Händen und Gesangsquartett komponiert, wurden sie auch Brahms’ Lebzeiten auch mit großem Chor aufgeführt. Oft sang dabei nicht der ganze Chor, sondern mal die Männer, mal die Frauen, so wurden die Zwiegespräche in den Liedern dramatisiert. Die Männerstimmen waren akustisch im Nachteil, sie waren, da viel weniger zahlreich, manchmal kaum zu hören, und die Akustik auf dem großen Hof fasste die Töne auch nicht so zusammen, wie es im Innenraum oder einer Konzertmuschel der Fall wäre. Gar nicht im akustischen Nachteil waren die Vögel, die nicht nur in den Liedtexten häufig vorkamen, sondern auch leibhaftig im Hof. Sie sangen zum Amüsement des Publikums kräftig mit, besonders eine Amsel tat sich hervor. Im letzten Teil, drei Stücken aus Edward Elgars „From the Bavarian Highlands“, lief der Chor zu großer Form auf, die kleinen Unebenheiten des Anfangs waren vergessen. Die vierhändige Klavierbegleitung durch die Pianistinnen Verena Börsch und Eva Braunstein gab dem Gesang während des ganzen Konzertes kräftiges Volumen und war ein besonderer Genuss. Gleiches lässt sich über die Solovorträge des jungen Tenors Fabian Kelly sagen, begleitet am Flügel vom Dirigenten Hans Jochen Braunstein. Kelly ist gewissermaßen ein heimisches Gewächs, mit 15 Jahren sang er selbst im Chor der Liedertafel, heute ist er ein vielseitiger Musik- und Gesangsprofi. Er sang Ludwig van Beethovens „An die ferne Geliebte“ und drei Lieder von Richard Strauss, „Du meines Herzens Krönelein“, „Die Nacht“ und das sehr bekannte „Zueignung“. Alle Gefühle von Liebeslust und Liebesweh, von Sehnsucht und Erlösung gestaltete er, perfekt in Intonation und Dynamik mit großer Ausdrucksstärke. Das Publikum war begeistert. Es erlebte ein schönes Sangesfest im Hof des Weinguts. Ob dieser Anfang zu einem regelmäßigen Termin des Chors werden wird, wird sich zeigen. Der nächste Termin der „Liedertafel“ ist jetzt das große Sommernachtsfest am 18. August auf dem Haardter Schloss.

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