Ludwigshafen Wir sind Pilger
Warum müssen sie weg? Diese und andere Fragen haben sich viele Pfarrmitglieder in den letzten Monaten gestellt, als die Versetzung drei unserer Mitbrüder angekündigt wurde, welche seit vielen Jahren in der Pfarrei Heiliger Franz von Assisi in Ludwigshafen-Oggersheim tätig waren. Dafür sind neue Brüder gekommen, darunter auch ich. Nach meinem Studium der Philosophie und Theologie in Krakau und Würzburg darf ich hier vor allem auch in der Jugendarbeit tätig sein, und ich freue mich auf die Menschen, denen ich auf meinem Weg begegnen werde. Dieses Kommen und Gehen wird verständlich, wenn man die Struktur und das Wesen des Franziskanerordens kennt. Der Ordensgründer Franz von Assisi hat von Anfang an das brüderliche Leben betont. Um das Zusammenleben zu fördern, treffen sich noch heute jährlich alle Mitbrüder zu gemeinsamer Begegnung und Austausch. Dort werden auch Entscheidungen getroffen, Dienste und Aufgaben vergeben. Dabei wollte der heilige Franziskus dies nie als Macht, sondern als Dienen verstanden wissen. Brüderlichkeit und Dienst am Mitmenschen sind Kernpunkte franziskanischen Lebens. Bis heute werden die wichtigsten Ordensentscheidungen bei diesen „Kapitel“ genannten Treffen gefällt, so auch die Wahl des Provinzialministers, seiner Mitarbeiter und der Guardiane. Anders als bei den benediktinischen Orden, welche die Ortsgebundenheit (Stabilitas loci) pflegen, sind Ortswechsel, also Versetzungen Teil des franziskanischen Ordenslebens. Dies hat einen apostolischen und eschatologischen Charakter: Schon die ersten Minderbrüder haben das Evangelium auch als Wandermönche zu den Menschen getragen. Gleichzeitig leben wir im Bewusstsein, dass wir Pilger auf dieser Erde sind und unsere Heimat im Himmel bei Gott ist. Franziskanische Armut bedeutet Freiheit: Bereit sein, einen Ort zu verlassen, gewohnte und lieb gewonnene Dinge aufzugeben und dadurch innerlich frei zu werden für Gott. Natürlich kann dies auch Nachteile mit sich bringen. Die Brüder des heiligen Franz zeigen mit dieser Lebensform, dass Gott bei allen Unbeständigkeiten der Einzige ist, der immer bleibt. Zur Person Pater Kamil Czupski (27) ist Diakon in der Pfarrei Heiliger Franz von Assisi |Foto: Czupski/frei