Ludwigshafen „Wir stoßen an unsere Grenzen“

Sozialdezernentin Beate Steeg (links) und Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (rechts) zu Gast beim „Schutzraum“. Zwischen den b
Sozialdezernentin Beate Steeg (links) und Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (rechts) zu Gast beim »Schutzraum«. Zwischen den beiden sitzt Ulli Baumann und berichtet.

„Es ist immer kompliziert. Die einfachen Fälle landen nicht bei uns“, sagt Ulli Baumann. Der Vorsitzende der Männer und Junge-Väter-Beratungsstelle „Schutzraum“ hat Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) am Montagnachmittag innerhalb der Online-Aktion „Hol die OB“ die Arbeit seines Vereins vorgestellt. Rund 20 Mitglieder beraten dabei junge Menschen, die durch das Raster gefallen sind.

Seit 2013 arbeitet der Verein. Er betreut aktuell 24 junge Menschen. „Und wir stoßen gerade an die Grenzen dessen, was wir ehrenamtlich leisten können“, berichtet Baumann. Ursprünglich war der Verein aus einem Projekt der Diakonie entstanden, die jedoch die finanzielle Unterstützung irgendwann eingestellt hatte. „Aber wir wollten die jungen Menschen deshalb nicht einfach fallenlassen“, erzählt Baumann, wie es zur Gründung des Vereins gekommen war, in dem ausgebildete pädagogische Fachkräfte sich zur ehrenamtlichen Arbeit in der Betreuung verpflichtet haben. Der „Raum“ stehe dabei im Mittelpunkt. Einzelne Projekte des Vereins heißen deshalb „Freiraum“, „Spielraum“, „Laborraum“ oder eben „Wohnraum“ – jüngstes Projekt und Grund für die Einladung an die Oberbürgermeisterin. „Dabei unterstützt unser Vereinsmitglied Norbert Ries unsere Klientel bei der Wohnungssuche.“ Keine einfache Suche bei jungen Menschen ohne Arbeitsplatz, die teilweise schon Haftstrafen abgesessen haben und den Auflagen der Hartz-IV-Gesetzgebung unterliegen, die die Miete eben nur bis zu einer gewissen Höhe übernimmt. „Von 100 Wohnungen kommen dabei in Ludwigshafen nur drei oder vier in Frage. Und dort wollen die Vermieter oft eben gerade niemanden in der Wohnung, dessen Miete ,vom Amt’ bezahlt wird“, berichtet ein Vereinsmitglied. Trotzdem lieben die Mitglieder ihren Verein. „Wir haben den Freiraum, um mit Menschen zu arbeiten“, erklärt der Vorsitzende. Dabei könne die unabhängige Organisation oft unbürokratischer und direkter helfen. Manchmal. Oft werde die Hilfe aber auch durch bürokratische Hemmnisse erschwert: „Ich habe einen Wohnsitzlosen jungen Menschen von 20 Jahren mit Reifeverzögerungen, dessen griechischer Pass abgelaufen ist und der weder einen neuen griechischen noch einen deutschen Ausweis erhält“, berichtet einer der ehrenamtlichen Betreuer. Er wünschte sich deshalb einen Ansprechpartner bei der Verwaltung, der wiederum mögliche Ansprechpartner bei den unterschiedlichen Stellen nennen könne. „Genau das ist eigentlich die Aufgabe der zentralen Verwaltungskurzwahl 115“, sagte Steinruck. Dem Wunsch des Vereins nach finanzieller Unterstützung konnte die SPD-Politikerin nicht entsprechen. „Wir haben gerade den aktuellen Haushalt verabschiedet – und der ist noch nicht einmal genehmigt“, sagte Steinruck, die Sozialdezernentin Beate Steeg (SPD) mitgebracht hatte. „Aber wir könnten den Kontakt zu Sponsoren oder Stiftungen herstellen, die solche Projekte gerne unterstützen“, so die Oberbürgermeisterin. Der fehlende Wohnraum in der Stadt „in allen Preislagen“, so die Oberbürgermeisterin, sei bereits als Problem erkannt worden.

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