Ludwigshafen Zum Fitnessguru in die USA

«Ludwigshafen.» Mittlerweile können Dominik Claus und Pascal Kirchenbauer wieder herzhaft lachen und scherzen. Das war eine gewisse Zeit lang nicht der Fall. Denn die beiden 21 Jahre alten Handballer des Zweitligisten TSG Ludwigshafen-Friesenheim hatten lange an ihren schweren Verletzungen zu knabbern. Es war im vergangenen Jahr. Pascal Kirchenbauer hatte sich nach seinem ersten Kreuzbandriss Mitte Dezember 2015 wieder zurückgearbeitet. Monate der Schinderei waren vorbei. Nun konnte der Spielmacher der TSG wieder Handball auf hohem Niveau spielen – das, was er am liebsten tut. Doch die Freude hielt nur kurz an. Siebenmal spielte Kirchenbauer für Friesenheim, dann folgte der zweite Kreuzbandriss. Am 18. November 2016 riss sich Kirchenbauer beim Spiel in Konstanz wieder das Kreuzband. Doch dieses Mal war es das gesunde Knie. „Ich komme wieder“, schrieb er in einer SMS-Botschaft an die Mannschaft. Davon ist auch Dominik Claus überzeugt. Das persönliche Drama des jungen Handballers setzte sich nach seinem ersten Kreuzbandriss 2011 am 22. Juli 2016 fort. Im Länderspiel mit der deutschen Junioren-Nationalmannschaft gegen Slowenien zog sich Claus einen Kreuzbandriss mit Meniskus- und Knorpelschaden zu. Claus durchlebte danach eine schwere Zeit. Die zweite Verletzung hatte ihm doch schwer zugesetzt. Doch Claus fand in seiner Familie und seiner Freundin Halt – und in seinem Berater Marc Rapparlié. Der hat nun dafür gesorgt, dass Claus zusammen mit Kirchenbauer am Samstag in die USA nach Pheonix fliegt. Dort werden beide drei Wochen lang in einem hochmodernen Trainingszentrum von Marc Verstegen an ihrer Rückkehr arbeiten. Verstegen ist ein amerikanischer Fitnesstrainer, vielleicht der beste weltweit. Seit 2004 arbeitet er mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zusammen. Viele Stars besuchen Verstegen, um sich körperlich auf die neue Saison vorzubereiten. „Das ist dort eine ganz andere Stimmung als bei uns. Es ist alles viel positiver“, beschreibt Kirchenbauer, der schon nach seinem ersten Kreuzbandriss in Phoenix war. Zwei Einheiten am Tag stehen auf dem Programm. Das Ludwigshafener Duo wird die ganzen drei Wochen von Trainern begleitet. „Diese kontrollieren und korrigieren die Ausführungen“, sagt Rapparlié. Rapparlié knüpfte damals über Ex-Nationalspieler Markus Baur Kontakt zu Verstegen. Er pflegt diesen seitdem, sagt er. Fünf seiner Spieler seien seither schon in den USA gewesen. Prominentestes Beispiel ist der Ludwigshafener Christian Dissinger. Der Nationalspieler hat zwei schwere Knieverletzungen gut überstanden – auch dank der Zeit in Phoenix. Das Training in den USA ist exakt auf die Bedürfnisse der Sportler abgestimmt. Hinzu kommt ein spezieller Ernährungsplan. „Ich bin sehr gespannt darauf“, sagt Dominik Claus, „Pascal hat schon viel darüber erzählt. Das wird bestimmt extrem cool. Ich habe mir auch ein Buch von Marc Verstegen gekauft und es auch schon gelesen.“ Für Lehramtsstudent Claus ist es eine Etappe auf seinem Weg zurück. Er will immer noch Profi werden. Kommende Saison versucht er dies bei der SG BBM Bietigheim. Kirchenbauer hat noch Vertrag bis 2018 bei der TSG Friesenheim. In Phoenix bekommen die beiden zudem eine Lektion in Sachen Profidasein. „Wichtig ist, dass sie begreifen, wie ein Profi arbeiten muss, will er Profi werden. Das bekommen sie dort vorgelebt“, sagt Marc Rapparlié.

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